Europaweite Spitze

Gaspreise stiegen nirgends so stark wie in Österreich

Während die Preise im EU-Schnitt um 65 % stiegen, verdreifachte sich der Gaspreis in Österreich binnen drei Jahren um 201 %.

Jochen Dobnik
Gaspreise stiegen nirgends so stark wie in Österreich
In keinem anderen Land der EU stiegen die Gaspreise so stark an wie in Österreich.
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In keinem anderen Land der EU stiegen die Gaspreise so stark an wie in Österreich, wie das Momentum Institut in einer Aussendung auf Basis von Eurostat-Daten zeigt. Während die Preise im EU-Schnitt seit Jänner 2021 um 65 Prozent stiegen, verdreifachte sich der Gaspreis in Österreich mit einem Anstieg um 201 Prozent.

Im Februar 2024 verzeichnet Lettland mit einem Preisanstieg von 136 Prozent im Vergleich zu Jänner 2021 den zweitgrößten Anstieg des Gaspreises nach Österreich.

"Allein der Abstand zwischen den Preisanstiegen in Österreich und Lettland ist mit 65 Prozentpunkten genauso groß wie der EU-Schnitt insgesamt. Das ist nun die Rechnung dafür, dass die Regierung gar nicht in die Gaspreise eingegriffen hat", erläutert Leonard Jüngling, Inflationsexperte am Momentum Institut.

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Knapp ein Drittel aller Haushalte in Österreich heizt noch mit Gas, über die Hälfte aller Gasheizungen befindet sich in Mietwohnungen, gerade sie mussten in den letzten beiden Jahren etliche Mieterhöhungen zusätzlich zu den explodierenden Gaspreisen stemmen. Ein Mitspracherecht über die Heizart haben Mieter aber nicht, um sich etwa durch einen Heizungstausch vor den steigenden Energiepreisen zu schützen.

Die SPÖ-nahe Denkfabrik empfiehlt eine Gaspreisbremse – ein Grundbedarf an Gas soll vergünstigt zu Vorjahres-Preisen abgegeben werden, der darüber hinaus gehende Verbrauch bleibt teuer –, sowie einen raschen Ausstieg aus fossilen Heizformen wie etwa Gas, Stichwort thermische Sanierung.

Strompreis- statt Gaspreisbremse

Bereits vor einem Jahr ist Österreichs Nachbarland Deutschland vorgeprescht und hat angesichts der hohen finanziellen Belastung der Bevölkerung durch die explodierenden Gaspreise einen Gesetzesentwurf erstellt.

Eine "Gaspreisbremse" werde es in Österreich aber nicht geben, erklärte bislang Finanzminister Magnus Brunner. In der Bundesrepublik heizen ihm zufolge etwa 49 Prozent der Haushalte mit Erdgas, in Österreich dagegen nur 25 Prozent. Überdies bestehe ein erhebliches "Ost-West-Gefälle": Der Großteil der Gasheizungen befinde sich im Osten Österreichs.

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Seit dem 1. Dezember 2022 gilt in Österreich die sogenannte "Strompreisbremse" (mehr dazu in der Infobox).

Strompreisbremse

Verbraucher, die einen Energiepreis von 25 Cent pro kWh netto vom Energieversorgungsunternehmen in Rechnung gestellt bekommen, erhalten bis zu einem Verbrauch von 2.900 kWh jeweils 15 Cent pro kWh vom Bund. Bei einem Energiepreis von 40 Cent netto pro kWh übernimmt der Bund 30 Cent pro kWh. Bei 45 Cent sind es ebenfalls 30 Cent, weil maximal die Differenz zwischen 10 und 40 Cent bezuschusst wird. Die Umsatzsteuer ist jeweils für den Nettobetrag vor Abzug des Stromkostenzuschusses zu berechnen.

Die Kosten für eine Gaspreisbremse veranschlagt das Momentum Institut bei 815 Millionen Euro, deutlich günstiger als die Strompreisbremse. Außerdem würde man die Anreize zum Energiesparen dort ankommen lassen, wo sie am stärksten wirken: beim verschwenderischen Gasverbrauch. Diesen findet man vor allem bei Haushalten mit hohen Einkommen.

Diese Storys solltest du am Freitag, 22. November, gelesen haben

Auf den Punkt gebracht

  • Die Gaspreise in Österreich sind im Vergleich zum EU-Durchschnitt um 201 % gestiegen, während der durchschnittliche Anstieg in der EU bei 65 % liegt
  • Laut dem Momentum Institut ist Österreich das Land mit dem stärksten Anstieg der Gaspreise, gefolgt von Lettland
  • Das Institut empfiehlt eine Gaspreisbremse und einen schnellen Ausstieg aus fossilen Heizformen, um die steigenden Energiepreise zu bewältigen
dob
Akt.
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