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"Genie und Wahnsinn!" Das war Ex-Teamkicker Kahraman

Österreich trauert um Ex-Teamspieler Volkan Kahraman. Der 43-Jährige wurde auf offener Straße in Wien erschossen. Ein Blick auf seine Karriere.

Sebastian Klein
Ex-Sportdirektor Willy Ruttensteiner und der damalige ÖFB-Teamchef Hans Krankl beobachten 2003 den dreifachen ÖFB-Teamspieler Volkan Kahraman.
Ex-Sportdirektor Willy Ruttensteiner und der damalige ÖFB-Teamchef Hans Krankl beobachten 2003 den dreifachen ÖFB-Teamspieler Volkan Kahraman.
Gepa

Die brutale Bluttat schockiert am Mittwoch ganz Österreich. Volkan Kahraman wird in Wien-Simmering auf offener Straße erschossen. Wie die Polizei gegenüber "Heute"-Reporter Christian Tomsits bestätigte, sind zwei Männer in einem Café in Streit geraten. Ein 46-Jähriger zückte daraufhin auf offener Straße eine Waffe und schoss seinem 43-jährigen Kontrahenten in den Kopf. Anschließend richtetet der Mann die Waffe auf sich selbst und schoss sich in den Kopf.

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Die Polizei war sofort mit einem Großaufgebot zur Stelle und der Bereich rund um die Etrichstraße wurde großräumig abgesperrt. Beide Männer verstarben noch am Tatort. Bei dem 43-jährigen Mordopfer handelt es sich um den dreifachen ÖFB-Teamkicker Kahraman.

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    Bei dem mutmaßlichen Opfer der Bluttat in Wien-Simmering handelt es sich laut "Heute"-Infos um den ehemaligen Team-Kicker Volkan Kahraman.
    Bei dem mutmaßlichen Opfer der Bluttat in Wien-Simmering handelt es sich laut "Heute"-Infos um den ehemaligen Team-Kicker Volkan Kahraman.
    Hans Klaus Techt / APA / picturedesk.com

    Als Fußballer galt Kahraman einst als eines der größten Talente des Landes.

    Seine fußballerischen Anlagen führten ihn über die Jugend der Wiener Austria in die Niederlande, wo er mit zarten 17 Jahren beim heutigen Tabellenführer Feyenoord unterschrieb. Der Durchbruch sollte noch nicht gelingen. Kahraman hatte seine Wurzeln in der Türkei, wo er bei Trabzonspor und Erzurumspor anheuerte. Bei Pasching sollte der Mittelfeld-Zangler dann ab 2001 in Österreichs zweiter Liga aufzeigen. Es folgte die Rückkehr zur Austria, mit der er 2003 das Double aus Meisterschaft und Pokal holte.

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      Die Etrichstraße wurde nach der Gewalttat von der Polizei gesperrt.
      Die Etrichstraße wurde nach der Gewalttat von der Polizei gesperrt.
      Denise Auer

      Anschließend spielte er unter anderem noch für Austria Salzburg und den LASK. Im August 2002 wurde er vom damaligen Teamchef Hans Krankl erstmals in das österreichische Nationalteam einberufen, feierte im August desselben Jahres gegen die Schweiz sein Debüt in Rot-Weiß-Rot.

      Nach dem frühen Ende seiner aktiven Karriere als Fußballer mit nur 27 Jahren war Kahraman im Wiener Unterhaus als Funktionär tätig – zuletzt als Trainer und sportlicher Leiter bei Ostbahn XI.

      Kahraman 2003 im Austria-Dress
      Kahraman 2003 im Austria-Dress
      Gepa

      Zellhofer über Kahraman

      So viel zu seinen Stationen. Seine künstlerische Ader auf dem Feld, das Anecken mit den Trainern in der Kabine – auch das war der Fußballer Kahraman. Sein ehemaliger Trainer bei Pasching, Georg Zellhofer, beschrieb seinen ehemaligen Schützling einst im Fachmagazin Ballesterer: "Er ist zwischen Genie und Wahnsinn geschwankt. Dann musst du dir überlegen: Wie viele Kahramans verträgt eine Mannschaft?"

      Der Edeltechniker selbst gestand sich später ein, dass er Anweisungen von Ex-Trainern oft ignorierte. Kurz vor seinem jähen Karriereende haderte er aber mit anderen Umständen: "Ob bei Xanthi, LASK oder Pasching,  immer wenn ich in Form war, hatte ich Verletzungspech."

      Klubs nehmen Abschied

      Die österreichische Sportwelt trauert um den ehemaligen Nationalspieler Volkan Kahraman. Der 43-Jährige wurde am Mittwoch nach einem Streit in Wien-Simmering erschossen. Die Hintergründe liegen derzeit noch völlig im Dunklen, die Kripo hat die Ermittlungen aufgenommen. "Heute" berichtete.

      Mit Austria Wien nahm ein ehemaliger Klub des Mittelfeldspielers nun in einer Aussendung Abschied. "Austria Wien wünscht den Hinterbliebenen, allen voran seiner Familie und engen Freunden viel Kraft. Ruhe in Frieden, Volkan" schreiben die Veilchen und posten dazu ein Foto im Trikot der Violetten.

      Auch bei ehemaligen gegnerischen Teams herrscht über den Tod des dreimaligen ÖFB-Kickers Bestürzung. "Wir sind traurig und bestürzt von der Nachricht. Unsere tiefe Anteilnahme geht an die Familie. Ruhe in Frieden, Volkan. Du warst immer ein respektvoller Gegenspieler und Trainer. Gute Reise, Volkan! Wir werden dich vermissen. Mach es gut", erklärt der SC Mannswörth auf Facebook.

      "Die richtigen Worte in so einer Situation gibt es nicht. Als Verein bleibt uns nur, der Familie von Volkan Kahraman unser Beileid auszusprechen. Wir sind in Gedanken und Gebeten bei euch. Ruhe in Frieden. Vater. Ehemann. Trainer. Obmann. Legende. Freund", trauert der Favoritner AC um Kahraman.

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