Seit 18 Jahren in den USA
"Habe Angst": US-Student (22) zittert vor Abschiebung
Donald Trump will hart gegen illegale Migration vorgehen. Elf Millionen Migranten ohne Papiere in den USA stehen vor einer unsicheren Zukunft.
Seit dem Wahlsieg von Donald Trump schläft Ángel Palazuelos schlecht. Die vom früheren und künftigen US-Präsidenten angekündigte Massenabschiebung von Migranten lässt den 22-jährigen Mexikaner um seine Zukunft bangen. "Ich habe Angst, ausgewiesen zu werden", sagt der diplomierte Student der Biomedizin-Technik, der als Vierjähriger irregulär in die USA kam und seither ohne Aufenthaltspapiere im Land lebt.
Trump hat angekündigt, schon an seinem ersten Amtstag die größte Massenabschiebung der US-Geschichte anzuordnen. Er will dazu auch das Militär einsetzen. Der Rechtspopulist denunziert Zuwanderer kollektiv als Gewalttäter und Gefahr für das Land. Im Wahlkampf steigerte er sich dabei bis zur rassistischen Hetze und sagte, Migranten würden "das Blut unseres Landes vergiften".
Angst alles zu verlieren
"Ich war entsetzt", sagt der im südwestlichen US-Bundesstaat Arizona lebende Palazuelos über den Moment, als er von Trumps Sieg erfuhr. Er fürchte nun, "alles zu verlieren, für das ich so hart gearbeitet habe".
Schätzungsweise elf Millionen Migranten ohne Papiere leben in den USA. Palazuelos gehört zur Gruppe der als "Dreamers" (Träumer) bezeichneten Migranten, die als Minderjährige einwanderten und deren Aufenthalt bislang von den Behörden toleriert wird – wobei ihnen jedoch der Weg zur Einbürgerung versperrt bleibt.
Palazuelos fragt sich nun, welche Migranten Trump meint, wenn er von Massenabschiebungen spricht – und ob auch "Dreamers" wie er betroffen sind. "Schließt das Menschen wie mich ein, (...) die so jung hierhergekommen sind?", fragt er.
Dreamers sind Migranten, die als Kinder oder Jugendliche in die USA gekommen sind. Die meisten Dreamer stammen aus Mexiko, El Salvador, Guatemala und Honduras und leben in Kalifornien, Texas, Florida und New York.
Durch ein Gesetz der Obama-Regierung durften die Betroffenen unter bestimmen Voraussetzungen studieren, legal arbeiten oder einen Führerschein machen. Bis Trump das Programm während seiner ersten Amtszeit beendete, hatten 787.580 eine Genehmigung erhalten.
Angst vor "racial profiling"
Zusätzlich beunruhigt ist Palazuelos durch ein parallel zur Präsidentschaftswahl in Arizona in einem Referendum gebilligtes Gesetzesvorhaben – es soll der Polizei des Bundesstaates erlauben, des irregulären Aufenthalts verdächtige Menschen festzunehmen. Bisher ist für solche Festnahmen allein die Grenzpolizei zuständig, die der Bundesregierung untersteht.
Noch ist nicht klar, ob das von Kritikern als verfassungswidrig bezeichnete Gesetz in Kraft treten wird. Palazuelos sorgt sich aber bereits, dass er dadurch zur Zielscheibe des berüchtigten "racial profiling" werden könnte. "Was ist es, das einen verdächtig macht, illegal hier zu sein?" fragt er – und fragt sich, ob er "wegen meiner Hautfarbe" der Polizei auffallen könnte.
Noch ist unklar, wie Trump die Massenabschiebung umsetzen will. Schon während seiner ersten Amtszeit (2017-21) wollte er irregulär im Land lebende Migranten in Massen ausweisen, stieß dabei aber auf starken Widerstand von örtlichen Behörden und Richtern. Die Festnahmen und Ausweisungen von Zuwanderern stiegen deshalb nicht ganz so dramatisch an, wie viele Kritiker seiner Migrationspolitik befürchtet hatten.
"Wir leisten unseren Beitrag für dieses Land", sagt der 35-jährige José Patiño, ebenfalls ein "Dreamer". Trumps Wahlsieg ist für ihn nicht nur ein Schock, sondern auch ein Affront. Der aus Mexiko stammende Patiño nennt es "frustrierend und verletzend", dass es für die Anerkennung von Menschen wie ihn nicht ausreiche, "die Regeln zu befolgen, zu arbeiten, meine Steuern zu zahlen, diesem Land dabei zu helfen, sich fortzuentwickeln".
Auf den Punkt gebracht
- Der 22-jährige Ángel Palazuelos, ein mexikanischer Student, der seit seiner Kindheit ohne Papiere in den USA lebt, fürchtet sich vor der von Donald Trump angekündigten Massenabschiebung von Migranten
- Trumps Pläne, das Militär einzusetzen und Migranten kollektiv als Gefahr darzustellen, lassen Palazuelos und andere "Dreamers" um ihre Zukunft bangen, während ein neues Gesetz in Arizona zusätzlich die Angst vor "racial profiling" verstärkt