Klimaschutz

Fünf Tonnen CO2 – So kann jeder seinen Beitrag leisten

Jede CO2-Reduktion bewirkt eine Verlangsamung der Erderhitzung, sagt Michael Praschl im Interview. Jede(r) kann aktiv werden.

Lydia Matzka-Saboi
"Derzeit wäre das persönliche Ziel, jährlich unter fünf Tonnen CO2 zu verursachen, zwar engagiert, aber realistisch – je nach persönlicher Lebenssituation", erläutert Mobilitätsforscher Michael Praschl.
"Derzeit wäre das persönliche Ziel, jährlich unter fünf Tonnen CO2 zu verursachen, zwar engagiert, aber realistisch – je nach persönlicher Lebenssituation", erläutert Mobilitätsforscher Michael Praschl.
Kurt Pinter

Von der Wunschvorstellung, dass wir die Erderhitzung stoppen können, müssten wir uns lösen, meint Motiv- und Mobilitätsforscher Michael Praschl gegenüber "Heute". Es ginge eher um Schadensbegrenzung, also um "ein Hinauszögern der Klimakatastrophe, womit das Erreichen von Kipppunkten gemeint ist, die Kettenreaktionen auslösen und damit die Erderhitzung beschleunigen". "Jede CO2-Reduktion hilft", mildere die schlimmsten Auswirkungen. Die gute Nachricht: Jede(r) kann aktiv werden.

Das Ziel müsse lauten "die Erderhitzung zu verlangsamen und gleichzeitig Maßnahmen zu setzen, die das Leben bei höheren Temperaturen ermöglichen bzw. erträglich machen“, sagt Praschl. "In beiden Bereichen sind Erfindergeist und Konsequenz gefragt, in technischen und organisatorischen Belangen und ebenso bei der Motivation der Bevölkerung, klimafreundlich zu leben bzw. die unbedingt nötigen Maßnahmen zu akzeptieren."

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Jede(r) kann mitmachen!

Wenn wir einkaufen, heizen, in die Arbeit oder in den Urlaub fahren, verursachen wir klimaschädliche Emissionen. Pro Person und Jahr fallen etwa drei bis fünf Tonnen CO2 auf Lebensmittel (alltägliche Einkäufe).

Ein bis zwei Tonnen CO2 entfallen im Schnitt auf die alltägliche Mobilität (ohne Flüge). Und zwei bis vier Tonnen CO2 werden durchs Heizen verursacht. Durch bewusstes Einkaufen, sparsames Autofahren und effizientes Heizen kann der Einzelne viel CO2 einsparen. Praschl schlägt vor, sich an einem persönlichen Fünf-Tonnen-Ziel zu orientieren.

Fünf-Tonnen als realistisches Ziel

Nur wer bisher weniger als 2,5 Tonnen Treibhausgase pro Jahr verursachte, trägt keine unmittelbare Schuld an der Erderhitzung. Der durchschnittliche Österreicher verursacht neun Tonnen CO2 pro Jahr, einkommensstärkere Personen (über 5.000 Euro monatliches Nettoeinkommen) im Schnitt über 20 Tonnen.

"Derzeit wäre das persönliche Ziel, jährlich unter fünf Tonnen CO2 zu verursachen, zwar engagiert, aber realistisch – je nach persönlicher Lebenssituation", erläutert Praschl. "Eine weitere Senkung erfordert derzeit entweder sehr starkes Engagement oder mehr Möglichkeiten bzw. Angebote für klimaschonendes Verhalten, die von Unternehmen oder der öffentlichen Hand bereitgestellt und von der Politik garantiert werden müssen.“

Zum Beispiel?

Praschl: "Klimaneutrale öffentliche Verwaltungen, die ihre Leistungen klimaschonend bereitstellen und damit eine Vorbildfunktion erfüllen. Klimaschonende Heizmöglichkeiten sowie Schaffung der Voraussetzungen für klimaschonende individuelle Mobilität: von Geh- und Radwegen über spritsparende Tempolimits bis zu Ladestationen für Elektrofahrzeuge." Auch Angebote für klimaneutrale Reise- und Urlaubsmöglichkeiten müssten geschaffen werden.

"Flugreisen belasten das Klima enorm und schon eine einzige Flugreise nach Japan und retour sprengt die fünf Tonnen CO2-Grenze. Es ist zwar ein Tabu, muss aber gesagt werden: Solange für Flugzeuge keine CO2-neutralen Treibstoffe eingesetzt werden, können wir uns eigentlich höchstens alle zwei bis drei Jahre eine mittlere Flugreise gönnen, wenn wir denn die Klimaziele auch nur annähernd erreichen wollen."

Welche Motivation hätten die Menschen mitzumachen?

"Das Fünf-Tonnen-Ziel könnte etwas mehr Klarheit und Orientierung bei der Bevölkerung bringen und vielleicht freunden sich ja doch einige damit an. Wichtig wäre, dass die Einzelnen merken, dass wirklich etwas geschieht, dass sie nicht die einzigen sind, die sich bemühen", sagt Praschl.

"Jedenfalls bewirkt jede CO2-Reduktion eine Verlangsamung der Erderhitzung. Wenn wir uns einmal grob das Fünf-Tonnen-Ziel setzen bzw. uns daran orientieren, ist das ein richtiger Schritt, auch wenn es natürlich nicht zur Abwendung der Erderhitzung ausreicht, aber immerhin zur Verlangsamung."

Praschl: "Der Staat müsste dann dafür sorgen, dass auch der nächste Schritt in Richtung 2,5-Tonnen CO2-Emission pro Person realistisch wird. Ein nachvollziehbares Ziel ist sicher besser als ein utopisches Ziel einer Null-CO2-Gesellschaft, das mir nicht erreichbar erscheint.“

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