Überraschende Ergebnisse
Fußball – wie nachhaltig war die Euro 2024?
Was haben Spanien und die Nachhaltigkeit gemeinsam? Sie sind Gewinner der zu Ende gegangenen Europameisterschaft. Aber es gibt auch Kritik.
Große Sportevents wie eine Fußball-EM kommen einem nicht in den Sinn, wenn's um Nachhaltigkeit geht. "Höher, schneller, weiter" – das sportliche Motto ist nicht gerade Wahlspruch von Klimaschutz und Nachhaltigkeit.
"Die FIFA plant bei der WM jetzt Turniere mit 48 Mannschaften, über mehrere Länder oder gar Kontinente verteilt", erklärt Pamela Wicker von der Universität Bielefeld gegenüber dem ZDF. "Dagegen sieht die Euro 2024 natürlich gut aus in Sachen Nachhaltigkeit." Freilich ohne allzu viel tun zu müssen.
Nachhaltigkeit wurde mitgedacht
Zum ersten Mal wurde heuer Nachhaltigkeit umfassend und konsequent mitgedacht bei einer EM, ergänzte Wicker. Und daraus wolle man nun Lehren für die Zukunft ziehen – mit dem Ziel, große Sportveranstaltungen Schritt für Schritt zu optimieren.
Lob: Ökostrom, keine neue Stadien gebaut
Maja Göpel, eine der renommiertesten Nachhaltigkeitsforscherinnen Deutschlands, hat Lob übrig für vieles, was die EM-Planer umgesetzt haben:
Dass keine Stadien neu gebaut wurden.
Dass sie mit Ökostrom betrieben wurden.
Gute Mehrwegkonzepte, auch außerhalb der Stadien, etwa auf Fanmeilen.
Es gab viele Bahn-Angebote (auch wenn da nicht immer alles glatt lief).
Es gibt noch viel Luft nach oben
Und es wurde einen Klimafonds eingerichtet, bei dem sich kleine Sportvereine um Förderungen bewerben konnten – etwa für eine Solaranlage oder wassersparende Duschköpfe. Budget: sieben Millionen Euro.
ABER: "Wenn eine EM eine Milliarde Euro Gewinn macht, und 72 Millionen in Nachhaltigkeit investiert werden, ist da noch viel Luft nach oben, bei aller Liebe", so Göpel über die ersten Ergebnisse ihrer Bilanz.
„Wenn eine EM eine Milliarde Euro Gewinn macht und 72 Millionen in Nachhaltigkeit investiert, ist noch viel Luft nach oben“
Veranstalter sind zufrieden
Andreas Schär, Geschäftsführer der EURO 2024 GmbH, sagte: "Wir sind uns sicher, dass wir mit den Nachhaltigkeitsmaßnahmen einen langfristigen Mehrwert geschaffen haben. Das trifft besonders auf infrastrukturelle Anpassungen in den Stadien sowie auf die geförderten Projekte im Rahmen des Klimafonds zu."
Flugreisende waren CO2-Hauptverursacher
Schon vor der EM wurde der CO2-Ausstoß auf 490.000 Tonnen geschätzt ("Heute" berichtete), womit durch das Turnier ungefähr so viele Emissionen freigesetzt wurden wie von einer größeren österreichischen Stadt pro Jahr. Ein Großteil entstand durch die Anreisen der Millionen Fans, viele von ihnen per Flugzeug.
Kritik an Kurzstreckenflügen
"Die Tatsache, dass viele der Fußballmannschaften zahllose Kurzstreckenflüge quer durch Deutschland machten und die Deutsche Bahn als Alternative nicht funktionierte, war nicht zuträglich. Da kann der Kaffee in den Stadien noch so nachhaltig sein", tadelte die deutsche Entwicklungsministerin Svenja Schulze.
"Immerhin", so die Ministerin, zahlte die UEFA für jede Tonne CO2, die durch die EM-Spiele verursacht wurde, zusätzliches Geld in einen Klimafonds ein.