Überraschende "Heute"-Studie
Globale Klimakrise vereint die großen Weltreligionen
Christen, Moslems, Hindus, Buddhisten und Juden sind sich trotz aller Unterschiede einig: Die Erde muss vor der Klimakatastrophe bewahrt werden.
Machtansprüche, regionale Streitigkeiten, gegenseitige "Bekehrungsversuche" und unterschiedliche Auffassungen über den "richtigen Weg zu Gott" führen seit Jahrhunderten immer wieder zu Kriegen zwischen Religionen (auch wenn der Glaube oft nur als Vorwand für Konflikte erscheint).
Dennoch gibt es EINEN Bereich, bei dem bei allen großen Glaubensbekenntnissen der Welt absolute Einigkeit herrscht – nämlich bei der Sorge um den globalen Klimawandel und dessen verheerenden Auswirkungen auf unsere Erde.
Verblüffende Übereinstimmung
"Heute" hat Vertreter aller fünf Weltreligionen (Christentum, Islam, Hinduismus, Buddhismus und Judentum) um eine konfessionelle Stellungnahme zum Thema Klimawandel gebeten. Die Ergebnisse der Umfrage sind erstaunlich übereinstimmend.
So sehen die fünf Weltreligionen den globalen Klimawandel
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Christentum
"Umweltschutz hat einen hohen Preis. Nur gemeinsam kann es gelingen, unsere Lebensgewohnheiten ernsthaft zu ändern. Tun wir es nicht, wird es Millionen von Klimaflüchtlingen geben. Ob wir alle, Politik, Gesellschaft, Religionen aus Liebe zur Erde zu den nötigen Opfern bereit sind?", fragt sich Kardinal Christoph Schönborn gegenüber "Heute". Papst Franziskus sagt dazu: "Die Klimafrage ist auch eine soziale Frage. Der Klimawandel trifft die armen Länder am schwersten. Er kann riesige Flüchtlingsströme auslösen." Wir bräuchten ein "Nachhaltigkeitsmodell", das auf einem "Bündnis zwischen Mensch und Natur" beruhe. - 2
Islam
Die Haltung des Islam zum Klimawandel basiere auf "Nachhaltigkeit und Umweltethik". Der Koran betone den "respektvollen Umgang mit der Schöpfung Gottes und ein Gleichgewicht zwischen Mensch, Natur und Umwelt". Die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich engagiere sich zudem für Klimaschutz, unterstützt Initiativen wie das Klimavolksbegehren oder "Religions for Future" und spreche sich für "grüne Moscheen" aus. IGGÖ-Präsident Ümit Vural zu "Heute": „Wir wollen das Bewusstsein schärfen, dass Umweltschutz mehr als eine ökologische Notwendigkeit ist, sondern moralisches Gebot und spirituelle Verpflichtung." - 3
Hinduismus
"Prakrtireva sarnam" – Die Natur ist unsere einzige Zuflucht! Der Hinduismus betone die "Pflicht, die Natur zu schützen", erklärt HRÖ-Präisdent Sandeep Khanna auf "Heute"-Anfrage. Der Glaube an die fünf grundlegenden Elemente – Erde, Wasser, Feuer, Luft und Raum – sei zentrales Element. Die "Liebe zur Schöpfung" fördere "eine Lebensweise, die auf Einfachheit und Nachhaltigkeit" beruhe. Ein Leben im Einklang mit diesen Prinzipien trage dazu bei, das "Gleichgewicht der Natur zu erhalten und den Ressourcenverbrauch zu minimieren", was langfristig dem "Schutz der Erde und ihrer Ökosysteme" diene. - 4
Buddhismus
Nachdem das "höchste Prinzip" darin bestehe, für "alle fühlenden Wesen Leiden zu reduzieren", habe auch ein "achtsamer Umgang mit unserer Umwelt hohe Priorität". Menschen, Tiere und Natur bedingten sich "wechselseitig" – daher sollte man die Auswirkungen unserer Handlungen auf unser Umfeld bedenken, sagt ÖBR-Präsident Gerhard Weißgrab zu "Heute". Im Kontext des Klimawandels müssten wir darauf achten, "wo unsere Aktivitäten eine schädliche Auswirkung auf das Klima" haben. Diesen Auswirkungen soll man "möglichst gut durchdacht" entgegenwirken. - 5
Judentum
Schon im Grundgedanken der menschlichen Schöpfung liege "der himmlische Auftrag, die Erde zu bewahren". "Der Ewige nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, ihn zu bebauen und zu bewahren." Die Erde sei "nicht zur Verwüstung, sondern zum Bewohnen erschaffen", sagte der Prophet Jesaja. Die Torah mahne, mit unseren "Ressourcen verantwortungsvoll umzugehen, und diese nicht unbedacht zu verderben", erinnert Oberrabbiner Jaron Engelmayer gegenüber "Heute". Der Talmud erkennt zudem in der biblischen Erzählung der Arche Noahs "den Willen des Schöpfers, dass kein Geschöpf der Welt verloren gehen" dürfe.
Unsere Erde "kocht" bereits
Es sei eine Verharmlosung, bloß von der "Erderwärmung" zu sprechen, sagte auch der christlich-orthodoxe Patriarch Bartholomaios von Konstantinopel. Die Erde "überhitze" auch nicht, sondern sie "koche" bereits. Es brauche deshalb kollektive Anstrengungen auf globaler Ebene, um die Zerstörung der Umwelt einzudämmen, so der Patriarch.
Auch Religionen wie Konfuzianismus und Daoismus sowie alle Naturreligionen fordern Respekt gegenüber der Natur und damit eine Bewahrung der Erde vor den zerstörerischen Folgen des Klimawandels.
Gemeinsame Aufrufe zum Klimaschutz
Zuweilen rufen hohe Vertreter der Weltreligionen auch gemeinsam zum Klimaschutz auf: In Indonesien gelobten im vergangenen September Papst Franziskus und der Großimam der größten Moschee Südostasiens, die "Umwelt zu schützen". Das sollte für Millionen Gläubige aller Konfessionen Vorbildwirkung haben.
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Auf den Punkt gebracht
- Trotz historischer Differenzen und Konflikte sind sich die großen Weltreligionen einig, dass der Klimawandel eine dringende Bedrohung darstellt und kollektive Anstrengungen erforderlich sind, um die Erde zu schützen.
- Vertreter von Christentum, Islam, Hinduismus, Buddhismus und Judentum sowie anderer Glaubensrichtungen fordern gemeinsam Respekt gegenüber der Natur und betonen die Notwendigkeit globaler Maßnahmen gegen die Umweltzerstörung.