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"Geld ohne Arbeiten" – so funktioniert Dropshipping
Dropshipping liegt bei Jungen voll im Trend. Sie kaufen Produkte günstig und machen beim Weiterverkauf Gewinn. Experten warnen aber davor.
Dropshipping anstatt Lehrstelle: Überall gibt es derzeit Teenager, die mit Online-Handel Geld verdienen wollen. "Eltern, welche mitteilen, dass ihre Kinder keine Lehrstelle suchen werden, weil sie in den Online-Handel einsteigen wollen. Schülerinnen und Schüler, die erzählen, ihr Hobby sei Dropshipping. Ist das momentan normal?", schreibt eine Lehrerin auf Twitter.
Auf Tiktok gibt es zahlreiche Videos dazu. Die Titel lauten unter anderem "So startest du mit Dropshipping", "Geld ohne Arbeiten" oder "44.000 Euro in zwei Monaten". In den Videos geben Userinnen und User Tipps oder erzählen, wie sie ihren "9-to-5-Job" aufgaben und mit Dropshipping reich wurden. Dabei posieren sie auch mit teuren Uhren, Sportautos und Bündeln von Geldscheinen.
Die 18-jährige A.* sagt gegenüber "20 Minuten": "Ich habe auch schon mit dem Gedanken gespielt, Dropshipping auszuprobieren. Videos dazu sieht man die ganze Zeit auf Tiktok. Es hört sich schon sehr interessant an, in kurzer Zeit und mit wenig Aufwand so viel Geld zu verdienen."
„So funktioniert Dropshipping“
"Jugendliche müssen sich den Konsequenzen bewusst sein"
Laut Daniel Kachel, Sekundarlehrer und Präsident des Verbands der Sekundarlehrkräfte des Kantons Zürich, sind Themen wie Dropshipping bei den Schülerinnen und Schülern aktuell, insbesondere bei denen, die noch keine Lehrstelle gefunden haben. Diese Berufswünsche werden in den Schulen aber grundsätzlich schnell abgehandelt. Auch, weil die Haltung der Schulen hier klar sei: "Wir zeigen den Schülerinnen und Schüler auf, dass eine Erstausbildung wichtig ist und diese nicht die Letztausbildung sein muss. Viele sehen das ein."
Ähnlich sieht es Beat A. Schwendimann, Leiter Pädagogische Arbeitsstelle beim Schweizer Lehrerverband LCH: "Jugendliche müssen sich den Konsequenzen bewusst sein, die ein fehlender Abschluss mit sich zieht." Trotzdem sollten Schülerinnen und Schüler Unterstützung erhalten, wenn sie sich für eine Erwerbsarbeit entscheiden, die nicht zu den rund 230 vom Bund anerkannten Berufen gehört.
Dafür spreche auch die "Future of Jobs"-Studie des WEF: "Prognosen sagen voraus, dass aufgrund der Digitalisierung in Zukunft bis zu 60 Prozent der jetzigen Jugendlichen in Berufen arbeiten werden, die bis jetzt noch nicht vom Bund anerkannt sind oder die es noch gar nicht gibt, wie zum Beispiel Influencer oder E-Commerce", so Schwendimann.
"Versprechungen auf Social Media können trügerisch sein"
Laut Darius Zumstein, E-Commerce-Experte an der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaft ZHAW, müssten die Ausbildungsangebote für junge Menschen angepasst werden. Zudem brauche es an den Schulen Kurse, die Themen wie E-Commerce oder Influencer behandeln. "Das Interesse an E-Commerce in Form von Dropshipping zeigt, dass sich Jugendliche fürs digitale Unternehmertum interessieren. Dieses Engagement muss man fördern", sagt Zumstein.
"Etwas Neues, Attraktives machen, am besten im Zusammenhang mit den omnipräsenten sozialen Medien ist die Motivation vieler Jugendlicher, sich an digitalen Geschäftsmodellen zu versuchen", sagt auch Stephan Huber, Professor für Bildungsmanagement und Bildungsökonomie der PH Zug. Dabei gehe es vor allem um die "schillernde Perspektive, in kurzer Zeit mit wenig Aufwand viel Geld zu verdienen".
Diese Vorstellung sei aber in den meisten Fällen ein Trugschluss: "Wer auf diese Art und Weise erfolgreich sein will, braucht eine gute Idee, muss hart arbeiten und schließlich auch Glück haben." Vielen gelinge das nicht: "Es ist deshalb naiv, ohne Professionalität und Plan B ein riskantes Projekt anzugehen", so Huber.
Auch Pascal Macek, Geschäftsleiter der Go 2 Flow E-Commerce Academy Luzern, warnt: "Versprechungen auf Social Media können trügerisch sein." Auch wenn man kein großes Startkapital benötige und die Gefahr, Geld zu verlieren, gering sei, sei es nicht so einfach, schnell und langfristig mit Dropshipping Geld zu verdienen. "Viele wollen die gleichen Produkte möglichst billig anbieten. Das löst einen starken Konkurrenzkampf unter enormem Preisdruck aus", sagt Macek.
*Name der Redaktion bekannt