Für Studie von Pharmakonzern

Gratis-Abnehmspritze für britische Arbeitslose

Übergewicht als Grund, keinen Job zu finden? So sieht es jedenfalls ein US-Pharmakonzern, der seine Abnehmspritzen jetzt an Arbeitslosen testen will.

Nick Wolfinger
Gratis-Abnehmspritze für britische Arbeitslose
So stellt sich die Regierung in London offenbar einen typischen Arbeitslosen vor (Symbolbild)
Getty Images

Für Aufsehen sorgt der Vorschlag des britischen Gesundheitsministers Wes Streeting, die Arbeitslosigkeit mithilfe von Abnehmspritzen eines US-Pharmakonzerns zu verringern, der im Gegenzug Investitionen und neue Arbeitsplätze im vom Brexit wirtschaftlich angeschlagenen Inselstaat verspricht.

"Unsere immer umfangreicher werdenden Hosenbünde stellen auch eine erhebliche Belastung für unser Gesundheitswesen dar", wittert Streeting in einem Kommentar im "Telegraph" die Möglichkeit, damit sogar zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen.

Denn durch Fettleibigkeit verursachte Krankheiten wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen Arthrose und bestimmte Krebsarten kosten das britische Gesundheitssystem jährlich rund 13 Milliarden Euro, erklärte Streeting. Fortschritte bei der Forschung an den in den populären "Abnehmspritzen" enthaltenen Wirkstoffen Semaglutid und Tirzepatid würden dies möglich machen.

Idee stammt eigentlich von US-Pharmakonzern

Eine Idee, der auch Premier Keir Starmer durchaus etwas abgewinnen kann: "Ich denke, diese Medikamente könnten sehr hilfreich sein für unsere Wirtschaft und das Gesundheitssystem – und den Leuten dabei helfen, ins Arbeitsleben zurückzufinden." Die Verschreibung müsse aber auf jeden Fall durch Ärzte erfolgen.

Die Ankündigung erfolgt kurz nachdem bekannt wurde, dass der US-Pharmakonzern Eli Lilly umgerechnet rund 330 Millionen Euro in Großbritannien investieren will. Dabei will der Konzern auch Praxistests dazu durchführen, ob Abnehmspritzen Arbeitslosigkeit und das Gesundheitssystem entlasten könnten.

64 Prozent der Briten übergewichtig

In Großbritannien werden 26 Prozent der Erwachsenen als fettleibig eingestuft, weitere 38 Prozent gelten als übergewichtig. Ein direkter Zusammenhang zwischen Übergewicht und Arbeitslosigkeit besteht zwar nicht, aber eine Wechselwirkung zwischen Übergewichtigkeit, Krankheiten und der Arbeitswelt ist durchaus vorhanden.

Dabei will das Unternehmen die Medikamente Zepbound und Mounjaro mit dem Wirkstoff Tirzepatid einsetzen. Eigentlich ein Diabetesmedikament, das aber auch Übergewicht reduzieren könne. Die Studie soll fünf Jahre lang dauern und Beschäftigungsstatus sowie Krankheitstage überwachen. Kooperationspartner ist Health Innovation Manchester.

Übergewichtige als Versuchskaninchen der Pharmaindustrie?

Gesundheitsexperten warnen jedoch: Noch ist unklar, welche Langzeitfolgen die Medikamente haben könnten. Außerdem kommt es beim Absetzen der Mittel meist wieder zu einer Gewichtszunahme – wenn nicht grundsätzlich und nachhaltig etwas am persönlichen Lebensstil geändert werde (z.B. gesunde Ernährung, Bewegung). Zudem gibt es Warnungen, dass bereits 3.000 Briten an Langzeitfolgen oder Nebenwirkungen von Mitteln wie Ozempic und Wegovy erkrankt seien. Werden hier also Kranke im Namen der Sozialpolitik zu Versuchskaninchen der Pharmaindustrie gemacht?

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    Ian West / PA / picturedesk.com

    Auf den Punkt gebracht

    • Ein US-Pharmakonzern plant, seine Abnehmspritzen an britischen Arbeitslosen zu testen, um sowohl die Arbeitslosigkeit als auch die Belastung des Gesundheitssystems durch fettleibigkeitsbedingte Krankheiten zu verringern
    • Der britische Gesundheitsminister Wes Streeting und Premier Keir Starmer unterstützen die Idee, obwohl Gesundheitsexperten vor möglichen Langzeitfolgen und der Notwendigkeit nachhaltiger Lebensstiländerungen warnen
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