Ukraine

"Ernste Gefahr" – Gleitbombe als Ass im Ärmel von Putin

Um intelligente Lenkwaffen zu ersetzen, greift Russland zu günstiger zu produzierenden Gleitbomben. Diese sind für die Ukraine eine echte Bedrohung.

Nun setzen die Russen auch Gleitbomben ein. Symbolbild.
Nun setzen die Russen auch Gleitbomben ein. Symbolbild.
REUTERS

Laut Experten setzt Russland in seiner Kriegführung seit Anfang März eine neue, für die Ukraine besonders beunruhigende Waffe ein: Statt teurer Marschflugkörper und Raketen schlagen in jüngster Zeit immer öfter sogenannte Gleitbomben in ukrainischen Zielen ein, die über wesentlich weitere Distanzen fliegen können als konventionelle Bomben und dabei vom Radar kaum erfasst werden können.

Da die Bomben über Flügel verfügen, können sie nach dem Abwurf noch Dutzende Kilometer zurücklegen und für die Piloten mit wesentlich weniger Gefährdung aus weiten Distanzen eingesetzt werden, wie der britische «Telegraph» berichtet.

Die Bombe des Typs UPAB-1500B, die auf Basis der konventionellen KAB-1500NB entwickelt wurde, ist in der Lage, aus einer Abwurfhöhe von 10.000 bis 15.000 Metern noch zwischen 50 und 70 Kilometer zurückzulegen und kann so vielerorts aus dem russischen Heimatland eingesetzt werden, ohne dass die Piloten sich in ukrainischen Luftraum bewegen müssen. Dabei fliegt sie oft so tief, dass sie vom Radar nicht erfasst werden kann, und ist hinreichend präzis, um ihr Zielgebiet auch aus weiter Entfernung zu treffen. Zudem ist sie wegen ihrer geringen Grösse schwer zu treffen.

Ersatz für teure Cruise Missiles

Laut Juri Ihnat, Sprecher der ukrainischen Luftwaffe, stellen die UPABs eine "sehr ernsthafte Bedrohung" dar. "Momentan nutzt der Feind diesen Vorteil an der Grenze zu Russland, an der Front und an der Küste. In allen Regionen werden intensiv Gleitbomben abgeworfen", weiß der Experte. Laut dem Bericht des "Telegraph" würden seit einiger Zeit täglich bis zu 20 Glide Bombs gegen die Ukraine eingesetzt.

Diese könnten relativ einfach aus ungelenkten Bomben hergestellt werden, indem man diese mit Flügeln und einem Navigationssystem versieht, wurden teils aber auch eigens entwickelt. Die Technik ist zwar nicht neu, wie Experten sagen, wird neu aber viel häufiger eingesetzt – wohl auch, weil in Russland die Marschflugkörper und Raketen knapp werden.

Ukraine wird sich anpassen müssen

Der flächendeckende Einsatz von Gleitbomben könnte die Ukraine sogar zwingen, ihre Strategie anzupassen. "Diese Waffen bedeuten, dass die Bedrohung durch die Luftverteidigung, die bisher den Einsatz von Angriffsflugzeugen einschränkte, etwas abgemildert wird", erklärte Justin Crump, Militäranalyst bei der Geheimdienstberatung Sibylline. Die russischen Piloten können ihre tödliche Fracht loswerden, ohne in den Gefahrenbereich der Luftanwehr zu geraten.

Laut Experten könnte die Ukraine künftig gezwungen werden, weitere Teile ihrer Luftabwehrsysteme weg von den Städten und näher zur Front zu verlegen, um anfliegende Gleitbomben frühzeitig abschießen zu können, wenn die Truppen auf Engpässe wie Flussübergänge oder gut befestigte russische Stellungen treffen. Ihre Verbände könnten laut Crump gezwungen werden, sich weit verteilt zu positionieren, müssten im Bedarfsfall aber rasch zusammengezogen werden können.

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