Schul-Diskussion

Großes Suchtpotenzial! Das sagt Expertin zu Handyverbot

Handyverbot an Schulen ja oder nein? Diese Frage befeuert derzeit viele Diskussionen. Eine Expertin erklärt, warum ein Verbot absolut notwendig ist.
Sarah Marie Piskur
21.02.2025, 06:00

Wiens Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (Neos) will mittels Erlass ein Handverbot in Schulen durchbringen. Es ist ein Vorstoß, der aber nicht nur in Wien, sondern in ganz Österreich die Wogen hochgehen lässt.

Laut Bildungsministerium ist so ein Erlass – wie auch ein Verbot – rechtlich nicht bindend für die Bildungseinrichtungen. Der Grund dafür sei die Schulautonomie, wonach Schulen selbst entscheiden können, ob sie im Rahmen der Schul- und Hausordnung Mobiltelefone erlauben oder nicht.

Viele Schulen nutzen diese Möglichkeit bereits und haben Handyverbote erlassen, wie auch ein "Heute"-Rundruf in Hollabrunn zeigt. Im Erzbischöflichen Aufbau- und Realgymnasium Hollabrunn ist ein Handyverbot schon seit vielen Jahren in der Hausordnung enthalten. "Weil wir wollen, dass die Schüler miteinander reden, statt ins Handy zu starren", erklärt Direktorin Ingrid Lehner-Pfennigbauer.

Wichtig für psychosoziale Entwicklung

Eben dieses "miteinander reden" ist auch für Ilka Wiegrefe vom Verein "Team-Präsent" einer der vielen Gründe, warum Handyverbote ihrer Ansicht nach absolut notwendig seien. "Es ist wichtig, dass wir beim Aufwachsen auch echte Konflikte haben und diese ausleben", verdeutlicht Wiegrefe.

Durch die ständige Handynutzung würden Schüler aber kaum noch miteinander kommunizieren. "Wir müssen lernen, andere Meinungen zuzulassen und wie man richtig streitet. Das geht aber nur, wenn wir damit auch konfrontiert werden".

Sind Kinder und Jugendliche ständig nur noch am Handy, fallen auch diese Berührungspunkte weg. Das kann schwerwiegende Folgen für die psychosoziale Entwicklung der Schüler haben.

Hohes Suchpotenzial

Ein weiterer Grund, der für ein Handyverbot an Schulen spreche, sei laut Wiegrefe das hohe Suchtpotential der Smartphone-Nutzung. "Social Media kann Süchte hervorrufen. Man sieht auch, wie schwer es den meisten von uns teilweise fällt, das Handy aus der Hand zu legen".

Es sei eine unglaubliche Verantwortung, die Jugendliche schon in jungen Jahren tragen müssen. "Plattformen sind bewusst so gestrickt, dass sie sehr leicht zur Sucht führen. Sucht ist eine Krankheit und nicht einfach bei Seite zu legen", so die Expertin.

Viele seien sich der Handy-Sucht auch bewusst und versuchen aktiv davon wegzukommen. "Es gibt Jugendliche, die bezahlen dafür, dass sie ihre Sucht bekämpfen".

Bestimmte zahlungspflichtige Apps werden dann von den Schülern heruntergeladen, die ihnen dabei helfen sollen, die Sucht in den Griff zu bekommen. "Da werden dann Pläne erstellt, an die sich die Jugendlichen halten wollen. Zum Beispiel, dass alle Social Media Apps eine Stunde vor dem Schlafen abgedreht werden, oder dass eine Stunde am Tag etwas gelesen wird", verdeutlicht sie.

HandyFreie Schule

Mit Handyverboten an Schulen könne demnach den Jugendlichen geholfen werden. Dabei sei es aber wichtig, dass nicht das Verbot, sondern die positiven Effekte hervorgehoben werden und die Aufklärung über Gefahren auf Augenhöhe passiere.

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Schulen, die solche Handyverbote umsetzten, merken eine Verbesserung laut Wiegrefe schon nach wenigen Wochen. "Am Anfang ist es immer ungewohnt, etwas nicht nutzen zu können, was sonst immer da ist", erklärt sie. Das würde sich nach kurzer Zeit jedoch einpendeln und die Verbesserungen seien dann sehr deutlich.

Und: "Ein Verbot schließt eine Nutzung im Unterricht nicht aus", betont Wiegrefe. Es wäre auch weiterhin möglich, die Geräte zu benutzen, wenn es der Unterricht erfordert. Etwa zur Vermittlung wichtiger digitaler Kompetenzen.

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