Konvertierte zu Islam

Grazerin (22) mit Kopftuch rockt "The Voice of Germany"

Jacqueline Haider aus Graz sorgt bei "The Voice of Germany" für Aufsehen – nicht nur wegen der tollen Stimme, sondern auch weil sie mit Kopftuch singt

Hannah  Maier
Grazerin (22) mit Kopftuch rockt "The Voice of Germany"
Jacqueline Haider bei der sechsten Blind Audition der aktuellen "The Voice"-Staffel.
Joyn/Claudius Pflug

Sie ist Grazerin – und sie trägt Kopftuch. Das geht? Ja. Nicht nur bei ihrem Auftritt bei der 14. Staffel von "The Voice of Germany" waren alle Scheinwerfer auf Jacqueline Haider gerichtet. Seit ihrem Auftritt bei der Casting-Show spricht das halbe Internet über sie. Nicht alle Kommentare sind freundlich, für ihre Kopftuch-Auftritte gibt es auch viel Hass – auch weil die Grazerin zum Islam konvertierte.

"Teilweise muss ich bei den Kommentaren lachen. Nur weil ich Kopftuch trage, wird angezweifelt, dass ich eine Grazerin bin", sagt die 22-Jährige. Mit solchen Reaktionen hat sie gerechnet, doch nicht in dem Ausmaß. Trotzdem präsentiert sie sich selbstbewusst: "Die Leute hat es sicher sauer gemacht, dass ich singen kann. Somit blieb nur mein Kopftuch, weswegen sie mich schlechtreden können."

Große Emotionen bei "The Voice"

In der sechsten "Blind Audition" berührte Haider mit ihrer Version des Songs "Nothing's Gonna Change My Love For You" von George Benson gleich alle vier Coaches. Mark Forster, Samu Haber, Yvonne Catterfeld und Kamrad drückten den roten Buzzer und wollten die gebürtige Grazerin in ihrem Team haben.

Viele Menschen waren von meiner Interpretation des Songs berührt. Das hat mich gefreut.
Jacqueline Haider
Kandidatin bei "The Voice of Germany"

Damit hatte Haider nicht gerechnet. "Ich war sehr nervös und habe während des ganzen Auftritts gezittert. Es haben sich ein paar Gesangsfehler eingeschlichen, das ärgert mich noch immer", erzählt sie. Entschieden hat sie sich schließlich für das Team von Mark Forster. "Er hat sich als erster umgedreht und hat mir dieses 'The Voice-Feeling' gegeben."

"Cool sein" trotz Kopftuch

Beruflich ist Haider im Einzelhandel tätig, nachdem sie eine Lehramtsausbildung angefangen hatte. Mit der Teilnahme bei der aktuellen The Voice-Staffel geht für sie ein Kindheitstraum in Erfüllung. Die Grazerin besuchte den Musicalzweig eines Gymnasiums, wo sie bereits in Schul-Musicals auftrat. Sie spielt Gitarre und Klavier. Musik bedeutet ihr sehr viel, denn "über sie kann man Emotionen transportieren", sagt sie.

Die Grazerin bei "The Voice of Germany"

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    Unterstützung bekam die Grazerin von zwei Freundinnen.
    Unterstützung bekam die Grazerin von zwei Freundinnen.
    Joyn/Claudius Pflug

    "Mit Kopftuch werde ich blöd angeschaut"

    Früher hat die Grazerin auch für kurze Zeit gemodelt. "Beim Modeln lag der Fokus ausschließlich auf dem Optischen. Jetzt mit dem Kopftuch werde ich nur blöd angeschaut. Das ist ein krasser Unterschied", sagt sie. Alltagsrassismus ist der jungen Grazerin nicht fremd. "Die Menschen sind oft zurückhaltend, aber wenn sie mich erst kennen, sind sie geschockt, dass ich ganz normal rede. Sie sagen 'Dafür, dass du ein Kopftuch trägst, bist du ja ganz cool'."

    Grazerin konvertierte zu Islam

    Vor rund eineinhalb Jahren entschied sich Haider, den islamischen Glauben anzunehmen. Sie ist damit die einzige in ihrer ganzen Familie. "Ich habe mich intensiv mit Religionen beschäftigt. Beim Christentum hat für mich vieles keinen Sinn ergeben und ich habe irgendwann gemerkt, dass der Islam von meinem Herzen her die richtige Religion für mich ist", sagt sie.

    Ein Kopftuch wollte sie zunächst nicht tragen, überwogen doch die Sorgen über negative Reaktionen und gesellschaftliche Vorurteile. Doch schließlich entschied sich die Grazerin dazu. Heute präsentiert sie sich selbstbewusst – in ihrem Alltag, auf Social Media und zuletzt auf der "The Voice"-Bühne im deutschsprachigen Fernsehen. "Viele sagen mir, dass ich für sie ein Vorbild bin. Das macht mich stolz."

    Möchte mit Musik inspirieren

    Haiders großes Ziel ist es, eigene Musik zu machen, Selbstbewusstsein weiterzugeben und die Menschen zu inspirieren. "Ich möchte irgendwann mit eigenen Songs die Leute zu positiven Dingen anregen und zeigen, dass man immer sein Ding durchziehen soll", sagt sie. Für die Zukunft schließt sie weitere Teilnahmen an Gesang-Shows nicht aus. Außerdem möchte sie sich demnächst einen weiteren Traum erfüllen: die Eröffnung eines Katzencafés in Graz.

    Die Bilder des Tages

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      Screenshot Facebook/Markus Reperich; Google Street View

      Auf den Punkt gebracht

      • Jacqueline Haider, eine 22-jährige Grazerin mit Kopftuch, beeindruckte bei der 14.Staffel von "The Voice of Germany" alle vier Coaches mit ihrer Version von "Nothing's Gonna Change My Love For You"
      • Trotz Alltagsrassismus und Vorurteilen zeigt sie sich selbstbewusst und möchte mit ihrer Musik Menschen inspirieren und Selbstbewusstsein vermitteln
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