Wirtschaft
Gas-Engpass könnte Kurzarbeits-Comeback bringen
Die Abhängigkeit Österreichs von russischem Gas könnte nun zu drastischen Veränderungen am Arbeitsmarkt führen.
Die Lage am Energie-Markt ist ob des Krieges Russlands in der Ukraine weiterhin angespannt. Derzeit ist unklar, wie es mit der Gaslieferung weiter gehen soll. Wenn Wladimir Putin Europa den Gashahn zudreht, droht ein wirtschaftliches Fiasko. Auf der anderen Seiten finanziert Europa derzeit mit den Gaszahlungen Putins Angriffskrieg mit. Wienerberger-Chef Heimo Scheuch ist um Beschwichtigung bemüht.
Mehr dazu >> Der Liveticker von "Heute" zum Krieg in der Ukraine
Der Energieengpass ist ein "ernstes Thema", meint Scheuch im "Ö1-Mittagsjournal". Derzeit würde man mit Hochdruck an 28 verschiedenen Notfallplänen arbeiten, da Wienerberger in 28 Ländern aktiv ist. Der weltweit-größte Ziegelhersteller ist auf die Gaslieferungen angewiesen, um seine Produkte weiterhin herstellen zu können.
In Österreich habe man laut Scheuch jedenfalls das Gas bereits drei, vier Jahre im Voraus angeschafft. Die Versorgungsengpässen sind dennoch eine große Herausforderung. Österreich habe es zuletzt verpasst, die heimischen Gasspeicher zu füllen, meinte Scheuch. Derzeit sind die Speicher nur zu 13 Prozent voll.
Zuletzt hatte sich auch vermehrt Kritik an der Politik breitgemacht, die es verabsäumte, nach möglichen Alternativen Ausschau zu halten. Scheuch verwies auf andere europäische Länder, die weniger stark von russischem Gas abhängig sind. Polen beispielsweise hätte Flüssiggas-Terminals nach Norwegen errichtet, Dänemark setze zudem seit Jahren bei der Energieversorgung zur Hälfte auf Biogas. Im Gegensatz dazu ist Österreichs Energieversorgung mit bis zu 80 Prozent von russischen Gaslieferungen abhängig.
Wienerberger-Chef bringt Kurzarbeit-Comeback ins Spiel
Scheuch sieht nun die Politik in der Pflicht, die Gasspeicher so schnell wie möglich zu füllen und sich Alternativen zu russischen Erdgas zu überlegen. Neben dem Flüssiggas aus Norwegen wäre auch jenes aus Nordafrika eine Option, um sich unabhängiger von Russland zu machen.
Hierzulande sowie in Deutschland wurden wegen des Gas-Engpasses bereits die Frühwarnstufen ausgerufen. Sollte sich die Lage weiter verschlechtern und die Industrie zum Energiesparen verdonnert werden, so droht Wienerberger eine Rückkehr in die Kurzarbeit. Scheuch betonte jedoch, dass er sich nur ungern auf Spekulationen einlassen möchte.
Der Chef des Baukonzerns wollte sich zudem nicht an der Kritik an Umweltministerin Leonore Gewessler beteiligen. Die Grüne-Ressortchefin wurde zuletzt aufgrund ihrer Energiepolitik von der Industriellen-Vereinigung scharf attackiert. Scheuch meinte dazu, dass er es für falsch halte, der Ministerin nun alle Missstände vorzuwerfen, die aus den Versäumnissen der letzten 20 Jahre resultierten.
Wichtig sei es nun unaufgeregt und sachlich nach Lösungen zu suchen, sagte Scheuch, der Parallelen zum Pandemie-Management zog. "Furcht und Angst zu verbreiten, wäre derzeit der falsche Zugang". Ein Gas-Embargo vonseiten Europas gegen Russland sei wirtschaftlich jedenfalls nicht möglich. Langfristig müssten hingegen, laut Scheuch, aber Alternativen gefunden werden.