Alleinerziehende verzweifelt

Frau arbeitet und bekommt dennoch kein Familiengeld

Obwohl Sabine (41) in Wien arbeitet, bekommt sie als alleinerziehende Mutter keinen Cent Familienbeihilfe. Alles aufgrund eines politischen Streits.

Maxim Zdziarski
Frau arbeitet und bekommt dennoch kein Familiengeld
Sabine (41) arbeitet und erzieht ihre Kinder. Finanzielle Hilfe gibt es keine für sie.
Getty Images/iStockphoto (Symbolfoto)

Es klingt unglaublich, doch die Realität einer von vielen alleinerziehenden Müttern sieht alles andere als rosig aus. "Heute"-Leserin Sabine (Name von der Redaktion geändert*) arbeitet in Wien und pendelt jeden Tag zwischen Österreich und Ungarn. Sie selbst ist Österreicherin und entschied sich vor einigen Jahren nach Ungarn zu ziehen. Doch seit Juli 2023 bekommt die 41-Jährige weder Familienbeihilfe noch den Familienbonus, obwohl ihr dieser zusteht.

Laut EU-Recht müsste der Staat, in dem sie lebt, einen Teil des landesüblichen Familiengeldes ausbezahlen – den Rest übernimmt dann Österreich. Doch das Problem ist: In Ungarn argumentieren die Ämter, dass sie ja im Ausland arbeite, daher keine Familiengelder bekommen könnte. Die österreichischen Behörden spielen den Ball zurück: Wenn Ungarn nicht zahlt, könne man die Anträge auch nicht weiter bearbeiten. Eine Pattsituation.

5.000 Euro fehlen Mutter im Jahr

Sabine stellte bereits mehrfach neue Anträge auf Familienbeihilfe in Österreich. Monatlich geht es da um knapp 200 Euro. Rechnet man dann auch noch den Familienbonus für Alleinerziehende mit hinein, komme sie auf rund 5.000 Euro im Jahr. Gerade sie als arbeitende Mutter wäre auf dieses Geld angewiesen.

"Immerhin arbeite ich und bezahle auch meine Steuern. Ich bin sicher nicht die einzige, die von dem Rechtsstreit zwischen den Ländern betroffen ist", erzählt die 41-Jährige gegenüber "Heute". Laut ihr werde hier Politik auf den Rücken alleinerziehender Frauen ausgeübt: "Das kann es wirklich nicht sein."

Österreicherin bekommt kein Familiengeld

Das Familienministerium argumentiert bisweilen mit dem Meinungsstreit zwischen den Ländern – die Gelder werden also schlichtweg nicht überwiesen. "Ungarn vertritt diesbezüglich seit Kurzem eine andere Rechtsansicht, weshalb diese Frage der Kommission vorgelegt wurde", erklärt eine Sprecherin der Familienministerin Susanne Raab gegenüber "Heute".

Solange es nicht zu einer gemeinsamen Lösung durch die Kommission kommt, sieht die EU-Verordnung vor, dass ausschließlich der Staat Familienleistungen zahlen sollte, in dem die Kinder leben. In diesem Fall also Ungarn. Doch das passiert laut Sabine eben nicht.

Soll ich einstweilen dann meine Steuern auch in Ungarn zahlen und nicht in Österreich?
Sabine (41)
Alleinerziehende und arbeitende Mutter

Für die alleinerziehende Sabine (41) ist das nur ein schwacher Trost. Sie muss nun ohne finanzielle Hilfen auskommen, bis der Rechtsstreit geklärt ist. Wann das sein wird, ist unklar.

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