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Urmensch-Schädelfund bringt neue Erkenntnisse
Das erste Mal wurde ein Schädelfund eines Vormenschen entdeckt. Wissenschaftler rekonstruieren das Gesicht unseres frühesten Vorfahren.
Wie es Schulbücher lehren, führt der verschlungene Stammbaum des Menschen nach Afrika. Die Evolution unserer Spezies scheint jedoch möglicherweise weniger geradlinig voran geschritten zu sein als bisher angenommen. Ein erstmaliger Fund wirft neue Fragen an die Wissenschaft auf.
Das Gesicht des ersten Vormenschen
Mit dem Fund des Schädels eines Australopithecus anamensis (übersetzt: "Vormensch vom See") gelang Forschern im Team um den äthiopischen Paläoanthropologen Yohannes Haile-Selassie die Rekonstruktion des Gesichts des Ahnherrn unseres Stammbaums. Er ist erstaunlich gut erhalten, erwachsen und männlich. "Ich habe meinen Augen nicht getraut, ein Traum wurde wahr", erinnert sich Haile-Selassie.
Die bisherigen Funde beschränkten sich auf Kieferknochen und Zähne. Mithilfe von nahen Gesteinsproben schätzen die Forscher das Alter des Schädels auf etwa 3,8 Millionen Jahre. Der neuste Fund wirft nun große Fragen auf.
Eine neue Art Mensch?
Damit klärt sich für die Wissenschaft auch noch ein anderer Aspekt: Bisher galt die Annahme, dass es eine geradlinige Entwicklungslinie gegeben hätte. Diese These wurde mit dem Fund wiederlegt. Die Merkmale, die der Schädel aufweist, sprechen dagegen. Die Knochen weisen sowohl Eigenschaften primitiver als auch fortgeschrittener Arten auf. Eine als jünger eingeordnete Spezies, die unter dem Namen "Lucy" in die Forschungsgeschichte einging, dürfte über einen längeren Zeitraum mit der gefundenen Spezies in der gleichen Region gelebt haben.
Die Unterschiede weisen eher darauf hin, dass es mehr als eine ursprüngliche Gattung gegeben haben könnte, auf die der Stammbaum von zwei Arten, die im gleichen Gebiet gefunden wurden, zurückgeht. Damit wäre nicht nur das Aussehen enthüllt, sondern auch die Entwicklung von der Evolution vom Vormenschen bis zum modernen Menschen. Welche Arten nun zu unserer Entwicklung beitrugen, können Anthropologen noch nicht beantworten.
(GA)