Klimaschutz
Fußball-WM in Katar – Öko-Märchen und Greenwashing
In zehn Tagen beginnt die Fußball-WM in Katar. Trotz aller Öko-Beteuerungen seitens FIFA und Katar ist diese WM ein echter Klimakiller.
Massive Menschenrechtsverletzungen, Korruption, homophobe Aussagen des katarischen WM-Botschafters Khalid Salman: Katar kommt nicht aus den Schlagzeilen, gilt überhaupt als einer der umstrittensten Gastgeber in der WM-Geschichte. Dem Emirat werden Verstöße gegen die Menschenrechte, ein schlechter Umgang mit ausländischen Arbeitern und mangelnde Frauenrechte vorgeworfen.
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Im Vorfeld der am 20. November beginnenden Fußball-WM bemüht sich der Wüstenstaat, ein anderes Bild zu vermitteln, verspricht ein "völlig klimaneutrales Turnier". Das Turnier in Katar (20. November bis 18. Dezember) soll das erste mit dem Siegel der Klimaneutralität werden, kündigte der Weltverband FIFA an.
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Umweltschützer sind sich einig: Die Rechnung zur ausgeglichenen Klimabilanz wird sich nicht ausgehen. Ganz im Gegenteil. Besonders kritisiert wurde der Bau von sieben neuen Stadien. Mit gigantischer Kühltechnik wird hier ein Monat lang die Stadionluft für Spieler und Fans auf 22 °C runter gekühlt.
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Die CO2-Bilanz für den Stadien-Neubau haben die WM-Organisatoren gleich über die gesamte Lebensdauer verteilt. Für Umweltschützer absolut unseriös, da die Nutzung so vieler Stadien auf so engem Raum nach der WM in Katar mehr als ungewiss ist, einige davon werden wahrscheinlich nach Erlöschen der WM-Scheinwerfer wieder abgerissen. Vor dem WM-Zuschlag hatte Doha nämlich auch nur ein einziges Stadium.
Das Märchen von der Klimaneutralität
Klimaneutralität wird erreicht, wenn sich der Ausstoß von Treibhausgasen und die Fähigkeit des Ökosystems, diese aufzunehmen, im Gleichgewicht befinden. Dafür wurden in Doha und Umgebung, eine der trockensten Regionen der Welt, etwa eine Million neue Bäume gepflanzt. Sie werden mit Wasser versorgt, welches aus zehn riesigen Meerwasser-Entsalzungsanlagen stammt, diese werden allerdings mit fossilen Energien (Gas) betrieben.
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Ähnliches Bild bei der Mobilität: Katar hat zwar den Kauf von hunderten Elektrobussen für die Fußball-WM angeordnet, der Strom für die Fahrzeuge kommt aber fast gänzlich aus fossiler Energie (Gas). Nur 0,1 Prozent der Stromerzeugung in Katar stammt aus erneuerbaren Energien.
"Obwohl Öffis und Elektrobusse eine gute Investition sind, sind Elektrobusse nur so sauber wie die Stromquelle, die ihre Batterien versorgt. Mit einem Stromsystem, das größtenteils von fossilem Gas abhängt – wie in Katar – sind die Elektrobusse nicht grün", sagt Jasmin Duregger, Klimasprecherin von Greenpeace.
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Selbst bei sehr wohlwollender Schätzung (Berechnungsmethode der FIFA) werden bei der WM 2022 3,63 Millionen Tonnen CO2 anfallen, das heißt, es werden rund 70 Prozent mehr Emissionen ausgestoßen werden als bei der WM 2018 in Russland.
Viel heiße Luft in Katar
Da in Katar nicht genügend Unterkünfte vorhanden sind, sollen Fans täglich ein- und ausgeflogen werden. Die nationale Luftfahrtbehörde rechnet mit täglich 2.000 Flugbewegungen in der Region.
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An den besucherstärksten Tagen werden rund 500.000 Gäste erwartet. Deshalb wurden in den letzten Jahren riesige Hochhaus-Hotels aus dem Boden gestampft – in einem kleinen Land mit nur 2,8 Millionen Einwohner.
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Daraufhin schnellten die Wohnungsmieten in Katar in astronomische Höhen. Immobilienbesitzer witterten rasch die Möglichkeit, schnelles Geld mit den Fußballfans zu machen. Die dortige Bevölkerung leidet massiv unter den Fußball-Event bedingten Preissteigerungen, vor allem was die Preise am Wohnungsmarkt betreffen.
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"Die Fußball-WM in Katar schockiert die Weltöffentlichkeit nicht nur mit zahlreichen Menschenrechtsverletzungen, sondern auch mit einem immensen CO2-Fußabdruck", ärgert sich Duregger. "Die Klimaschutzmaßnahmen von Katar und der FIFA bleiben Greenwashing, solange sich das Land nicht langfristig von fossilen Energien lösen will."