Welt

Harte Kritik an Klimakonferenz – "Flop der Sonderklasse

Die Kritik an den Ergebnissen der Weltklimakonferenz reicht von "Schlafwandlerei" bis hin zu "klimapolitischer Flop der Sonderklasse".

Jochen Dobnik
Ägyptens Außenminister Sameh Shukri (links) leitete die UN-Klimakonferenz in Sharm el-Sheikh.
Ägyptens Außenminister Sameh Shukri (links) leitete die UN-Klimakonferenz in Sharm el-Sheikh.
JOSEPH EID / AFP / picturedesk.com

Das Beste gleich einmal zu Beginn: Nach jahrzehntelangen Debatten hat sich die Weltklimakonferenz erstmals auf einen gemeinsamen Geldtopf zum Ausgleich von Klimaschäden in ärmeren Ländern geeinigt. In ihrer Abschlusserklärung bekräftigten die rund 200 Staaten außerdem ihre frühere Entscheidung, schrittweise aus der Kohle auszusteigen. Aber: Ein Abschied von Öl und Gas wird nicht erwähnt.

Damit bleibt die Erklärung hinter den Forderungen vieler Staaten, Klimaaktivisten und Experten zurück, die ein Ende der Abhängigkeit von schmutzigen Energieträgern als zwingend betrachten.

"Die Staatengemeinschaft lässt die Welt weiterhin auf einem Kurs, der auf katastrophale Klimafolgen zusteuert, sie liefert keinen Fahrplan aus der Klimakrise. Positiv ist hervorzuheben, dass ein Fonds für Verluste und Schäden eingerichtet werden soll, obwohl die Frage der Finanzierung hier offen bleibt. Es ist jetzt notwendig, die Energiewende in jedem einzelnen Land mit voller Entschlossenheit voranzubringen, damit der Ausstieg aus fossiler Energie Realität wird, auch wenn man sich hier nicht auf weiterreichende Beschlüsse zum Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas einigen konnte", so Johannes Wahlmüller, Klima- und Energiesprecher von GLOBAL 2000.

Klimanachbesserungen erst 2023, aber freiwillig

In der Abschlusserklärung wurden die Staaten außerdem aufgefordert, ihre größtenteils unzulänglichen Klimaschutzpläne bis spätestens zur nächsten Klimakonferenz nachzubessern. Diese findet Ende 2023 in den Vereinigten Arabischen Emiraten statt. Die Nachbesserungen bleiben jedoch freiwillig, eine Verpflichtung gibt es nicht – für WWF-Klimasprecher Thomas Zehetner ein verlorenes Jahr für den Klimaschutz: "Diese Klimakonferenz wird in die Geschichte eingehen – und zwar als jener Moment, in dem die Welt das Erreichen des 1,5-Grad-Ziels aufgegeben hat. Die auf der Klimakonferenz beschlossenen Emissions-Minderungen reichen nicht aus, um den globalen CO2-Ausstoß bis 2030 um die Hälfte zu reduzieren. So schlafwandeln wir weiter in die Klimakrise".

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    Der Klima-Kleber im Leopold Museum.
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    Bei der drängenden Eindämmung der Erderwärmung stellen Umweltorganisationen der Konferenz ein ungenügendes Zeugnis aus. 2015 hatte die Weltgemeinschaft in Paris vereinbart, die Erwärmung möglichst auf 1,5 Grad zu begrenzen, im Vergleich zur vorindustriellen Zeit. Die Welt hat sich nun schon um gut 1,1 Grad erwärmt, Österreich noch stärker. Ein Überschreiten der 1,5-Grad-Marke erhöht nach Warnungen der Wissenschaft deutlich das Risiko, sogenannte Kippelemente im Klimasystem und damit unkontrollierbare Kettenreaktionen auszulösen.

    "Klimapolitischer Flop der Sonderklasse"

    "Es wurde wieder einmal verabsäumt, Länder wie China, die USA oder auch Indien mehr in die Pflicht zu nehmen. Zusammen sind diese nämlich für die Hälfte der globalen CO2-Emissionen verantwortlich und müssen endlich zur Kasse gebeten werden. Rund 200 neue Kohlekraftwerke sind derzeit in Bau und sollen Schritt für Schritt eröffnet werden – da ist die nun beschlossene Aufforderung an alle Staaten, die Energiegewinnung durch Kohle schrittweise zu verringern, lediglich ein Hohn", kommentiert FPÖ-Umweltsprecher Walter Rauch den "klimapolitischen Flop der Sonderklasse". 

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