Politik

"Frau Minister, müssen wir Gas mit Erlagschein zahlen?"

Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck sprach im "Heute"-Studio über Sanktionen, Aktien und wie wir künftig Gaslieferungen aus Russland zahlen.

Christian Tomsits
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Ministerin Margarete Schramböck im <em>"Heute"</em>-Studio mit Reporter Christian Tomsits
Ministerin Margarete Schramböck im "Heute"-Studio mit Reporter Christian Tomsits
Helmut Graf

Schlechte Zeiten sind angebrochen, nicht nur in der Ukraine. Auch auf den Rest der Welt und Österreich hat der Einmarsch der Russen massive Auswirkungen. Am Donnerstag tagt daher ein Krisengipfel der Regierung mit den Landeshauptleuten in der Wiener Rossauer Kaserne. Mit dabei ist auch Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck.

Im "Heute"-Talk zeigte sie sich über die Lage in der Ukraine schwer betroffen. "Es trifft mich menschlich, wenn wir diese Bilder von Frauen und von Kindern sehen. Wir stehen auf der Seite der Ukraine und helfen mit, wo wir können." Österreich werde bei den am Wochenende beschlossenen EU-Sanktionen gegen Russland seinen Teil beitragen und alle Exporte nach Russland zurückfahren. "Die Beziehungen sind aber bereits 2014 erheblich eingeschränkt worden", erklärte sie.

Wirtschaftseinbußen für Österreich

"Hochtechnologie für die Luftfahrt, Schifffahrt und die Raumfahrt – alles was Putin für seinen Krieg braucht, werden wir nicht mehr exportieren", erklärte Schramböck. Die dadurch befürchteten Einbußen der Wirtschaftskraft seien nicht gravierend und nur "im Bereich von 0,5 Prozent vom BIP", so die Ministerin. Besonders betroffene Unternehmen könnten Kurzarbeit anmelden, "dieses Werkzeug haben wir bereits in er Corona-Krise wirksam eingesetzt."

Österreich ist jedoch weiterhin stark abhängig von russischem Gas - ("Die Verträge sind langfristig und unsere Speicher groß"). Obwohl Russland zuletzt aus dem internationalem Bankenkommunikationssystem SWIFT ausgeschlossen wurde, "müssen wir die Lieferungen jetzt nicht per Erlagschein zahlen", erklärte Schramböck auf die "Heute"-Nachfrage. "Es gibt noch ältere Zahlungswege, die funktionieren und reaktiviert werden können", beruhigte sie.

Ebenfalls beruhigen könne die Politikerin alle Aktienanleger: Nachdem der ATX im Monatsvergleich um ganze 20 Prozent (!) eingebrochen war und ansonsten verlässliche Anlageoptionen wie die OMV und Raiffeisen International besonders stark betroffen sind, geht die Ministerin von einer Erholung der Aktien aus "sobald in der Ukraine wieder Frieden herrscht". Eigene Rettungsschirme für genannte Unternehmen schloss sie aus.

Schramböck will grünen Wasserstoff statt Gas

Trotzdem sei es an der höchste Zeit, sich als Staat nach Alternativen bei der Gasversorgung umzusehen, neue Chancen auch zu nutzen. Partnerschaften mit arabischen Ländern wie Katar oder dem Oman wären möglich, auch neue Technologien wie grüner Wasserstoff sollen mittelfristig auch die Energieversorgung sicherstellen. "Wir müssen da in die Gänge kommen bei den Verfahren."

Weitere wichtige Herausforderungen für das Land warten auch nach der Krise auf uns: Der Rollout des 5-G-Netzes soll bald fertig sein, die Bekämpfung des Fachkräftemangels habe Priorität. Weiters will Schramböck den Lehrberuf durch anschließende gleichwertige Bildungsmöglichkeiten außerhalb von Fachhochschulen und Universitäten stärken. Außerdem haben sich zur Zufriedenheit der Ministerin viele junge Menschen zuletzt für die neugeschaffenen Lehrberufe wie "Coding und E-Commerce" entschieden.

Das sagt Schramböck zum Freedom-Day

Ein entscheidender Tag für die Wirtschaft ist auch der kommende Freedom-Day am Samstag. "Es ist wichtig, dass Gastronomie und Tourismus wieder aufblühen", so die Ministerin, die sich angesichts der Lage jedoch voll auf das Krisenmanagement konzentriert und die wiedergewonnen Freiheit nicht speziell feiern wird.

Das gesamte Interview mit Margarete Schramböck im Video: