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Geimpfter Wiener: "Mein bester Freund ist Impfgegner"
Unternehmer Ali Mahlodji ist geimpft. Sein bester Freund nicht. Warum ihre Freundschaft dennoch funktioniert, erzählt der Wiener im "Heute"-Interview.
Das Thema Impfpflicht sorgt in Österreich derzeit für emotionale Diskussionen. Nun stellte die Bundesregierung die genaue Vorgehensweise zur allgemeinen Coronavirus-Impfpflicht vor – "Heute" berichtete. Einer, der sich ebenfalls für die Impfpflicht ausspricht, ist der erfolgreiche Business-Coach, Speaker und Start-Uper Ali Mahlodji. Während der Wiener aber drei Mal geimpft ist, will sein bester Freund nichts von der Impfung wissen. Dennoch haben es die beiden geschafft, dass ihre Freundschaft nicht in die Brüche geht. "Wir haben uns im Alter von sechs Jahren in Simmering kennengelernt. Er war für viele Jahre mein erster und einziger Freund", erzählt der 41-Jährige im Gespräch mit "Heute".
"Ich war kurz davor, die Verbindung zu ihm zu kappen"
Als während der Pandemie erstmals die Impfung aufkam, war sich Mahlodji sicher: "Ich lasse mich sofort impfen. Mein Kumpel meinte, er wolle abwarten. Ich hab dann zu ihm gemeint: Wie abwarten?" Die Argumente seines besten Freundes waren laut Mahlodji, dass es keine Langzeitstudien zur Impfung geben würde. "Wir haben zum Glück die Verbindung zwischen einander nicht gekappt, sondern das Gespräch gesucht." Für den Wiener war dabei Zuhören besonders wichtig. "Er ist nicht in Verschwörungstheorien abgedriftet, aber wenn es ums Impfen gegangen ist, hat er immer gemeint, dass die Impfung viel zu schnell entwickelt wurde und nicht sicher wäre. Ich habe ihm daraufhin zehn Videos geschickt, wo bekannte Wissenschaftler erklären, dass das nicht stimmt. Für all diese Sachen, die ich ihm geschickt habe, hatte er aber genug Fehlinformationen, die ihm zum Beispiel von Arbeitskollegen geschickt wurden."
„"Er ist nicht in Verschwörungstheorien abgedriftet, aber wenn es ums Impfen gegangen ist, hat er immer gemeint, dass die Impfung viel zu schnell entwickelt wurde und nicht sicher sein kann."“
Daraufhin beschlossen Mahlodji und sein bester Freund, nicht mehr über das Thema Corona zu sprechen. "Wir waren dann sogar im Juni vier Tage lang in Barcelona im Urlaub. Er hat sich regelmäßig getestet, Maske getragen und sich, eh wie immer, an alle Maßnahmen gehalten. Wir hatten eine super Zeit." Was der Unternehmer nicht mehr machen möchte ist, Leute, die sich nicht impfen lassen wollen, zu bekehren. "Das ist nicht meine Aufgabe."
"Politik hat an den Leuten großteils vorbei kommuniziert"
Durch den Lockdown für Ungeimpfte können sich Mahlodji und sein bester Freund derzeit nicht im Kino oder im Restaurant treffen. "Ich war total traurig, er auch. Wir wollten gemeinsam den neuen Matrix-Film im Kino sehen. Das ging dann nicht. Ich habe ihn dann gefragt, ob er sich jetzt impfen lassen will und er meinte nur: Jetzt erst recht nicht. Da habe ich schon gemerkt, dass er nicht gut informiert wurde. Er ist urgscheit, aber hat sich nie für Politik interessiert. Die Politik hat aber auch an den Leuten großteils vorbei kommuniziert."
Kommunikation ist bei der Impf-Diskussion laut Mahlodji besonders wichtig. "Man kann einen Menschen über 30 Jahre kennen und dann feststellen, dass man manche Dinge komplett anders sieht. Wir haben eine Gesellschaft, in der wir alle, die beim Coronathema anders denken, in einen Topf werfen und dann den Kontakt abbrechen. Das machen manche sogar, wenn einer einen anderen Fußballverein mag." Laut dem Unternehmer sollte man Menschen, die sich nicht impfen lassen wollen, nicht gleich als "Schwurbler, Rechtsradikale oder Verschwörungstheoretiker" abstempeln. "Es stimmt auch nicht, dass die Gesellschaft gespalten ist. Die 20.000 bis 30.000 Menschen, die an Corona-Demos teilnehmen, sind zwar laut, machen aber einen sehr geringen Teil der Bevölkerung aus."
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Über das Thema Kommunikation spricht Mahlodji nicht nur in Seminaren, sondern auch in seinem ersten Solo-Programm "Zukunft ist Jetzt", das am 24. Januar im Wiener Stadtsaal Premiere feiert. 15 Prozent des Karten-Kontingents gehen an Pflegekräfte und Bedürftige. "Die Tickets werden für sie gratis zur Verfügung gestellt. Damit will ich Menschen, die sich die Karten nicht leisten können, helfen, mich aber auch beim Pflegepersonal für ihren Einsatz bedanken", so der gebürtige Perser. Für den zweiten Termin, am 3. April, sind noch Restkarten verfügbar.