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Geheimdienste sicher: Putin will Rache an Wagner-Boss
CIA und MI6 haben sich beide zum Aufstand von Jewgeni Prigoschin geäußert. Wladimir Putin werde Prigoschin kaum ungeschoren davonkommen lassen.
Gleich zwei hohe Geheimdienstler haben sich öffentlich zu den Vorgängen rund um Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin und seinen Kurz-Aufstand gegen die Militärelite und Moskau geäußert: CIA-Direktor William Burns und Richard Moore, der Chef des britischen Auslandsnachrichtendiensts MI6.
Beide sind sich einig: Die Meuterei der Söldner unter der Führung ihres Chefs habe erhebliche Schwächen im Machtsystem des russischen Präsidenten Wladimir Putin offenbart. Und beide zeigen sich überrascht, dass Prigoschin damit durchkam, zumindest vorläufig.
Der Aufstand habe den "unaufhaltsamen Verfall" von Putins "instabiler Autokratie" offenbart, so Moore anlässlich eines Besuchs der britischen Botschaft in Prag. "Ich glaube nicht, dass man alle Ressourcen des MI6 braucht, um zu dem Schluss zu kommen, dass es in der russischen Elite um Putin herum tiefe Risse gibt."
"Selbst für den Chef des MI6 schwer zu interpretieren"
"Wenn man sich das Verhalten Putins an diesem Tag ansieht, begann Prigoschin beim Frühstück als Verräter, beim Abendessen wurde er begnadigt, und zwei Tage später wurde er zum Tee eingeladen. Es gibt Dinge, die selbst für den Chef des MI6 schwer zu interpretieren sind", sagte der Brite weiter.
Der CIA-Chef sieht das auch so, geht aber nicht davon aus, dass der russische Staatschef Prigoschin ungeschoren davon kommen lassen wird: "Was wir hier sehen, ist ein sehr komplizierter Tanz", sagte Burns am "Aspen Security Forum". Putin spiele möglicherweise auf Zeit, während er noch den richtigen Umgang mit seinem einstigen Vertrauten suche.
"Am besten kalt serviert"
"In Putins Denke ist Rache ein Gericht, das am besten kalt serviert wird", so Burns. Putin sei in seiner Erfahrung der "ultimative Racheapostel". Er wäre überrascht, gäbe es in Zukunft keine Vergeltungsmaßnahmen gegen Prigoschin. Doch mit seiner Rache werde Putin wahrscheinlich noch zuwarten.
Die milde Handhabung mit dem aufständischen Söldner-Chef überraschte viele: Erst hatte ihn Putin als "Verräter" gebrandmarkt – was oft ein Todesurteil ist. Doch dann kam es zu einer Vereinbarung, wonach Prigoschin Straffreiheit und Exil in Belarus erhielt. Von dort hat sich Prigoschin eben erst und zum ersten Mal seit seinem bewaffneten Marsch auf Moskau in einem Video zurückgemeldet.