Kritik am Lehrplan

"Handyverbot an Schulen geht an Realität völlig vorbei"

Bundesschulsprecher Marius Hladik hat eine klare Meinung zur Diskussion um ein Handyverbot an den Schulen.

Jochen Dobnik
"Handyverbot an Schulen geht an Realität völlig vorbei"
In der Steiermark wird derzeit mit Hochdruck an einem Handyverbot an allen steirischen Pflichtschulen gearbeitet.
(Bild: kein Anbieter/iStock)

In Österreich sind Handyverbote an Schulen seltene Ausnahmen und werden nicht bundesweit eingesetzt, denn Schule und Bildung sind Ländersache. Die Steiermark ist derzeit das einzige Bundesland, das eine flächendeckende Beschränkung diskutiert – "Heute" hat berichtet. "Handyverbot an Schulen geht an der Realität vorbei", findet jedoch Bundesschulsprecher Marius Hladik.

Großbritannien setzt seit dem Frühjahr auf ein Verbot von Handys und anderen mobilen Geräten im Schulalltag, um Ablenkungen, Störungen und Mobbing zu verhindern. Ähnlich handhaben es auch Italien, die Niederlande und Belgien. Auch in Deutschland wird seit der PISA-Studie 2022 der Ruf nach einem Umdenken bei der Handynutzung in Unterricht und Schule lauter.

"Smartphones sind schon vor Jahren im täglichen Leben angekommen, ein Verbot in Schulen wie in England oder Belgien geht an der Realität völlig vorbei!", so Hladik, selbst Schüler an einer HTL in Wien. Zu glauben, dass man Probleme wie Mobbing und Handysucht, aber auch die Verbreitung von Fake-News einfach mit einem Verbot von Endgeräten in den Griff bekomme, sei kurzsichtig.

VIDEO: "Perversion unserer Zeit" - kommt Aus für Handys an Schulen?

In Österreich forderte zuletzt die Lehrergewerkschaft ein Handyverbot. Das Bildungsministerium ist anderer Ansicht. Man sehe in der Digitalisierung eine Chance und wolle es den Schulen überlassen, wie sie sinnvoll mit Smartphones und KI im Unterricht umgehen.

Einbeziehen in Unterricht statt verbieten

Die Einbeziehung digitaler Medien in den Unterricht bereite junge Menschen auf das Leben vor, erklärt Hladik. Mit einer Durchsetzung von Handyverboten in Schulen Jugendliche nicht nur mit den Möglichkeiten, sondern auch mit den Risiken, welche mit der Nutzung von allerlei Apps und den sozialen Medien verbunden sind, allein gelassen werden.

"Erst mit der Einbeziehung in den Unterricht könnten die vielfältigen Probleme klar und offen angesprochen und gemeinsam Lösungskonzepte erarbeitet werden", erklärt Hladik.

Verbot in der Volksschule "Ausnahme"

In der Steiermark wird derzeit mit Hochdruck an einem Handyverbot an allen steirischen Pflichtschulen gearbeitet. Ein Vorgehen, das der Bundesschulsprecher des vergangenen Jahres im Ansatz als "Ausnahme" unterstützt, da "die Primarstufe [Vorschulen, Volksschulen und Sonderschulen, Anm.] [...] auch die sozialen Kompetenzen der Kinder ausbilden soll."

Ein "teilweises Handyverbot" sei jedoch nachvollziehbar, da privat genutzte Smartphones und Tablets während des Unterrichts tatsächlich ablenken, so Hladik. Das beste Gegenmittel könne aber auch hier nicht einzig ein Verbot sein, ein zeitgemäßer Lehrplan und motivierte und motivierende Lehrende seien das beste Rezept gegen Unaufmerksamkeit.

Auch das Forum Mobilkommunikation (FMK) spricht sich in einer Aussendung generell gegen Verbote aus, welche die Nutzung von Tablets und Handys in den Sekundarstufen [5. bis 8. Schulstufe, Anm.] betreffen. Es bietet daher Ende September einen neuen, interdisziplinären Online-Kurs an, welcher umfangreiches, begleitendes Unterrichtsmaterial zum Thema Smartphones und deren Nutzung beinhaltet.

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Auf den Punkt gebracht

  • In Österreich sind Handyverbote an Schulen selten und werden nicht bundesweit umgesetzt, wobei die Steiermark als einziges Bundesland eine flächendeckende Beschränkung diskutiert
  • Bundesschulsprecher Marius Hladik und das Bildungsministerium betonen die Bedeutung der Digitalisierung im Unterricht und lehnen strikte Verbote ab, während sie auf die Notwendigkeit eines zeitgemäßen Lehrplans und motivierter Lehrkräfte hinweisen
dob
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