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GT Sport im Test: Eine Liebeserklärung

Heute Redaktion
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"Gran Turismo Sport" für die PlayStation 4 ist eine rauschende Liebeserklärung an den Rennsport. Dem digitalen Rennspaß steht nichts im Weg.

Die japanische Hingabe an die Perfektion ist legendär. Kaum ein Produkt aus dem Land der aufgehenden Sonne, das nicht bis ins letzte Detail durchdacht wäre. Bekannt ist auch Kazunori Yamauchis Liebe zum Rennsport: Der Vater der "Gran Turismo"-Reihe gibt lieber kein Rennspiel heraus als ein halb fertiges, und so dauert es meistens eine Weile, bis ein neues "GT"-Game erscheint.

Nun ist es so weit und mit "GT Sport" ist ein Highlight unter den Rennspielen erschienen. Angefangen mit Einblicken in die Renngeschichte – über Hintergrundinfos zu Automobilklassikern bis hin zu den unzähligen Spiel-, Design- und Tuning-Möglichkeiten – hat man kaum je zuvor so viel Liebe zu Details in einem Rennspiel gesehen.

Als ersten Wagen überreicht das Game dem Neuling einen Mitsubishi Lancer Evolution, was einen Tempowechsel in der "GT"-Geschichte bedeutet: Das Vorgängerspiel mutete Rennfans zunächst nur ein schwachbrüstiges Vehikel zu und wies Spieler eher lehrerhaft in den Rennsport ein. Tutorials gibt es in "GT Sport" zwar auch noch und gute Leistungen werden belohnt.

Es geht im die Meisterschaft

Doch Speedfreaks stehen von Beginn weg schnellere Geschosse zur Verfügung. Für die wirklich fetten Boliden müssen trotzdem Rennen und Preise gewonnen sowie Meilenboni und Erfahrungspunkte herausgefahren werden. Möglich ist dies nur, wenn – ganz japanisch – nicht weniger als die Meisterschaft angestrebt wird.

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Schon im Vorfeld war der Ansturm gewaltig. Weltweit mehr als eine Million Spieler haben sich die zeitlich begrenzte Demo heruntergeladen. Als weltweit einziges Rennspiel verfügt Gran Turismo Sport auch über die offizielle Lizenz der FIA, dem internationalen Dachverband des Automobilsports. In Zusammenarbeit mit der FIA entstehen so Online-Wettrennen unter echten Bedingungen.

Unter der Haube

Was bietet GT Sport nun eigentlich? Man könnte meinen, der Titel haargenau der GT-Serientradition. Heißt: Karrieremodus mit Fahrprüfungen und Herausforderungen, extrem viele Strecken und Autos, und Upgrademöglichkeiten mit der Ingame-Währung. Was GT Sport aber neu macht: Das volle Programm bekommt man nur Online geboten, offline ist der Titel gewaltig abgespeckt. Der Fokus von GT Sport liegt eindeutig auf Multiplayer-Wettbewerben. Hier kann man nach Herzenslust öffentliche oder private Events erstellen oder an globalen Wettbewerben teilnehmen.

Alle 20 Minuten startet ein neues Event, bis zu 24 Fahrer dürfen auf einmal auf die Piste, absolvieren vorher ein Qualifying und kämpfen um Positionen. Wer offline bleibt, bekommt eine eher seichte Erfahrung, die eigentlich aus drei Modis besteht: Fahrschule zum Kennenlernen der Steuerung, Missionen mit bestimmten zu erreichenden Zielen wie eine festgelegte Zahl an Fahrzeugen zu überholen, und die Streckenerfahrung, eine Jagd nach Bestzeiten auf Etappen oder Kursen.

Herausforderung fesselt

Was GT Sport wieder perfekt schafft, ist den Zocker am Lenkrad zu halten. Bronze-Medaillen für erfüllte Aufgaben in den Wettbewerben gibt es schnell, Gold-Medaillen sind aber weg, sobald man einmal falsch am Controller oder Lenkrad zuckt. Und klar: Man will Gold, was sonst. Auch das Punktesystem begeistert, das sich mit jedem gefahrenen Kilometer in GT Sport füllt. Während man Stufe um Stufe aufsteigt, verbessert man sich auch in der Fahrerwertung.

Was Rowdys nicht freuen wird: Wer (online) regelmäßig Gegner von der Strecke drängt, Unfälle verursacht oder Schnellere blockiert, dessen Sportsgeist-Wertung sinkt ins Bodenlose. Ein nettes Feature für faire Rennfahrer, die sich mit ihresgleichen messen wollen. Licht und Schatten also, die GT Sport on- und offline bietet. Ganz nachvollziehbar ist es nicht, dass offline nur Arcade-Rennen zur Verügung stehen und das Spiel ständig eine Online-Verbindung aufbauen will. Für Singleplayer wäre da leicht mehr drinnen gewesen.

Eine grafische Augenweide

Grafisch gibt es bei GT Sports absolut nichts zu meckern. Mit Konkurrenten wie Forza Motorsport 7 und Project Cars 2 ist die optische Messlatte sowieso höher gelegt als in den meisten anderen Game-Genres. Trotzdem sieht GT Sport noch einen Zacken besser aus als seine Gegner. Die Streckendetails sind gewaltig, die Stars schlechthin sind aber die Wägen. Bis zum Mercedes-Stern oder dem BMW-Logo glänzt und strahlt der jeweilige Bolide und im HDR-Modus auf einem 4K-TV und einer PlayStation 4 Pro kommt man aus dem Staunen nicht mehr heraus.

Beim Fahrgefühl überzeugt Gran Turismo Sport genauso, verzeiht aber etwas mehr (kleine) Fehler, als es Vorgänger taten. Ein neues Fahrgefühl gibt es in den Kurven, als Spieler kann man nun den Grip besser einschätzen und durch Vibrationen auch spüren. Schön ist, dass die Gegner-KI verbessert wurde. Zwar zeigen sich manche Konkurrenten noch immer stur was ihre Linie betrifft, sie können aber nicht mehr übermenschlich in Kurven gehen, ohne dass ihr Fahrzeug ausbricht.

Die Fahrhilfen richten's

Ganz GT-gemäß kommen auch wieder Einsteiger wie Profis auf ihre Kosten. Profis schalten alle Hilfen ab und wagen sich an das beinharte realistische Fahren, blutige Anfänger können sich von der einblendbaren Ideallinie über die Steuerhilfe bis zum Bremsassistenten ihre eigene Herausforderung zusammenbasteln. Ebenfalls neu: Es muss nicht unbedingt ein Lenkrad sein. Erstmals zeigen sich auch bei der Controller-Steuerung bessere Ergebnisse, als man sie bisher in GT per Gamepad erzielen konnte.

Zurückgeschraubt wurden allerdings Schadensmodelle, bei manchen Rennen könnte man sich im eigenen Auto nach einen Massencrash fast unbesiegbar fühlen. Dafür kann man nun auch ins VR-Cockpit steigen. Zwar kann man hier nur die Boliden in einem Showroom bewundern oder die Rennen gegen nur einen Gegner fahren, trotzdem ist das VR-Erlebnis immersiv und die Erfahrung gefällt auch optisch. Schade ist allerdings in VR und dem normalen Spielmodus, dass, egal wie lange ein Rennen ist, es keine Tag- und Nachtwechsel gibt.

Eine Liebeserklärung an den Motorsport

Gänzlich neu in GT Sport ist der Lack-Editor, mit dem man seinen Fuhrpark mit Farben, Stickern und Designs versehen kann. Gilt übrigens auch für Helm und Rennanzug. Das macht Sinn, denn eines der Markenzeichen von GT ist seit seit langer Zeit der Fotomodus, in dem man seinen Wagen in allen nur erdenklichen Landschaften, Farbstimmungen, Winkeln und Filtern ablichten kann. "Scapes" nennen die Macher den Modus.

Das neue Gran Turismo macht es Offline-Spielern nicht gerade leicht, es zu mögen. Entschädigen kann hier noch ein gewaltiger Vorteil gegenüber anderen Renntiteln: Es gibt einen Splitscreen-Modus, über den sich zwei Zocker auf einer Konsole matchen können. Online ist GT Sport eine Liebeserklärung an den Motorsport. Realistisches Fahrgefühl, frei einstellbarer Schwierigkeitsgrad durch die Fahrhilfen, gewaltige Grafik und fetter Sound begeistern jeden Autofan. Auch wenn Rennspiele aktuell generell auf einem extrem hohen Qualitätsniveau daherkommen – GT Sport geht im Fotofinish knapp als Erster über die Ziellinie. (rfi/jag/baf)