Wilde Theorie

Hat Trump das Börsenbeben ganz bewusst provoziert?

Trump soll die Börse absichtlich zum Absturz bringen, so eine neue These. Zwei Finanzprofis halten nichts davon.
20 Minuten
11.03.2025, 19:42

Nach dem Börsenbeben an der Wall Street macht auf Social Media eine Theorie die Runde: Donald Trump und US-Finanzminister Scott Bessent sollen die Börse bewusst zum Absturz gebracht haben, um US-Notenbank-Chef Jerome Powell zu einer Zinssenkung zu drängen. "Niemand wird mit hohen Zinsen reich, weil die Leute kein Geld leihen können", sagt Trump.

An die Theorie glaubt auch Anthony Pompliano, CEO von Professional Capital Management. Der Grund für diesen Plan sei, dass in den kommenden Monaten rund sieben Billionen US-Dollar an Staatsschulden fällig werden.

Da die USA diese mit Staatsanleihen refinanzieren, würden sie von tieferen Zinsen profitieren. Genau das ist schon passiert: Die Rendite der zehnjährigen Staatsanleihen fiel seit Jänner von rund 4,5 auf 4,2 Prozent.

Das klingt nach wenig, bewirkt aber viel: Sinken die Zinsen um 0,5 Prozent, sparen die USA bei einem Anleihen-Volumen von sieben Billionen US-Dollar jährlich einen zweistelligen Milliardenbetrag. Niedrigere Zinsen erleichtern aber nicht nur die Refinanzierung der Staatsschulden, sondern kurbeln auch den Konsum an. "Gebt den Leuten günstiges Kapital, und sie werden damit etwas anfangen", sagt Pompliano.

Finanzexpertin hält nichts davon

Ist das plausibel? "Wohl kaum", sagt Katja Gisler, Senior Investment Strategist bei Wellershoff & Partners. Man müsse die mögliche Einsparung ins Verhältnis zur gesamten US-Zinslast in der Höhe von jährlich gut 1100 Milliarden US-Dollar setzen, dann sehe man, dass die Theorie absurd sei.

"Selbst für Trump zu waghalsig"

"Ein solches Vorgehen tönt mir selbst für Trump zu waghalsig, und es wäre nicht zu Ende gedacht", sagt auch Claude Maurer, Chefökonom von Bak Economics. "Eine Zentralbank senkt die Zinsen nur, wenn eine Rezession droht, und nicht wegen eines Börsenabsturzes", sagt Maurer.

Damit Powell Zinssenkungen vornehme, müsste Trump die Wirtschaft glaubhaft in eine Rezession führen, so Maurer: "Es gäbe einfachere Wege, um dem Staat Ersparnisse zu bringen als eine Rezession." Auch Haushalte bezahlten lieber höhere Zinsen und hätten dafür einen Job, anstatt in einer Rezession arbeitslos zu sein und tiefere Zinsen zu bezahlen.

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