Spielzeug, Gesundheitsprodukte

Gefahr! Behörden warnen vor Ramsch aus dem Internet

Ungewöhnlich deutlich warnen Konsumentenschutzministerium & Behörden nach alarmierenden Tests vor Billig-Onlineshops. Problematisch: vor allem Asien.

Team Wirtschaft
Gefahr! Behörden warnen vor Ramsch aus dem Internet
Fachleute warnen vor verdächtig billigem Spielzeug aus dem Internet.
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Lichterketten, die in Flammen aufgehen. Nahrungsergänzungsmittel, die hochgefährliches Quecksilber enthalten. Spielzeug, das giftige Weichmacher abgibt bzw. dessen Teile beim Verschlucken innere Verletzungen verursachen können: Im Rahmen einer Diskussionsveranstaltung der Denkfabrik Ökosoziales Forum haben in Wien Experten eindringlich vor dem Kauf von Produkten auf Billig-Plattformen gewarnt.

Kaum Mängel im klassischen Handel

"Onlinekäufe nehmen massiv zu, 2023 kauften zwei Drittel der Österreicherinnen und Österreicher Waren des täglichen Bedarfs online ein", so Anton Reinl, Chef der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) und Direktor des Bundesamts für Verbrauchergesundheit (BAVG). Besonders bei Spielzeug sei dieser Trend stark steigend. Warum das so gefährlich ist? Amtliche Kontrollen finden überwiegend im stationären Handel statt, also in den Spielzeuggeschäften. Rund 500 Produkte werden hier jedes Jahr untersucht und üblicherweise bei gerade einmal vier Prozent ernsthafte Mängel festgestellt.

Spielzeug aus dem Web teils verboten gefährlich

Im Web sieht das anders aus. Bei einer europaweit durchgeführten Untersuchung von "Aktivitätsspielzeug" aus dem Internet mussten 100 Prozent der Schaukeln, Rutschen und Klettertürme wegen Verstößen gegen die strengen Spielzeug-Sicherheitsanforderungen der EU aus dem Verkehr gezogen werden. "Achten Sie beim Kauf von Spielzeug auf Qualität", rät AGES-Spielzeugexpertin Daniela Schachner und warnt gleichzeitig vor "Billig- und Billigstangeboten".

Quecksilber in Nahrungsergänzungsmitteln

Ebenfalls alarmierende Ergebnisse lieferten Checks des Bundesamts für Verbrauchergesundheit (BAVG), in dessen Zuständigkeit auch große amerikanische und chinesische Online-Plattformen fallen. Mehr als 80 Prozent der im heurigen Jahr untersuchten Spielwaren wiesen laut BAVG Mängel auf. Bei Nahrungsergänzungsmitteln wurden teils verbotene bzw. nicht zugelassene Inhaltsstoffe gefunden, unter anderem Quecksilber. "Online werden Produkte gekauft, die es in der ganzen EU nicht zu kaufen gibt und die bei stationären Kontrollen nicht gefunden werden", so Anton Reinl. Hier brauche es dringend mehr "Bewusstseinsbildung für die Gesundheitsgefahren".

Gefährliche Produkte werden weiter verkauft

Diese Bewusstseinsbildung ist besonders wichtig, weil – so Ulrich Herzog, Sektionschef aus dem Konsumentenschutzministerium – angesichts der rasant steigenden Bestellmengen Prüfungen nur mit großem Aufwand möglich sind. Zudem sei es schwierig, bei Verstößen den Hersteller zu ermitteln. Hinzu kommt: Produkte, die als gefährlich oder nicht konform erkannt werden, würden zwar vom Anbieter aus dem Angebot genommen, "tauchen aber", so Herzog, "unter anderem Namen oder mit neuem Design wieder auf dem Online-Marktplatz auf".

Verbotene Inhaltsstoffe bis Stromschlag

Klassische Mängel sind eine fehlerhafte Kennzeichnung oder eine zu Unrecht angebrachte CE-Kennzeichnung. "Echte Gefahren" stellen laut Herzog Medikamente mit schwankenden Wirkstoffanteilen, Lebens- und Nahrungsergänzungsmittel mit unbekannten oder verbotenen Inhaltsstoffen, Kosmetika mit bedenklichen Zusätzen oder eine Belastung von Werkzeuggriffen mit Chemikalien wie etwa Weichmachern dar. Hinzu kommen Materialschwächen bei Fahrrädern, unzureichende Schutzvorrichtungen bei Elektrogeräten und Brandgefahr bei Akkus.

Handelsverband nimmt China-Shops ins Visier

"Wer billig bei Fernost-Plattformen kauft, riskiert seine Gesundheit", reagiert Rainer Will, Chef des österreichischen Handelsverbands, in einer Presseaussendung auf die Warnungen. "Uns sind unzählige Fälle von Produkten bekannt, die außereuropäische Online-Plattformen nach Österreich versenden, die hierzulande aber aus gutem Grund nie in Verkehr gebracht werden dürfen", so Will. "Ohne CE-Kennzeichnung dürfen Spielwaren oder Elektrogeräte nicht in der EU verkauft werden. Fehlt diese, sollten die Alarmglocken läuten." Allerdings sind laut Rainer Will "leider aber auch gefälschte CE-Kennzeichnungen nicht unüblich."

Billig-Plattformen ignorieren Regeln

Was Will besonders ärgert: "Billig-Plattformen verschaffen sich einen unfairen Wettbewerbsvorteil, indem sie sich nicht an unsere Gesetze halten." Nicht nur würden strenge Sicherheitsnormen ignoriert, "die Plattformen verstoßen auch gegen viele andere Regeln, die für unsere in Österreich ansässigen Händler aus guten Gründen gelten".

Beschwerde gegen Temu

Bereits im September hat der Handelsverband in diesem Zusammenhang bei der Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) Beschwerde gegen Temu eingebracht. Der Vorwurf – unlauterer Wettbewerb. Die Klagepunkte gegen den China-Ramschhändler reichen von Sonderverkäufen, die nie ablaufen, über Preisreduktionen, die keine sind, bis hin zu vermeintlich limitierten Angeboten, die tatsächlich aber in unbegrenzter Stückzahl verkauft werden. Zusätzlich würden Pakete gezielt falsch deklariert und dem österreichischen Staat so dringend benötigte Zoll- und Steuereinnahmen in Millionenhöhe entgehen.

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    Auf den Punkt gebracht

    • Behörden und Konsumentenschutzorganisationen warnen eindringlich vor dem Kauf von Produkten aus Billig-Onlineshops, insbesondere aus Asien, da diese oft gefährliche Mängel aufweisen.
    • Besonders betroffen sind Spielzeug, Nahrungsergänzungsmittel und Elektrogeräte, die häufig nicht den strengen EU-Sicherheitsanforderungen entsprechen und erhebliche Gesundheitsrisiken bergen.
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