Österreich

Lenker krachte in Yvonne (18) – seither ist sie gelähmt

Seit einem Autounfall benötigt Yvonne F. einen Rollstuhl, eine spezielle Therapie gibt Hoffnung. Doch die Kasse übernimmt die Kosten nicht.

Christine Ziechert
Yvonne F. (18) möchte auf ihrer Hochzeit tanzen.
Yvonne F. (18) möchte auf ihrer Hochzeit tanzen.
Sabine Hertel

Der 23. Juli 2020 veränderte das Leben von Yvonne F. schlagartig. Die damals 16-Jährige war mit ihrem Freund Marcel in Schwechat (NÖ) unterwegs, als ihnen ein Lenker den Vorrang nahm und in sie hinein krachte: "Ich war nach dem Unfall im Schock, habe aber alles mitbekommen. Ich wollte aussteigen, aber es hat nicht funktioniert. Ich hab' zu meinem Freund gesagt: 'Hilf' mir raus, ich kann meine Beine nicht bewegen.' Ich hatte irrsinnige Rückenschmerzen", erzählt die Wienerin.

Mit dem Rettungshubschrauber wurde die damalige Schülerin ins nächstgelegene Spital geflogen. Im Krankenhaus bekam sie dann die erschütternde Erst-Diagnose komplette Querschnittlähmung (die sich später als inkomplette herausstellte, Anm.): "Ich hatte ab dem Bauchnabel kein Gefühl mehr. Ein bisschen habe ich noch in den vorderen Oberschenkeln gespürt, den Rest der Beine aber überhaupt nicht", erinnert sich die heute 18-Jährige.

1/6
Gehe zur Galerie
    Nach einem Unfall im Jahr 2020 erhielt Yvonne F. (18) die Diagnose Querschnittlähmung.
    Nach einem Unfall im Jahr 2020 erhielt Yvonne F. (18) die Diagnose Querschnittlähmung.
    Sabine Hertel

    Durch Therapie bahnen sich Nerven neu an

    Nach drei Monaten im Spital absolvierte die Wienerin eine fünfmonatige Reha. Anschließend stand Physiotherapie am Programm: "Mein Freund Marcel hat dann recherchiert und ist auf das Therapiezentrum Home4Motion gestoßen", berichtet Yvonne F. Das Therapiezentrum mit Standorten in Graz und Wien-Meidling ist auf Menschen mit neurologischen Bewegungs-Einschränkungen spezialisiert, etwa nach einem Schlaganfall, bei einer Querschnittlähmung, Parkinson oder Multipler Sklerose.

    Unterstützt von einem Physiotherapeuten werden an Computer- und Robotik-gestützten Therapiegeräten Bewegungsabläufe wiederholt: "Bei unserer Therapie kommt es auf zwei Sachen an: Erstens die Wiederholungszahl und zweitens die individuell angepasste Intensität. Man muss Reize setzen, damit etwas weitergeht. Dann bahnen sich die Nerven neu an", erklärt Home4Motion-Gesellschafter Florian Zupan.

    "Ich will wieder gehen können! Und ich will bei meiner Hochzeit tanzen. Das Wichtigste ist, niemals aufzugeben und niemals die Hoffnung zu verlieren!" - Yvonne F.

    Anfang Mai 2021 startete auch Yvonne F. ihre Therapie am Standort in Wien, trainiert dort seitdem rund 90 Minuten pro Woche. Im vergangenen Sommer nahm sie zusätzlich an einer zweiwöchigen Intensiv-Therapie in Graz teil. Das konsequente Training und ihr eiserner Wille wirkten wahre Wunder – die 18-Jährige spürt Ober- und Unterschenkel, Knöchel und sogar ihre Zehen wieder: "Es hat sich seitdem so viel getan. Meine Tiefensensibilität ist besser, meine Oberschenkel sind viel stärker geworden. Mir geht mein Herz auf, wenn ich sehe, dass was weitergeht", freut sich die Wienerin, die die Schule abgebrochen hat und nun eine Lehre als Verwaltungsassistentin beim Bundesheer absolviert.

    Im August absolvierte die 18-Jährige erneut eine Intensiv-Therapie – mit großem Erfolg: "Ich bin 15 Sekunden lang selbstständig gestanden", freut sie sich. Damit sich ihr Zustand weiter verbessert, steht im kommenden Jänner bereits die wieder eine Intensiv-Therapie an. Doch die ÖGK übernimmt die Kosten in Höhe von 4.400 Euro nicht. Der Verein "Dank dir" hat daher für Yvonne eine Spendenaktion gestartet. Denn die sportliche Jugendliche, die früher oft ins Fitness-Studio ging und Volleyball spielte, hat nur ein Ziel vor Augen: "Ich will wieder gehen können! Und ich will bei meiner Hochzeit tanzen. Das Wichtigste ist, niemals aufzugeben und niemals die Hoffnung zu verlieren!"

    An der Unterhaltung teilnehmen