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Häuslebauerin findet 34 Tote auf ihrem Grundstück
Gabriele Kurtze aus Sachsen wollte sich ihren Traum vom Eigenheim erfüllen. Bei Grabungsarbeiten stießen die Arbeiter aber auf ein Massengrab.
Der Umriss der späteren Mauern war ausgepflockt, die Erdarbeiten hatten schon begonnen: Auf ihrem Grundstück in Hochkirch bei Bautzen (Sachsen) will Gabriele Kurtze ihr Traumhaus errichten. Die Vermessungstechnikerin konnte jedoch nicht ahnen, was der Bagger am 15. Juli zu Tage fördern sollten.
"Mittwoch rief mich der Baggerfahrer, er habe Knochen und einen Krug in der Schaufel. Beim genauen Betrachten erwies sich der Krug als Menschenschädel. Ich dachte an ein Verbrechen, alarmierte sofort über 110 die Polizei", erzählt die 66-Jährige gegenüber der "Bild"-Zeitung.
Die Ermittler konnten allerdings schnell wieder abziehen, dafür durften Archäologen ans Werk. Diese konnten in Folge die sterblichen Überreste von mindestens 34 Menschen freilegen, die hier in einem Massengrab ihre letzte Ruhestätte gefunden hatten. Ihre Knochen erzählen die blutige Geschichte des siebenjährigen Krieges.
Österreicher gegen Preußen – Tausende starben
Genau hier in Hochkirch fochten das Heer des Preußenkönigs Friedrich II. und die österreich-ungarische Armee seiner erbitterten Gegnerin Kaiserin Maria Theresia am 14. Oktober 1758 eine blutige Schlacht aus. Friedrich hatte seine Truppen am Vorabend nahe an das Lager der zahlmäßig weit überlegenen Österreicher herangeführt, um sie im Morgengrauen zu überrumpeln.
Doch diese hatten das selbe vor und attackierten das preußische Lager noch in stockfinsterer Nacht mit einem verheerenden Präventivschlag. Mehrere Stunden lang krachten Kanonen und Musketen, Säbel klirrten – viele Männer starben. Die Verluste auf beiden Seiten gingen in die Tausenden.
Während die Preußen 9.000 Soldaten in dieser Schlacht verloren und Friedrich der Große zum Rückzug blasen musste, konnten die Österreicher das gewonnene Momentum nicht nutzen. Auch die Armee des Vielvölkerstaates musste – je nach Quelle – zwischen 7.000 und 8.300 Todesopfer verzeichnen.
Pfarrer will Knochen bald beerdigen
Welcher Kriegspartei die Toten in Gabriele Kurtzes Garten angehörten, ist nicht klar. Sie wurden vor 262 Jahren in aller Eile in eine Grube geworfen und mit Kalk bestreut. Von ihren Uniformen ist so gut wie nichts mehr übrig, nur ein paar Kugeln und rostige Knöpfe wurden gefunden. Für ein Museum ist das zu wenig.
Die geborgenen Knochen wurden unterdessen in Müllsäcken gesammelt und in einem Schuppen untergebracht. Der evangelische Ortspfarrer wolle sie bald beerdigen, schildert die Bauherrin abschließend.