Niederösterreich
Früher Million am Konto, heute lebt Isak am Hauptplatz
Einst war Isak im Baugewerbe erfolgreich, verdiente über 4.000 € (auf heute umgerechnet). Nun lebt er mit Scheibtruhe am Hauptplatz in Groß-Siegharts.
Alle kennen den netten Mann mit der orangefarbenen Mütze nur als Isak von Groß-Siegharts (Bezirk Waidhofen an der Thaya). Dabei war der Aussteiger mal im Baugewerbe höchst erfolgreich, verdiente 40.000 Schilling monatlich (rund 3.000 Euro ohne inflationäre Bereinigung. Zum Vergleich: 40.000 Schilling im Jahr 1995 entspricht einer heutigen Kaufkraft von über 4.500 Euro). "Bei doppeltem Gehalt waren das 80.000 Schilling. Ich hatte knapp eine Million Schilling am Konto", erzählt Isak, der eigentlich Gerhard heisst.
Einst teure Eigentumswohnung
Auch eine Eigentumswohnung war damals im Besitz des Waldviertlers, die ihm ein Makler um 600.000 Schilling verkauft hatte und Isak dann mit großem Verlust verkaufen musste. Überhaupt musste Isak einige Verluste hinnehmen, wurde krank, redet aber nicht gerne über diese dunklen Zeiten. Seit rund elf Jahren ist Isak offiziell in Pension.
Heute lebt er tagsüber auf "seinem" Bankerl am Hauptplatz in Groß-Siegharts, nachts schläft er in seiner Mini-Mietwohnung. Immer mit dabei auf der Bank am Hauptplatz: Seine Scheibtruhe mit seinem Namen drauf - dort bewahrt er die notwendigsten Dinge auf (wie zum Beispiel Weintrauben und Bier an diesem Dezembertag am dritten Adventwochenende).
Weihnachten am Bankerl
Die letzten Weihnachten verbrachte Isak auf dem Bankerl, zwischen Telefonzelle und Weihnachtsbaum am Hauptplatz. "Die Menschen brachten mir Essen, Geschenke und Bier vorbei. Auch der damalige Bürgermeister brachte mir ein Flascherl Wein vorbei", berichtet der 64-Jährige.
Am heurigen Heiligen Abend wird Isak wieder den ganzen Tag auf "seinem" Bankerl sitzen. "Aber heuer nur bis 20 Uhr, weil ja dann Ausgangssperre sein wird", meint Isak. Isak ist in Groß-Siegharts längst ein Unikat, die Leute grüßen ihn und winken ihm von der Ferne zu.
"Erst jetzt gerade bekam ich eine warme Jacke geschenkt. Die muss ich noch waschen lassen, das macht die Nachbarin. Aber das Waschpulver zahle ich ihr natürlich, sie muss es ja auch bezahlen", sagt der Aussteiger zum "Bezirksblatt".