"Beklemmendes Gefühl"

"Hadice, Hassan..." Lehrerin: "In Parallelgesellschaft"

Kolumnist Niki Glattauer über den Tod eines Impfgegners, verbotene Bücher und eine Lehrerin, die sich in die Parallelgesellschaft versetzt fühlt.

Niki Glattauer
"Hadice, Hassan..." Lehrerin: "In Parallelgesellschaft"
In manchen Wiener Mittelschulen gibt es kaum mehr österreichische Namen.
Getty Images/iStockphoto (Symbolbild)

Einmal noch die Covid-Impfung. Diesmal geknüpft an einen Namen, Clemens G. Arvay. Am kommenden Sonntag jährt sich der Tag, an dem sich der Ökologe und Buchautor aus Graz im Alter von nur 43 Jahren das Leben nahm.

Clemens G. Arvay: *22. 7 1980, † 18. 2. 2023

Ich habe Clemens vor zehn Jahren auf der Burg Gars am Kamp als sympathischen und sensiblen wie kritischen Menschen kennengelernt. Wir haben damals beide auf Einladung Roland Düringers Lesungen gehalten, Clemens hat später an meiner Schule einen Öko-Workshop gehalten. In der Corona-Zeit hat sich Arvay als mRNA-Impfgegner positioniert, lauter, als ihm selbst lieb war, und sich damit mehr Feinde gemacht, als er vertragen konnte. Man schreibt mir, dass es die Gehässigkeit bornierter Impfpflichtbefürworter war, die ihn gebrochen hat. Wie ja die Gehässigkeit bornierter Impfpflichtgegner für den (Frei?)-Tod der Ärztin Lisa-Maria Kellermayr in OÖ mitverantwortlich gewesen sein wird. Zwei Namen. Zwei Mahnmale.

Note: Zum Nachdenken

In die Parallelgesellschaft abkommandiert…

Gülüzah, Metin, Sabid, Hassan, Betimad, Grizda, Verica, Smaja, Zivka, Danko, Ali, Sanela, Catharin, Otto, Hadice, Bilor, Janta, Mohammed, Branislava, Sladjan, Lenka, Nebosja, Ruzica, Halit, Arzu, Biljana, Rustem, Susanna, Nadica: Die Vornamen auf der Elternliste einer meiner Klassen. 15 Jahre ist das her, ich habe die Liste in einem Buch verewigt. Warum ich heute damit komme? Weil mir eine Lehrerin die jetzt fix in die Statistik aufgenommenen beliebtesten Wiener Vornamen 2023 schickt. Verbunden mit der Frage, warum man Namen, wie sie sie täglich erlebe, vergeblich darauf sucht, stattdessen Emmas, Lauras und Maxis. Wunderts, schreibt sie, "dass du als Wiener Mittelschullehrerin das beklemmende Gefühl hast, für die Parallelgesellschaft abkommandiert zu sein?" Tja…

Antisemitisch sind wir in unserer Namenswahl jedenfalls nicht. Noah, Elias, David, Adam bei den Buben auf den Plätzen zwei bis vier. Getoppt nur von… nein, nicht Ali, sondern Leon.

Note: Zum Nachprüfen

Kolumnist Niki Glattauer
Kolumnist Niki Glattauer
Sabine Hertel

Wenn in Schulen Bücher verboten werden...

Und weil sich heute viel um Namen und Listen dreht: Was haben Ovid, Dan Brown, Hermann Hesse, Toni Morrison, und Isabel Allende gemeinsam? Antwort: Sie dürfen in US-Schulen nicht mehr gelesen werden. Jedenfalls nicht in den republikanisch geführten "Trump-States", deren Bildungsbehörden schwarze Listen von Büchern "mit schädlichen Inhalten" erstellt haben, 400 Titel sind das z.B. in Texas, 700 in Orange County in Florida. Da frage ich mich angesichts des weltweiten Rechtsrucks, wann es wieder zu Bücherverbrennungen kommen wird, wie bei den Nazis 1933 in Berlin, als Kästner oder Tucholsky gebannt wurden.

Bei Georg Danzers leider prophetischem "Die Türken sollen den Gehsteig putzen" ("Die Türken",1983) sind wir inzwischen ja fast, sie reden jetzt halt von Moslems, und nicht von Türken. Schon sehr traurig das alles.

Note: Zum Heulen

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    privat, iStock

    Auf den Punkt gebracht

    • Clemens Arvay ein bekannter Ökologe und Buchautor, ist im Alter von 43 Jahren gestorben
    • Er positionierte sich als Gegner der mRNA-Impfung, was zu Kontroversen führte
    • Der Artikel behandelt auch Namenslisten in Schulen und das Verbot von Büchern in einigen US-Staaten aufgrund "schädlicher Inhalte"
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