Szene
"Haus der Geschichte" ringt mit der Erinnerung
Im "Haus der Geschichte" kann man eine neue Spezial-Ausstellung besichtigen. Das Thema lautet "Erinnern: die Gegenwart der NS-Vergangenheit".
Erstaunlich, wie viel Museum auf so wenig Platz stattfinden kann. Die neue Spezial-Ausstellung im "Haus der Geschichte Österreichs" kommt – nobel geschätzt – mit nicht einmal 50 Quadratmetern aus. Aber wer sich eineinhalb Stunden Zeit dafür nimmt, hat noch längst nicht alles erstöbert. Blickfang der Schau "Erinnern: die Gegenwart der NS-Vergangenheit" im Haus am Heldenplatz sind vier ineinander verschlungene Ringe, jeder davon zwei Meter lang.
Auf LED-Laufschrift wird schlagwortartig die ewig schmerzvolle Debatte belebt: Österreich, wie hältst du es 2023 mit der Nazizeit und den Ausaperungen in den Folgejahren bis heute herauf? Die Aussagen von Zeitzeugen, Schulkindern, Zeitungstiteln ziehen als Spruchbänder über den Köpfen der Besucher durch den Raum, ohne erkennbaren Anfang, ohne Ende, symbolhaft. Beklemmend die Puppe, die "Spiegelgrund-Opfer" Friedrich Zawrel als Kind darstellt. Der "Walküren-Helm" aus dem Gesellschafts-Erreger "Burgtheater" ist zu sehen, ebenso ein "Schutzmantel", gestaltet von zwei Schulklassen als Erinnerung an den Massenmord, den die Nazis an Romnija und Roma verübten.
Auch kaum vergangene Vergangenheit hat ihren Auftritt: Unter Glas sind zwei Judensterne ausgestellt, in der Mitte steht das Wort "ungeimpft" – getragen auf einer Demo gegen die Corona-Impfpflicht. Zwei Kuverts liegen daneben, Post vom Gericht. Die Verharmlosung der Shoa wurde mit 15 Monaten bedingt geahndet. Das "Haus der Geschichte" hält am ersten Mai offen, obwohl Montag sonst ein Schließtag ist. Am siebten Mai, dem "Tag der Befreiung", ist der Eintritt kostenlos. Umsonst ist der Besuch zu keiner Zeit.