Auftrag für Bohrn-Mena-Firma

Gewessler: 33.800 € Steuergeld für Studie zu Schafwolle

Die grüne Klimaministerin orderte um 33.800 € eine skurrile Analyse zum Potenzial von Schafwolle. Ergebnis: Außer Spesen wohl nichts gewesen.

Newsdesk Heute
Gewessler: 33.800 € Steuergeld für Studie zu Schafwolle
Klimaministerin Leonore Gewessler (Grüne) ließ das "ökonomische Potenzial von Schafwolle" untersuchen – für 33.800 Euro Steuergeld.
iStock/Helmut Graf/"Heute"-Montage

Mit Studien ist es so eine Sache. Außenstehenden erscheint oft schon die Fragestellung absurd, ganz zu schweigen vom Nutzen. Ein ziemlich schräges Beispiel kommt jetzt aus dem Klimaministerium von Leonore Gewessler. Die Grüne bestellte nämlich um 33.800 Euro eine Studie zum ökonomischen Potenzial von Schafwolle in Österreich, wie "profil" berichtet.

Nun ja. Der Schafbestand in Österreich liegt bei knapp 400.000 Tieren (laut Statistik Austria) – laienhaft vermutet, könnte deren Wolle – die in beträchtlichen Mengen ungenutzt im Abfall landet – ja einiges Potenzial bieten, von Pullovern bis Dämmstoffen. Dem Gewessler-Ministerium war das jedenfalls eine Analyse wert, Stichwort Kreislaufwirtschaft.

Auftrag für Bohrn Menas

Der Auftrag für die Studie zog die Common Affairs GmbH an Land, die zur gemeinnützigen Stiftung Comùn der Öko-Aktivisten Sebastian und Veronika Bohrn Mena gehört. Das streitbare Ehepaar sorgte zuletzt als Betroffene in der Causa Lena Schilling für Schlagzeilen – die grüne EU-Abgeordnete soll gegenüber anderen unwahre Behauptungen über die Bohrn Menas getätigt haben, der Fall ist mittlerweile vor Gericht.

Ende des Vorjahres wurde die Schaf-Studie bei den Bohrn Menas bestellt. "Das Ministerium ist an uns herangetreten", erklärt Sebastian Bohrn Mena auf "Heute"-Anfrage, wie es zu dem Auftrag kam. "Wir haben dann gemeinsam mit dem Bundesverband der Schafzüchter ein Angebot gelegt und uns gegen zwei weitere Bieter durchgesetzt."

Am Anfang einer jeden Lieferkette im Bereich Schafwolle steht das Schaf selbst sowie dessen Aufzucht
Zitat aus der Studie
im Auftrag des Klimaministeriums

Der 42-seitige Studien-Endbericht steht seit Kurzem auf der Website des Ministeriums und hinterlässt den Leser ratlos bis amüsiert – angesichts einer Fülle von Allgemeinplätzen wie: "Am Anfang einer jeden Lieferkette im Bereich Schafwolle steht das Schaf selbst sowie dessen Aufzucht." Oder: "Die bekannteste Art der Nutzung bei Schafwolle ist und bleibt im Bereich Textilien."

Die Firma Common Affairs der Stiftung Comùn von Veronika und Sebastian Bohrn-Mena erhielt den Zuschlag für die Schafwoll-Studie. Hier das Ehepaar beim Prozessauftakt gegen Lena Schilling.
Die Firma Common Affairs der Stiftung Comùn von Veronika und Sebastian Bohrn-Mena erhielt den Zuschlag für die Schafwoll-Studie. Hier das Ehepaar beim Prozessauftakt gegen Lena Schilling.
Sabine Hertel

Der Erkenntnisgewinn aus der Studie dürfte enden wollend sein. Selbst die Autoren kommen in ihrem Resümee zu dem Schluss, man habe zwar "die Frage nach dem Anwendbarkeitspotenzial von Schafwolle umfassend beantworten" können. Aber: "Die Bewertung des ökonomischen Potenzials ist, in Ermangelung konkreter Zahlen & Daten, nur schwer abschätzbar."

"Nicht der erhoffte Erkenntnisgewinn"

Auch für das Gewessler-Ministerium scheint der Endbericht enttäuschend zu sein: "Die Ergebnisse der Studie bringen insgesamt nicht den erhofften Erkenntnisgewinn", zitiert "profil" eine Stellungnahme des Klimaressorts. Man prüfe noch, ob es "zielführende weitere Schritte" gebe – "jedenfalls braucht es dafür wohl andere Zugänge und auch Kooperationspartner".

So ist das halt mit Forschungsarbeiten – manchmal bringen sie eben nichts zutage, könnte man sagen. Oder es stellt sich im Laufe des Arbeitens heraus, dass die Fragestellung doch nichts hergibt.

Bohrn Mena wehrt sich

Sebastian Bohrn Mena betont jedenfalls den "großen Arbeitsaufwand", den Common Affairs für die Studie betrieben habe, insbesondere die intensive Literaturrecherche und acht ausführliche Experteninterviews.

Ist die Studie das Honorar von 33.800 Euro wert? Ja durchaus, sagen vom "profil" dazu befragte Fachleute, die sich den Endbericht angesehen haben.

Wir fühlen uns von den Grünen bestraft
Sebastian Bohrn Mena
Öko-Aktivist und Studien-Auftragnehmer

Was Bohrn Mena verwundert und ärgert: "Wir hatten positives Feedback aus der Fachabteilung des Ministeriums zu unserem Endbericht. Und jetzt lese ich die Stellungnahme aus dem Kabinett der Ministerin, dass die Ergebnisse unserer Studie nicht den erhofften Erkenntnisgewinn brachten. Das ist doch ein Widerspruch und riecht nach Politik", so Bohrn Mena: "Die Ministerin disqualifiziert unsere Arbeit, während die Beamten mit der Studie zufrieden sind." Da stecke Kalkül dahinter, ortet Bohrn Mena bewusste Stimmungsmache der grünen Ministerin gegen ihn im Nachklang der Schilling-Affäre.

Dazu passe, so Bohrn Mena, dass der grüne Klimaschutzlandesrat in Oberösterreich, Stefan Kaineder – er ist auch Vizechef der Bundes-Grünen – die Förderungen für die in Kürze stattfindenden "Konsumdialoge Wasser" der Bohrn-Mena-Stiftung um ein Drittel gekürzt habe. Und das Klimaministerium bereits zugesagte 10.000 € Fördergeld jetzt doch nicht zahle. "Wir fühlen uns von den Grünen bestraft", sagt Bohrn Mena.

Schafwoll-Studie fehlt in Liste

Beim Thema Fördergeld schließt sich der Kreis zur Schaf-Studie. Die knapp 34.000 Euro Honorar listet Gewessler in der Beantwortung einer FPÖ-Anfrage zu Aufträgen und Förderungen für das Comùn-Netzwerk der Bohrn Menas nicht auf... Insgesamt werden allein aus dem Klimaministerium zwar Zahlungen in Höhe von 120.000 Euro angeführt – die Vergütung für die Schafwoll-Analyse fehlt. Die Abrechnung sei zum Zeitpunkt der Anfragebeantwortung noch nicht verbucht gewesen und fehle deshalb, so die Begründung des Ministeriums gegenüber "profil". Wobei die Anfragebeantwortung mit 26. Juli datiert ist, das Schafwoll-Projekt aber mit Ende Mai abgeschlossen war...

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    Auf den Punkt gebracht

    • Die grüne Klimaministerin Leonore Gewessler gab eine skurrile Analyse zum Potenzial von Schafwolle in Auftrag, die 33.800 € kostete
    • Die Studie, die von der Common Affairs GmbH der Bohrn Menas durchgeführt wurde, brachte laut Ministerium jedoch wenig Erkenntnisgewinn
    • Sebastian Bohrn Mena, zu dessen Stiftung die beauftragte Firma gehört, sieht die Kritik des Ministeriums an der Studie als Angriff auf ihn wegen des Lena-Schilling-Skandals
    red
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