"Nur 30 Minuten für Coup"

Grabräuber wüten in Wien – so skrupellos geht Bande vor

Schnell und gewissenlos schlagen Grabräuber auf Wiens Friedhöfen zu. Laut "Heute"-Infos dauert ein Coup der Kriminellen nur rund eine halbe Stunde.

Christian Tomsits
Grabräuber wüten in Wien – so skrupellos geht Bande vor
Steinmetz und Bestatter Johann Teufel (30) hat die Grabräuber-Causa mitbekommen – und packt nun in "Heute" aus.
Sabine Hertel/zVg

Eine Serie an feigen Einbrüchen in letzte Ruhestätten auf Wiener Friedhöfen sorgt für große Unruhe – wir berichteten. Die Betroffenheit bei Angehörigen der geschändeten und teilweise geplünderten Gräbern ist riesig und der Schaden ist immens.

Schon 40 Fälle registiert

Die Kriminalpolizei ermittelt bereits in 40 (!) Fällen auf Friedhöfen in Groß-Jedlersdorf, Stammersdorf, Kagran, Aspern sowie am Wiener Zentralfriedhof. Im Schutz der Dunkelheit dürften sich die Kriminellen vor allem an prunkvollen Gräbern zu schaffen machen.

Mehr als 30 Minuten dürften die Täter laut einem Insider für einen Coup nicht brauchen. Mit Stemmeisen und runden Hölzern könnten schwere Steinplatten von der Bande binnen Minuten bewegt werden, mit einer kleinen Leiter würden die Täter in die Gruft hinabsteigen. Sogar vor Särgen, die teilweise seit 20 Jahren nicht geöffnet wurden, schrecken die Unbekannten nicht zurück. Nach dem händischen Öffnen reißen sie beigelegten Schmuck an sich und verschwinden.

"Giftige Gase in Gruft"

Zimperlich sind sie dabei nicht: "Die Gräber sind vom Öffnen und Schließen oft stark beschädigt, Betroffene brauchen teilweise neue Särge und aufwendige Reparaturen der kaputten Steinplatten", weiß Bestatter und Steinmetz Johann Teufel (30). Der 30-jährige Innungsmeister seiner Zunft in Wien hilft bereits mehreren Kunden, in deren Gruften eingedrungen wurde und ist ebenso schockiert über die Skrupellosigkeit der unbekannten Täter.

Die Tatortarbeit der Beamten gestalten sich aufgrund von giftigen Gasen, die nach dem Öffnen austreten, als äußerst schwierig – wir berichteten. Polizisten benötigen zum Teil Atemschutzmasken vor Ort, um Spuren sichern zu können.

Trotz intensiver Ermittlungen kommt man den Tätern bisher nicht auf die Schliche – die Bande befindet sich weiter auf Beutezug durch Wien. "Das Ausmaß ist schockierend", hält auch Natalie Bordt, Seelsorgerin der Erzdiözese Wien für Roma und Sinti und Geschäftsführerin des Wiener Sinti-Kulturvereins Nowo-Ziro, fest. "Die Leute wissen langsam nicht mehr weiter", klagt sie und weist darauf hin, dass nicht nur Roma-Grabstätten betroffen sind, "sondern auch Gruften von Österreichern."

Schützen könne man sich vor dem Eindringen der Unbekannten kaum, weiß der Steinmetz. "Wir haben jedoch bei einigen Betroffenen eine zusätzliche Metallplatte zwischen Deckstein und Gruft montiert, das stellt zumindest ein zusätzliches Hindernis dar." Der Experte Teufel empfiehlt: "Wenn der Verdacht vorliegt, dass ein Grab geöffnet wurde, bitte gleich bei der Kripo melden und Profis kontaktieren, die entstandene Schäden genau untersuchen und beheben können."

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    Auf den Punkt gebracht

    • In Wien sorgen skrupellose Grabräuber, die in nur 30 Minuten prunkvolle Gräber plündern, für große Unruhe und immensen Schaden auf mehreren Friedhöfen
    • Trotz intensiver Ermittlungen der Kriminalpolizei, die bereits in 40 Fällen ermittelt, fehlt von den Tätern bisher jede Spur
    • Angehörige und Fachleute sind schockiert und ratlos
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