Niederösterreich

Gegen Scham! Begleitservice für Termin am AMS

Das Projekt "Mitgehn" hilft Menschen, die Ängste vor dem Gang aufs Sozialamt oder AMS sowie Spitäler, Gericht haben. Es soll Barrieren wegschaffen.

Das Projekt "Mitgehen" wird von dieziwi. - die Zivilgesellschaft wirkt betreut
Das Projekt "Mitgehen" wird von dieziwi. - die Zivilgesellschaft wirkt betreut
Nell Leidinger

Ansuchen um Stundungen in Zeiten der massiven Teuerungen, Termine auf Ämtern und Behörde wie Sozialamt oder AMS oder Besuche in Spitälern, Ärzten und Gutachtern können bei manchen Menschen ein Gefühl der Beschämung auslösen. Die Folgen: Stress und gesundheitliche, negative Auswirkungen.

Projekt "Mitgehen"

Das Linzer Freiwilligenprojekt "Mitgehn" (betreut von dieziwi. - die Zivilgesellschaft wirkt) hilft Menschen mit Ängsten vor Ämtern. Per Mail, persönlich oder telefonisch werden von den Betroffenen die Mitgeh-Wünsche übermittelt. Daraufhin wird der Wunsch an die Freiwilligen geschickt (Termin, Ort, Treffpunkt und Zweck), kurz vor dem Termin kommt es schließlich zum Treffen. Beim, zum Beispiel, Gang zum AMS wird dann der AMS-Bezieher von einem geeigneten Freiwilligen begleitet und bestens beraten. Danach wird kurz reflektiert.

Von Oktober 2021 bis Dezember 2022 war das Projekt von der Armutskonferenz koordiniert und gemeinsam mit Organisationen in Oberösterreich, Salzburg, der Steiermark und Wien umgesetzt worden. 273 Begleitungen wurden während des Pilotprojekts durchgeführt, in Wien waren es 79 Begleitungen. Das Pilotprojekt ist nun abgeschlossen, jetzt wird der "Begleitservice" in Linz, Leibnitz und Wien angeboten. Rund zwei Drittel der Klienten sind weiblich.

Betroffene und Begleiterin erzählen

Die Vorteile des kostenlosen Sozialprojektes: Die Berater bei AMS und Sozialamt nehmen sich oftmals mehr Zeit, die Scham fällt weg, weil statt zwei Personen drei im Raum sind, rechtliche Beratung und Reflektion.

Sonja T. aus Linz beispielsweise hatte ein paar Jahre eine Straßenzeitung verkauft und verzichtete ein paar Monate auf einen staatlichen Zuschuss. Denn: Besonders am Sozialamt habe sie Beschämung erlebt. Mit der Freiwilligen Carla, einer jungen Studentin, wären die Behördenweg viel angenehmer gewesen, so Sonja T. im Dual-Interview im "ORF" im Februar. 

Projekt soll fortgesetzt werden

Bernhard Lichtenberger, Pressesprecher von "dieziwi" erklärt: "Wir betreuen das Projekt noch bis Ende April und sind gerade - gemeinsam mit der Armutskonferenz - in Gesprächen, wie die Begleitung der Betroffenen auch in Zukunft sichergestellt werden kann. Dabei sind wir zumindest für Wien und Linz bereits sehr weit fortgeschritten."

Sonja T. (l.) mit Studentin Carla im ORF-Beitrag
Sonja T. (l.) mit Studentin Carla im ORF-Beitrag
Screenshot Orf.at

Mehr Infos:
www.ulf-ooe.at/unsere-projekte/aktuelle-projekte-und-schwerpunkte/mitgehn