Spieletests
"Goat Simulator 3" im Test – ohne Sinn, aber super
Nicht immer geht es um Highscores, Handlung oder Herausforderungen. Im "Goat Simulator 3" dominiert das Chaos – dennoch macht er riesig Spaß.
Der "Goat Simulator 3" für PC, PlayStation 5 und Xbox Series X|S ist wieder ein riesiger Spielplatz für Fans des gepflegten Chaos – und durchgeknallter denn je. Nahm den ersten Teil vor dem Erscheinen noch kaum jemand ernst, hat sich die herrlich sinnlose Spiele-Serie mittlerweile zum absoluten Kult gemausert. Das Konzept des dritten Teils blieb den Vorgängern treu: Großteils ohne wirklichen Sinn soll einfach Chaos gestiftet und über die witzigen Gameplay-Szenen gelacht werden. Dieses Mal gibt es dazu außerdem eine kleine Story – wirklich von Belang ist diese aber nicht. Immerhin: In den kurzen Videoszenen werden einige der bekanntesten Games und Pop-Phänomene ordentlich auf die Ziegenhörner genommen.
Gestrichen haben die Macher von Coffee Stain North dafür den eingeblendeten Highscore-Zähler, was positiv auffällt. Dafür gibt es in der Welt der zerstörerischen Ziege nun eigene Türme, die als Reisepunkte dienen, um schnell von einem Ort der Spielwelt an den anderen zu kommen. Außerdem verstecken sich im Inneren der Türme die Basen unserer Ziege und auch das eigentliche Spielziel. In den schlossartig ausgestatteten Türmen finden sich schwer gesicherte Tore. Wie man diese öffnet und was sich dahinter verbirgt, sollen Spieler als Kernziel im "Goat Simulator 3" herausfinden. Wobei das quasi nebenher passiert, indem man den Hunderten Aufgaben in der Spielwelt nachgeht und dabei "Illuminati"-Punkte sammelt.
Abwechslung schreibt der "Goat Simulator 3" groß
Die nach der Geheimgesellschaft benannten Punkte lassen unsere Spiel-Ziege immer weiter die Ränge aufsteigen, was gleichzeitig nach und nach die Tore in unserer Ziegen-Burg öffnet. Sonderlich bei Spezialaufgaben bemühen oder Umwege im Spiel gehen muss man dazu nicht. Praktisch ist, dass der "Goat Simulator" und nun ähnlich wie in "Far Cry" und "Assassin's Creed" anzeigt, wo in der Spielwelt wir Missionen finden können, die uns Punkte einbringen. So fällt lästige Sucharbeit ebenso weg, wie ein planloses Herumirren. Und die Spielwelt ist so vollgestopft von verschiedenen Missionen, dass man sich über die Abwechslung nur wundern kann. Hier haben sich die Macher um möglichst viele kurzweilige Aufgaben bemüht.
So vielfältig die Missionen sind, so verrückt sind sie auch. Auf der "normaleren" Seite sind da noch Pflanzarbeiten, bei denen wir die Saat düngen und mit Anblöken zum Wachsen bringen müssen. Deutlich verrückter sind aber die Missionen, die sich nicht davor scheuen, alles und jeden auf die Schaufel zu nehmen. In einer "Herr der Ringe" nachempfundenen Quest soll man etwa einen Ring in einem Vulkan versenken oder in "Grand Theft Auto"-Manier Karren stehlen und Fußgänger ummähen. Tabus gibt es keine, auch nicht in Sachen Jesus und Gott: Nascht man an der verbotenen Frucht im Paradies, trifft uns regelmäßig der Zorn Gottes in Blitz-Form. Dutzende Anspielungen hat das Game in seinem Kampagnen-Verlauf verpackt.
Omas rammen oder Jesus spielen – es gibt keine Tabus
Alte Omas umrammen, okkulte Rituale durchführen, Vogelscheuchen zum Leben erwecken, selbst zum Boss einer Game-Geschichte werden oder bei einer Wahl antreten – der "Goat Simulator 3" ist ein vollkommen verrücktes Spiele-Paradies, in dem nichts unmöglich scheint und nichts tabu ist. Da kann unsere Ziege auch schon mal zu einem Fisch werden, als wildes Nashorn auf einem Tretroller herumjagen oder sich als Indiana Jones auf die Suche nach einem legendären Schatz machen. Die neue Missionsform tut dem Spiel enorm gut, auch wenn es in der Kampagne von "Goat Simulator 3" noch immer keine wirklichen Story-Elemente gibt und die nur von wenigen wie der anfänglichen Videosequenz zusammengehalten wird.
Wer bei all den vielfältigen Missionen eine komplexe Steuerung erwartet, der irrt. An den möglichen Aktionen wie Blöken, Lecken, Herumrennen und Rammen ändert sich nichts, die Ziege steuert sich nach wenigen Minuten quasi wie von selbst. Etwas kniffliger wird es in den Missionen aber doch, denn einerseits werden immer neue Herangehensweisen verlangt – etwa wenn Personen auf Laufbänder gerammt werden sollen –, andererseits weiß man aufgrund der teils sehr dürftigen Missionsbeschreibungen nicht immer genau, was man eigentlich zu tun hat. Deswegen kommt auch eine gute Prise Rätsel-Spaß ins Spiel, bei dem herausgefunden werden muss, was die Entwickler von uns wollen. Frustrierend wird das aber nie.
Technisch ist das Game einmal mehr kein Meisterwerk
Wunderbar sinnlos: In der Spielwelt ist man nicht nur auf seine Hufe angewiesen, sondern kann alles manövrieren, was nicht niet- und nagelfest ist: Flugzeuge, Traktoren, Sportwägen, Boote, Züge – selbst Häuser sind nicht sicher und können einfach per richtigem Gefährt "abgeschleppt" werden. Überraschend bietet auch die Insel selbst optische Abwechslung. Die sechs Areale sind allesamt anders gestaltet – von einer Stadtkulisse bis hin zu einem Nationalpark – und beherbergen jede Menge geheime, sammelbare und dekorative Gegenstände, mit denen die Ziege ausgestattet werden kann. Die angesprochenen Nashorn- und anderen Tierformen kann man sich mit Spielwährung in einem Ingame-Shop außerdem zusammenkaufen.
Im Vergleich zu den Vorgänger sieht der "Goat Simulator 3" außerdem richtig schick aus. Die Animationen sind flüssig, die Spielwelt ist ordentlich scharf und detailliert – es kommt aber auch zu den typischen Bugs wie aufploppenden Objekten aus dem Nichts oder Objekten und Figuren, die sich ineinander verkeilen. Fast will man sagen, dass man sich bei der Spielserie schon an solche Mankos gewöhnt hat. Auch der neue Koop-Modus – lokal und online für bis zu vier Spieler – zickt etwas. So kann man nur Freunde zur Session einladen, aber nicht einfach schnell in eine Runde mit Fremden einsteigen , muss mit einigen Verbindungsabbrüchen rechnen und bekommt den Fortschritt nur gutgeschrieben, wenn man der Host der Partie ist.
Vollkommen verrückt und sinnlos, aber wahnsinnig spaßig
Technisch unsauber wie immer macht der "Goat Simulator 3" trotzdem riesigen Spaß. Und das trotz einer lose durch ein paar Story-Fetzen zusammengehaltenen Kampagne und völlig sinnloser Zerstörungswut. Einfach nur abschalten ist das Motto des Games, und dieses erfüllt das Spiel in Perfektion. Wer einmal nicht auf Highscore-Jagd gehen oder eine komplexe Story erleben will, ist hier goldrichtig. Als Zeitvertreib bringt der Ziegen-Simulator immerhin rund 20 sehr kurzweilige Spielstunden mit sich. Und auch der Koop-Modus lädt zu actionreichen Partien ein, wobei es jedem selbst überlassen ist, ob er eine Aufgabe zum Teamplay sucht oder einfach den eigenen Tätigkeiten nachgeht. Freiheit war immer eine Stärke des Games.
Besonders beeindruckt beim "Goat Simulator 3" aber die neue Missions-Gestaltung, die dem Spiel eine strukturiertere Form als zuvor gibt. So weiß man jederzeit, wo man neue Aufgaben finden kann. Und: Die Tätigkeiten sind nicht nur wieder vollkommen verrückt, sondern glänzen mit irre komischen Anspielungen auf popkulturelle Phänomene am laufenden Band. Der "Goat Simulator" ist ein einziger Witz in Spieleform, und das im besten Sinne. Die Steuerung ist einfach und einprägsam, die Aufgaben-Vielfalt gewaltig und der Humor ohne jegliches Tabu. Selbst wer absolut nichts mit Sandbox-Games anfangen kann, den wird das Spiel zumindest kurzzeitig fesseln. Für Fans der Vorgänger ist es sowieso ein absoluter Pflichtkauf.