Life

Glutenunverträglichkeit durch Virus verursacht?

Wer an Zöliakie leidet, muss Gluten meiden. Bislang hieß es, die Gene seien schuld daran. Doch offenbar spielen auch Viren eine Rolle.

Heute Redaktion
Teilen

Rund ein Prozent der österreichischen Bevölkerung leidet an Zöliakie. Die Betroffenen reagieren heftig auf das Klebereiweiß Gluten, das in Weizen und vielen anderen Getreideprodukten enthalten ist.

Diese Unverträglichkeit wird landläufig als erblich bedingte Autoimmunreaktion des Körpers gesehen. Zumindest war es bisher so. Doch eine im Fachjournal "Science" veröffentlichte Mäuse-Studie von US-Forschern rüttelt nun an dieser These.

Prägung des Immunsystems

Laut dem Team um Bana Jabri vom Celiac Disease Centre der University of Chicago könnte auch eine Virusinfektion Auslöser sein. Konkret haben sie einen Erreger aus der Familie der Reoviridae unter Verdacht. Zu derselben Gruppe gehört auch das Rotavirus, das beim Menschen Brechdurchfall auslösen kann (siehe Box).

Offenbar kann eine Infektion mit dem Erreger bei genetisch vorbelasteten Menschen dauerhafte Spuren im Immunsystem hinterlassen. Diese können später zur heftigen Autoimmunreaktion führen, wenn der Körper Gluten ausgesetzt wird.

Rotaviren
Rotaviren sind weltweit verbreitet und stellen die Hauptursache von schweren Durchfallerkrankungen bei Kleinkindern dar. Auch Erwachsene können sich infizieren. Allerdings verläuft die Erkrankung bei ihnen milder und meist asymptomatisch ab. Die Viren sind hoch ansteckend und können leicht über eine Schmierinfektion übertragen werden.

Zwei Faktoren spielen eine Rolle

Jabri und ihre Kollegen vermuten, dass dies vor allem der Fall ist, wenn vorbelastete Kleinkinder mit den normalerweise harmlosen Reoviren infiziert werden, während sie gleichzeitig erstmals mit Gluten in der Nahrung in Kontakt kommen.

Ob sich die Resultate auch auf den Menschen übertragen lassen, müssen weitere Studien zeigen. Doch die Forscher sind zuversichtlich, dass die bei Versuchen mit Mäusen gewonnenen Erkenntnisse auch für uns gelten. Sollte sich der Verdacht bestätigen, wären völlig neue Therapieansätze bis hin zu präventiven Impfungen möglich. (csc)