Opfer spricht zu Tätern

"Habe im Prozess viele unerträgliche Dinge gehört"

Wochenlang wurde in dem Prozess um Vergewaltigung mit 51 Angeklagten in Südfrankreich verhandelt. Am Dienstag sprach das Opfer erneut im Zeugenstand.

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"Habe im Prozess viele unerträgliche Dinge gehört"
Im Mammutprozess gegen Dominique Pelicot hat das Opfer, Gisèle Pelicot, am Dienstag zum letzten Mal ausgesagt.
REUTERS

Gisèle Pelicot steht im Mittelpunkt des wohl größten Prozesses in Frankreichs Geschichte. Nachdem am Montag die letzten Mitangeklagten des geständigen Serienvergewaltigers Dominique Pelicot vor dem Strafgericht von Vaucluse sowie die beiden Söhne des Ehepaars angehört wurden, trat das Opfer selbst am Dienstag ein letztes Mal in den Zeugenstand.

"Von allem, was ich hier am Zeugenstand gehört habe, ist dies der Prozess der Feigheit", meinte Giséle Pelicot laut BFMTV. "Ich gestehe, dass ich seit Beginn dieses Prozesses viele Dinge gehört habe, die unerträglich und inakzeptabel sind. Das ist mir bewusst geworden."

Zur Tatsache, dass sie die Gerichtsverhandlungen öffentlich austragen wollte, meinte sie: "Ich wusste, worauf ich mich einlassen würde. Ich gebe zu, dass die Müdigkeit spürbar ist."

Worte an Angeklagte

Ihre nächsten Worte richteten sich direkt an die Angeklagten: "Wann genau, als Sie dieses Zimmer betreten haben, haben Sie von mir, Gisèle Pelicot, eine Einwilligung erhalten?"

Sie sprach weiter über ihren derzeitigen Gesundheitszustand und erklärte: "Ich habe zehn Jahre meines Lebens aufgrund medizinischer Sorgen verloren. Diese Zeit werde ich nie zurückbekommen." Sie habe versucht, sich in diesem Jahr besser zu fühlen. "Durch lange Spaziergänge, Musik … und auch Schokolade", so Pelicot.

Gisèle sagt, dass sich die Jahre, in denen sie aufgrund der Drogen dachte, krank zu sein, "wie ein Todesurteil" angefühlt hätten. "Ich dachte, ich würde entweder sterben oder in einer psychiatrischen Klinik landen."

Befragung durch Verteidigung

Die Verteidigerin Nadia El Bouroumi kritisierte Pelicot hingegen laut der BBC, sie habe "harte Worte" gegen die anderen Angeklagten verwendet, jedoch nie gegen ihren Ehemann. Die Klägerin meinte, sie habe "anerkannt, was er getan hat, und es nie geleugnet".

Pelicot wurde von den Verteidigern gefragt, ob sie rückblickend "Anzeichen" dafür erkennen könne, dass etwas nicht stimmte, beispielsweise wie sie sich am Morgen nach der Verabreichung von Drogen gefühlt habe. "Ich bin in meinem üblichen Pyjama aufgewacht, also nein", erklärte Pelicot. Sie und ihr Ehemann hätten "ein normales Leben" geführt. "Wir haben gefrühstückt, wir sind spazieren gegangen."

Die Verteidigung sprach sie auch auf eine Affäre an, die sie in den 90ern gehabt haben soll. Ihr Ehemann habe ihr dafür vergeben, so das Gericht. "Ich habe manchmal gedacht, er wollte sich für die Affäre rächen, die ich hatte", sagt Gisèle, "aber das war 30 Jahre her. Also habe ich keine Antwort. Vielleicht hat Herr Pelicot eine."

"Glaube nicht, Frieden zu finden"

Gisèle beschrieb gegen Schluss der Befragung, wie sie glaubt, dass das, was geschehen ist, sie für den Rest ihres Lebens begleiten wird. "Ich glaube nicht, dass ich bis zum Ende meines Lebens jemals Frieden finden werde."

Sie werde aber lernen, damit zu leben. "Ich werde mich wieder aufbauen. Aber es wird immer 51 Menschen geben, die mich entehrt haben. Und damit werde ich für den Rest meines Lebens leben müssen", sagt sie.

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    Sabine Hertel (Fotomontage)

    Auf den Punkt gebracht

    • Im Prozess um die Vergewaltigung mit 51 Angeklagten in Südfrankreich trat das Opfer Gisèle Pelicot erneut in den Zeugenstand und sprach über die unerträglichen Dinge, die sie während der Verhandlungen gehört hat
    • Sie betonte, dass sie nie Frieden finden werde, aber lernen müsse, mit den Folgen der Taten zu leben, die ihr Leben nachhaltig beeinflusst haben
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