Experte klärt auf
Hai-Alarm am Urlaubsstrand – darum kommt er so nahe
Ob ein Hammerhai vor Gran Canaria oder Blauhaie vor der Küste Kroatiens: Wie wir uns verhalten sollten, weiß Meerestier-Experte Daniel Abed-Navandi.
Erst kürzlich sorgten zwei kleine, spitze Flossen, die plötzlich direkt vor dem Strand des kroatischen Urlaubsortes Vodice für Aufregung. "Heute" berichtete. Die Stimmen in dem TikTok-Video sind sich sicher: "Da ist ein Hai – es ist ein Baby." Tatsächlich sind junge Blauhaie in der Adria nichts Ungewöhnliches. Auch handelte es sich nicht um die erste Hai-Sichtung des Jahres an einem beliebten Urlaubsstrand. Nur wenige Wochen zuvor flüchteten auf der Kanarischen Insel Gran Canaria Badende vor einem Hammerhai.
Auf Videos ist zu sehen, wie das Tier dem Sandstrand derart nahe kam, dass es scheinbar Schwierigkeiten hatte, wieder zurückzukommen. "Das ist unüblich. Es handelt sich ganz offensichtlich um einen desorientierten Hammerhai an einem Ort, der ihm nicht guttut, wo er sich nicht wohlfühlt", urteilt Daniel Abed-Navandi, stellvertretender Direktor im Haus des Meeres, im "Heute"-Gespräch.
Ist die Fischerei schuld?
Wie das Meerestier in diese Situation geraten ist, darüber kann auch der Experte für Meerestiere nur mutmaßen. "Man weiß nicht, was vorher passiert ist. Vielleicht ist er am Haken gehangen. Eine schlechte Erfahrung mit der Fischerei wäre für mich die plausibelste Erklärung, da das Tier schwer gestresst wirkt."
Einen bewussten Angriff des Hammerhais auf Menschen zweifelt Abed-Navandi jedoch an. "Grundsätzlich sind es neugierige Tiere und können sich deshalb im tieferen Wasser auch einem Boot nähern. Machen sie damit eine positive Erfahrung, sprich, werden sie beispielsweise gefüttert, dann kommen sie wieder." Verpasse man ihnen hingegen einen Schlag auf die Nase, wird man sie nie wieder sehen. "Es liegt also wortwörtlich in der Hand des Menschen, ob sich ein Hai in Zukunft nähert oder lieber fernbleibt - und Zweiteres ist für beide Seiten gesünder."
Schlecht abgerichteter Hund
Einem Hammerhai vor den tiefen Gewässern vor den Kanarischen Inseln zu begegnen, sei auch nichts Ungewöhnliches. "Von den insgesamt neun Arten kommen vier in diesem Bereich vor." Ihr größter Vertreter ist der Große Hammerhai (Sphyrna mokarran), der sechs Meter lang werden kann.
In dem Video handelt es sich jedoch um einen Bogenstirn-Hammerhai, jene Spezies, die besonders häufig in Küstennähe beobachtet wird. "Ein Sphyrna lewini kann vier Meter groß werden. Davon dürfte auch dieses Exemplar nicht weit entfernt gewesen sein und damit rund 150 Kilogramm schwer sein. Ein Tier in einer solchen Dimension sollte man schon mit Vorsicht behandeln, wie einen sehr großen Hund, der schlecht abgerichtet ist."
Finger weg von Haien
In Ruhe lassen
Wie man sich bei solchen Begegnungen verhalten sollte, ist für den Experten klar: "An Land bleiben, wenn ich im Wasser, dann natürlich zügig aus dem Wasser raus. Und den Hai am besten in Ruhe lassen." Ein Tier solcher Größe habe viel Kraft. "Da ist die Hand schnell weg."
„Da ist die Hand schnell weg.“
Grundsätzlich sei jedes Lebewesen, das mehr als 20 Kilogramm auf die Waage bringt, für uns gefährlich. Es gilt: "Hände weg! Denn diese Tiere haben wir nicht mehr unter Kontrolle."
Hammerhai im Haus des Meeres
Übrigens können auch mitten in Wien Hammerhaie beobachtet werden. "Einer der Kleinsten", erzählt Abed-Navandi stolz. Seit mehreren Jahren leben im Haus des Meeres Spatenkopf-Hammerhaie im Karibik-Becken im 10. Stock. Sphyrna tiburo werden gerade einmal 125 Zentimeter lang.