Smartphone-Nutzung

Gehirntumor wegen Handystrahlung? Studie sagt "Nein"

Seitdem es Handys gibt, wird diskutiert, ob die Strahlung Krebs auslöst. Nun ist das Ergebnis der bisher größten Langzeitstudie da.

Gehirntumor wegen Handystrahlung? Studie sagt "Nein"
In die Studie flossen die Daten von rund 165.000 Menschen aus Dänemark, Finnland, den Niederlanden, Schweden und Großbritannien ein.
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Smartphones sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Manche Menschen besorgt das. Sie fürchten, die Handystrahlung könnte zu Gehirntumoren führen. Schließlich strahlen die Geräte beim klassischen Telefonieren direkt am Kopf.

Der Fall eines Italieners, der laut Gerichtsurteil infolge "unsachgemäßer Verwendung eines Handys" einen gutartigen Hirntumor entwickelt hatte, scheint das zu bestätigen. Ein internationales Forschungsteam gibt in seiner sogenannten Cosmos-Studie nun Entwarnung.

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Kein Hinweis auf gesteigertes Hirntumor-Risiko durch Handystrahlung

"Wir haben keine Hinweise auf ein erhöhtes Risiko für Gliome, Meningiome oder Akustikusneurinome gefunden", so das Team um Maria Feychting vom schwedischen Karolinska Institutet und Paul Elliott vom Imperial College in London. Das deute darauf hin, dass das Ausmass der Handynutzung nicht mit dem Gehirntumor-Risiko verbunden ist.

Das sind die genannten Krebsarten
Gliome sind Tumoren des zentralen Nervennervensystems und kommen vor allem im Gehirn vor. Sie können in anderes Gewebe eindringen.
Meningiome sind langsam wachsende Tumore, die von den Hirnhäuten ausgehen. Mehr als 90 Prozent sind gutartig.
Akustikusneurinome sind seltene, nicht bösartige Hirntumore, die am Hör- und Gleichgewichtsnerven (Nervus vestibulocochlearis) wachsen.

Daten von über einer Viertelmillion Menschen ausgewertet

Cosmos steht für "Cohort Study on Mobile Phones and Health". Es handelt sich dabei um eine internationale Langzeitstudie mit rund 265.000 Teilnehmenden aus Dänemark, Finnland, den Niederlanden, Schweden und Großbritannien. Bei einem Großteil habe es sich um langjährige Smartphone-Nutzende gehandelt, so das Team. Alle Teilnehmenden der Cosmos-Studie waren mindestens 18 Jahre alt. Die meisten waren älter als 40 Jahre. Ziel der laut den Forschenden größten Langzeitstudie zu dem Thema war es, die Auswirkungen von Handystrahlen auf die Entwicklung von Kopftumoren zu untersuchen.

So lief die Cosmos-Studie ab

Die über eine Viertelmillion Probandinnen und Probanden mussten zwischen 2007 und 2012 einen Fragebogen, der "detaillierte Informationen zur aktuellen und früheren Mobiltelefonnutzung enthielt", beantworten. Zudem willigten sie ein, dass ihre Netzbetreiber während drei Monaten Informationen zu ihrem Nutzungsverhalten teilten. Weiter flossen in die Analyse Informationen zum gesundheitlichen Zustand der Teilnehmenden ein, die mit nationalen Krebsregistern verglichen wurden.

Studie findet keinen Zusammenhang zwischen Handynutzung und Gehirntumoren

Während einer Nachbeobachtungszeit von etwas mehr als sieben Jahren wurden 149 Gliom-, 89 Meningiom- und 29 Akustikusneurinomfälle diagnostiziert. Daraus schließen die Forschenden, dass über einen durchschnittlichen Zeitraum von 15 Jahren Handynutzung keine Häufung feststellbar war.

Wir haben keine Hinweise auf ein erhöhtes Risiko für Gliome, Meningiome oder Akustikusneurinome gefunden
das Forschungsteam im "Environmental International"

"Wir haben keine Anhaltspunkte dafür gefunden, dass langfristige oder intensive Mobiltelefonnutzung mit dem Risiko für die drei Gehirntumor-Arten verbunden ist." Das Team verweist auch auf frühere Studien zu dem Thema: "Unsere bisherigen Ergebnisse und andere verfügbare wissenschaftliche Erkenntnisse deuten darauf hin, dass die Nutzung von Mobiltelefonen nicht mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung dieser Tumore verbunden ist."

Die Studie wurde im Fachjournal "Environmental International" veröffentlicht.

Cosmos-Studie konzentrierte sich nur auf Tumore des Gehirns

Die Studie befasste sich ausschließlich mit den Auswirkungen von Handystrahlung auf das Gehirn. Aussagen zu möglichen anderen gesundheitlichen Folgen, die auf Smartphonenutzung zurückgehen könnten, kann das Forschungsteam darum nicht treffen.

Zudem lieferten in der Vergangenheit Studien Hinweise darauf, dass Handys am Ohr sich bei Jugendlichen negativ auf die Entwicklung der Gedächtnisleistung auswirken können. Auch die Hirnaktivität im Schlaf soll Mobilfunkstrahlung beeinflussen können.

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    Helmut Graf

    Auf den Punkt gebracht

    • Eine Langzeitstudie, die Daten von über einer Viertelmillion Menschen auswertete, ergab keinen Hinweis auf ein gesteigertes Risiko für Gehirntumoren aufgrund der Nutzung von Mobiltelefonen
    • Die Studie fand keinen Zusammenhang zwischen der Handynutzung und der Entwicklung von Gliomen, Meningiomen oder Akustikusneurinomen, und konzentrierte sich ausschließlich auf die Auswirkungen der Handystrahlung auf das Gehirn
    • Andere potenzielle gesundheitliche Auswirkungen von Smartphone-Nutzung wurden nicht behandelt
    20 Minuten, red
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