Multimedia
Gesperrt! TikTok-Star Franny steht vor dem Nichts
Ihr Handicap ist ihr Markenzeichen: Die Legasthenie-TikToks von Franny (19) alias Almost.Cesca verfolgen Millionen. Nun ist ihr Profil weg.
In wenigen Monaten zum TikTok-Shootingstar – das ist Franny alias Almost.Cesca während des ersten Lockdowns in der Corona-Pandemie gelungen. Schnell hat es die 19-Jährige an die Spitze des Social-Media-Erfolgs geschafft – noch schneller war alles wieder weg. Ihr Account mit über 2,1 Millionen Followerinnen und Followern wurde gesperrt. "Es ist ohne Vorwarnung und aus dem Nichts passiert. Für mich war es dramatisch und ich habe nur noch gezittert", sagt sie im Gespräch mit "20 Minuten".
Francesca Dougan, wie sie bürgerlich heißt, hat eine diagnostizierte Lese- und Schreibschwäche. In ihren unterhaltsamen Videos witzelt sie selbst über ihr Handicap. "Ja, ich bin Legasthenikerin. Ich stolpere oft über Wörter oder kann sie gar nicht lesen. Aber ich stehe dazu und schäme mich nicht dafür", meint sie. Ihre Community habe ihr aber Kraft gegeben, mit ihrer Krankheit offen und mutig umzugehen. Umso schmerzhafter sei es, dass sie sich von ihren Fans nicht verabschieden konnte.
So erklärt Franny den emotionalen Wert ihres Accounts
Der Creatorin sei bewusst, dass viele diesen Verlust wohl für lächerlich halten oder es nicht nachvollziehen können. Deshalb vergleicht sie es mit einer unerwarteten Kündigung: "Man stelle sich vor, dass man seit Jahren erfolgreich in einem Business ist, vom Team geschätzt und gefeiert wird und plötzlich wird man entlassen – weder man selbst, noch andere wissen, wieso und man muss ohne Abschiedsfest gehen. Das tut weh!"
Für den Traum von der Social-Media-Karriere hat Franny viel aufgegeben. Ihre Lehre als Polydesignerin hat sie im zweiten Ausbildungsjahr an den Nagel gehängt, täglich viel Zeit in ihren eigenen Content gesteckt und nebenbei den News-Kanal von SRF auf der Kurzvideo-Plattform erfolgreich mitaufgebaut. «Ich lebe von Social Media und explizit von Tiktok. Durch die Löschung muss ich nun mit finanziellen Einbussen leben», meint die Züricherin. Um wie viel Geld es konkret geht, lässt sie offen. Sie habe aber noch das Glück, daheim bei ihren Eltern zu wohnen.
Ein Neustart ist nicht möglich
Sowohl die Influencerin als auch ihr Management hätten versucht, die Plattform zu erreichen. Ohne Erfolg. Einen neuen Account zu starten, sei ebenfalls nicht möglich. TikTok würde ihre neuen Konten direkt wieder blockieren. "Um ehrlich zu sein, will ich auch kein neues Profil, sondern nur mein altes zurück – oder zumindest Klarheit, was ich falsch gemacht habe, um damit abschließen zu können." Immer wieder würden sie Fans auf anderen Plattformen anschreiben und nach ihr fragen. "Die aktuelle Situation macht es mir unmöglich, loszulassen und transparent mit meiner Community zu kommunizieren. Und auch ich komme so nicht zur Ruhe."
Franny selbst betont, dass sie es sich mit der Plattform selbst nicht verspielen möchte, da sie ihr persönlich in den letzten Jahren auch viel gegeben hat. Nichtsdestotrotz würde eine Spur Respekt und gewissermaßen auch Angst mitschwingen: "Es ist erschreckend, wie mächtig solche Techgiganten sind." Trotz der ungewissen Aussicht möchte die Influencerin noch nicht an das Worstcase-Szenario denken. "Ich habe noch einen Funken Hoffnung", sagt Franny. Sollte sich diese allerdings nicht bewahrheiten, will sie auf Alternativen wie YouTube und Instagram setzen. Auf Anfrage von "20 Minuten" hat sich TikTok nicht zu dem konkreten Fall gemeldet.