Fussball
Gerichtsmediziner rettet Mann im Stadion das Leben
Beim Halbfinale der Conference League kam es zu einem dramatischen Tribünen-Zwischenfall. Ein Mediziner wurde zum Helden.
Es war die 109. Minute in Basel. Es ist bereits nach 23.30 Uhr, als die Spieler von Basel und Fiorentina – die sich beim Gesamtscore von 3:3 einen erbitterten Abnutzungskampf um den Finaleinzug der Conference League lieferten – wieder einmal daran erinnert wurden: Es gibt Wichtigeres als Fußball, zum Beispiel die Gesundheit.
Von den Fans im Gästesektor und einem aufwärmenden Fiorentina-Ersatzspieler wurde der Schiedsrichter mit Handzeichen dazu bewogen, das Spiel zu unterbrechen. Schnell eilten Sanitäter und weitere Spieler in Richtung Fiorentina-Fans. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Nachricht durchs rappelvolle Stadion: Ein Fan der "Viola" war im Bereich des Auswärtssektors zusammengebrochen.
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Zu diesem Zeitpunkt ebenfalls im Gästesektor steht Simone Santopietro. Der Gerichtsmediziner aus Montevarchi in der Nähe von Florenz realisierte sofort, dass die Stewards nach Hilfe suchten. Der Fiorentina-Fan meldete sich sofort als medizinische Fachkraft. Gegenüber der "La Nazione" schilderte er die bangen Minuten: "Die Fans hievten mich die Tribüne hoch, bis ich bei einem Mann ankam, der anscheinend mit einem Herzinfarkt im Sterben lag."
Santopietro leistete Erste Hilfe. Es sei dieser Moment, in dem der Puls vielleicht noch da ist, aber man ihn nicht ablesen kann. Der Italiener erklärt: "Man erkennt, dass man keine Zeit zu verlieren hat." Ein florentinischer Krankenpfleger sei bereits mit einer Herzmassage beschäftigt und davon ziemlich erschöpft gewesen. "Ich habe ihn abgelöst", erklärte er. Dann seien bald die Rettungskräfte des Stadions mit einem Defibrillator eingetroffen.
Santopietro: "Das ist die einzige echte Waffe, um einen Herzschlag wieder herzustellen. Aber sie ist stumpf, wenn sie mit einem anhaltenden Herzstillstand zusammenfällt." Man hätte mit dem Eingreifen den Rettern die nötige Zeit verschafft, um dem Fan das Leben zu retten, meinte der Präsident eines lokalen Tennisklubs: "Nach den Entladungen setzte der Sinusrhythmus wieder ein und der Fan wurde stabilisiert." Auf einer Bahre sei er schließlich aus dem Stadion getragen worden.
Dann, einige Minuten später, gab der Schiedsrichter die Partie wieder frei und der Stadion-Sprecher bestätigte, dass das Schlimmste hatte abgewendet werden können. Für die letzten gut zehn Minuten der Verlängerung spielte dann praktisch nur noch Fiorentina. Und gewann das Spiel dank eines Tores von Antonin Barak in der 129. Minute. Der 45-jährige Fan erfuhr das Resultat am nächsten Tag im Spital.
Tage später habe Santopietro einen wunderschönen Anruf erhalten. "Der Vater des Fans hat dem Drang nicht widerstehen können, mich zu kontaktieren und sich bei mir zu bedanken", erklärt er. Die Worte des Vaters: "Mein Sohn lebt wegen Ihnen, danke!"
Auch das Team der "Viola" zeigte sich dankbar. Vor einem großen Transparent, auf dem TV-Bilder des kritischen Moments im "Joggeli" abgebildet sind, posierte die gesamte Equipe für ein Bild – ebenfalls um sich bei den Rettern erkenntlich zu zeigen. "Einmalige Geste für einen von uns", steht darauf geschrieben. "Es lag nicht nur an mir", gab sich Santopietro bescheiden. "Wir haben alle unseren Beitrag geleistet."