Armutsopfer aus St. Pölten

Frau muss Gas abmelden – nur noch 12 Grad in Wohnung

Was Armut infolge psychischer Erkrankung bedeutet, hat Silvia B. erfahren müssen. Nach körperlicher Gewalt kam auch die finanzielle Not hinzu.

Erich Wessely
Frau muss Gas abmelden – nur noch 12 Grad in Wohnung
Armutsopfer Silvia B. aus St. Pölten erzählte ihre bewegende Lebensgeschichte.
Caritas, iStock (Symbol)

Die Lebensgeschichte von Silvia B. (62) ist geprägt von Gewalterfahrungen durch ihren Ehepartner, den Verlust des Kontakts mit ihrem Sohn und des Gefühls der Überforderung. Mit Alkohol hat sie immer versucht, den Schmerz zu betäuben.

"In den vergangenen zwei Jahren, als die Energiekosten so hoch geworden sind, habe ich das Gas abgemeldet und meine Wohnung nicht mehr geheizt", erzählt die alleinlebende St. Pöltnerin, die mittlerweile in Pension ist. "Der Jänner war am schlimmsten. Da hatte es nicht mehr als 12 Grad. Das Badezimmer habe ich mit Grabkerzen ein wenig gewärmt."

Vom Psychosozialen Dienst begleitet

Hilfe erhielt sie von der Caritas: Silvia B. wird vom Psychosozialen Dienst der Hilfsorganisation begleitet und besucht regelmäßig, wie auch ihre St. Pöltner Bekannte Helga O., den "Club Aktiv" in der Landeshauptstadt.

Caritas hilft armutsbetroffenen Frauen

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    Silvia B. und Helga O., Besucherinnen des "Caritas Club Aktiv".
    Silvia B. und Helga O., Besucherinnen des "Caritas Club Aktiv".
    Caritas

    Der Club bietet Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen die Möglichkeit zu gemeinsamen Aktivitäten und zum Erfahrungsaustausch: "Die anderen Menschen und die Betreuerinnen schenken mir viel Freude. Vom Alkohol bin ich mittlerweile ganz weggekommen", so Silvia B.

    Die Caritas fordert jetzt die politischen Verantwortungsträger auf, das soziale Netz in Österreich wieder enger zu knüpfen.

    "Frauen besonders betroffen"

    "Armut kann auch eine Folge der Abwärtsspirale von psychischer Erkrankung und Suchtproblemen sein. Auch hier sind Frauen besonders betroffen", weiß Sandra Noe-Nordberg, Diplomierte Krankenpflegerin und Betreuerin beim Psychosozialen Dienst der Caritas St. Pölten. „Meiner Erfahrung nach, wird Armut von den betroffenen Frauen sehr individuell erlebt und verarbeitet, wobei Faktoren wie Persönlichkeit, Lebenserfahrung und Resilienz eine Rolle spielen."

    Spendenmöglichkeit zur Inlandskampagne
    Caritas Spendenkonto: IBAN: AT28 3258 5000 0007 6000; Kennwort: Inlandshilfe
    Online-Spenden unter www.caritas.at/helfen

    Um die Armutsgefährdung für Frauen zu reduzieren, wäre es laut Caritas ein einfacher Schritt, die Höhe der Ausgleichszulage einmal wesentlich zu erhöhen. Dazu braucht es konkrete, unterstützende Angebote für Frauen, die von Armut betroffen sind“, fordert Caritas-Direktor Hannes Ziselsberger. Und er richtet einen Appell an Frauen in schwierigen Lebenssituationen: "Holen Sie sich Hilfe! Kommen Sie in die Beratungsstellen der Caritas, sei es die Sozialberatung, die Familienberatung oder die psychosozialen Sprechstunden im "Club Aktiv". Niemand muss alle Probleme alleine lösen."

    1,3 Millionen Menschen armutsgefährdet

    336.000 Menschen in Österreich gelten als absolut arm, 1,3 Millionen sind armutsgefährdet. Vor allem Frauen haben ein hohes Risiko, von Armut betroffen zu sein. Das Risiko steigt deutlich an, wenn auch eine psychische Erkrankung vorliegt. Die Caritas der Diözese St. Pölten macht in ihrer aktuellen Kampagne genau auf dieses besondere Armutsrisiko aufmerksam.

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