Experte klärt auf

Hai-Alarm am Urlaubsstrand – darum kommt er so nahe

Ob ein Hammerhai vor Gran Canaria oder Blauhaie vor der Küste Kroatiens: Wie wir uns verhalten sollten, weiß Meerestier-Experte Daniel Abed-Navandi.

Christine Scharfetter
Hai-Alarm am Urlaubsstrand – darum kommt er so nahe
Auf Gran Canaria strandete ein Hammerhai fast an einem beliebten Touristenstrand.
"Heute"-Montage: Christian Zappel / Westend61 / picturedesk.com, Twitter

Erst kürzlich sorgten zwei kleine, spitze Flossen, die plötzlich direkt vor dem Strand des kroatischen Urlaubsortes Vodice für Aufregung. "Heute" berichtete. Die Stimmen in dem TikTok-Video sind sich sicher: "Da ist ein Hai – es ist ein Baby." Tatsächlich sind junge Blauhaie in der Adria nichts Ungewöhnliches. Auch handelte es sich nicht um die erste Hai-Sichtung des Jahres an einem beliebten Urlaubsstrand. Nur wenige Wochen zuvor flüchteten auf der Kanarischen Insel Gran Canaria Badende vor einem Hammerhai.

Auf Videos ist zu sehen, wie das Tier dem Sandstrand derart nahe kam, dass es scheinbar Schwierigkeiten hatte, wieder zurückzukommen. "Das ist unüblich. Es handelt sich ganz offensichtlich um einen desorientierten Hammerhai an einem Ort, der ihm nicht guttut, wo er sich nicht wohlfühlt", urteilt Daniel Abed-Navandi, stellvertretender Direktor im Haus des Meeres, im "Heute"-Gespräch.

Ist die Fischerei schuld?

Wie das Meerestier in diese Situation geraten ist, darüber kann auch der Experte für Meerestiere nur mutmaßen. "Man weiß nicht, was vorher passiert ist. Vielleicht ist er am Haken gehangen. Eine schlechte Erfahrung mit der Fischerei wäre für mich die plausibelste Erklärung, da das Tier schwer gestresst wirkt."

Einen bewussten Angriff des Hammerhais auf Menschen zweifelt Abed-Navandi jedoch an. "Grundsätzlich sind es neugierige Tiere und können sich deshalb im tieferen Wasser auch einem Boot nähern. Machen sie damit eine positive Erfahrung, sprich, werden sie beispielsweise gefüttert, dann kommen sie wieder." Verpasse man ihnen hingegen einen Schlag auf die Nase, wird man sie nie wieder sehen. "Es liegt also wortwörtlich in der Hand des Menschen, ob sich ein Hai in Zukunft nähert oder lieber fernbleibt - und Zweiteres ist für beide Seiten gesünder."

Schlecht abgerichteter Hund

Einem Hammerhai vor den tiefen Gewässern vor den Kanarischen Inseln zu begegnen, sei auch nichts Ungewöhnliches. "Von den insgesamt neun Arten kommen vier in diesem Bereich vor." Ihr größter Vertreter ist der Große Hammerhai (Sphyrna mokarran), der sechs Meter lang werden kann.

In dem Video handelt es sich jedoch um einen Bogenstirn-Hammerhai, jene Spezies, die besonders häufig in Küstennähe beobachtet wird. "Ein Sphyrna lewini kann vier Meter groß werden. Davon dürfte auch dieses Exemplar nicht weit entfernt gewesen sein und damit rund 150 Kilogramm schwer sein. Ein Tier in einer solchen Dimension sollte man schon mit Vorsicht behandeln, wie einen sehr großen Hund, der schlecht abgerichtet ist."

Finger weg von Haien

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    Der "Bullenhai" gilt als aggressiv und vor allem die Weibchen können bis zu 130 Kilogramm bei einer Länge von 2,5 Metern auf die Waage bringen.
    Der "Bullenhai" gilt als aggressiv und vor allem die Weibchen können bis zu 130 Kilogramm bei einer Länge von 2,5 Metern auf die Waage bringen.
    Getty Images/iStockphoto

    In Ruhe lassen

    Wie man sich bei solchen Begegnungen verhalten sollte, ist für den Experten klar: "An Land bleiben, wenn ich im Wasser, dann natürlich zügig aus dem Wasser raus. Und den Hai am besten in Ruhe lassen." Ein Tier solcher Größe habe viel Kraft. "Da ist die Hand schnell weg."

    Da ist die Hand schnell weg.

    Grundsätzlich sei jedes Lebewesen, das mehr als 20 Kilogramm auf die Waage bringt, für uns gefährlich. Es gilt: "Hände weg! Denn diese Tiere haben wir nicht mehr unter Kontrolle."

    Hammerhai im Haus des Meeres

    Übrigens können auch mitten in Wien Hammerhaie beobachtet werden. "Einer der Kleinsten", erzählt Abed-Navandi stolz. Seit mehreren Jahren leben im Haus des Meeres Spatenkopf-Hammerhaie im Karibik-Becken im 10. Stock. Sphyrna tiburo werden gerade einmal 125 Zentimeter lang.

    Auf den Punkt gebracht

    • Der Meerestier-Experte Daniel Abed-Navandi klärt über die jüngsten Hai-Sichtungen an beliebten Urlaubsstränden auf und erklärt, dass die Tiere in der Regel neugierig sind und sich nur bei positiven Erfahrungen Menschen nähern
    • Er vermutet, dass der desorientierte Hammerhai vor Gran Canaria möglicherweise durch schlechte Erfahrungen mit der Fischerei in diese gefährliche Situation geraten ist
    • Abed-Navandi rät dazu, Haie in Ruhe zu lassen und betont, dass sie wie große, schlecht abgerichtete Hunde behandelt werden sollten
    • Insgesamt warnt er davor, Tiere mit einem Gewicht von über 20 Kilogramm zu unterschätzen
    • Im Haus des Meeres in Wien können übrigens auch Hammerhaie beobachtet werden
    kiky
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