"Ich kann nichts mehr tun!"

Frau (55) leidet seit 3 Jahren unter Covid-Erkrankung

Ein Leben auf Sparflamme: Drei Jahre nach ihrer Corona-Erkrankung kämpft eine 55-Jährige noch immer – an ein normales Leben ist nicht mehr zu denken.
Lea Strauch
13.03.2025, 03:00

Vor genau drei Jahren erkrankte Christiane Zimmermann (Name geändert; Anm.) aus dem Bezirk Linz-Land zeitgleich mit ihrem Mann an Covid-19. Sie war sie fünf Wochen positiv erkrankt. Doch während er nach zehn Tagen wieder arbeitsfähig war, kämpft die 55-Jährige noch heute mit den Folgen. Im Gespräch mit "Heute" erzählt sie von ihrem Leben mit Post Covid.

"Wenn das Gespräch vorbei ist, werde ich mich hinlegen müssen", sagt die 55-Jährige gleich zu Beginn des Telefonats. Ihre Stimme klingt erschöpft, die Worte kommen langsam. Sie stellt klar: "Post Covid ist keine psychosomatische Erkrankung."

Statistisch genesen, aber chronisch krank

Etwa 10 bis 20 Prozent der Covid-19-Patienten entwickeln Long/Post Covid. Zurzeit sind über 100 verschiedene Symptome bekannt. Offiziell gelten die Betroffenen als genesen – sie werden statistisch nicht erfasst.

Die Initiative Long Covid Austria bietet Betroffenen Informationen und Anlaufstellen. Am 15. März wird mit dem internationalen Long Covid Awareness Day Bewusstsein für die Erkrankung geschaffen. Einen Tag später kam es vor fünf Jahren in Österreich zum ersten Lockdown.

Alltägliches wird zur Qual

Jeden Tag kämpft die Mutter mit Kopf- und Muskelschmerzen, außerdem extremen kognitiven Einschränkungen. Eine Viertelstunde am Computer zu arbeiten – für sie eine enorme Anstrengung: "Ich sehe Doppelbilder, meine Augen fallen zu. Mein Körper fährt runter, ich kann gar nichts mehr tun."

Selbst alltägliche Aufgaben wie Duschen oder Zähneputzen sind für die 55-Jährige oft das Maximum des Möglichen. "Das ist keine Lebensqualität mehr", sagt sie resigniert.

Wenig Unterstützung für Betroffene

Nach der ersten Reha im Juli 2022 musste Zimmermann ihre Arbeitszeit reduzieren. Nur wenige Monate später war an Arbeit nicht mehr zu denken. "Mein Alltag ist irgendwie überleben und mich zum nächsten Tag retten", beschreibt sie ihre aktuelle Situation.

„Mein Alltag ist irgendwie überleben und mich zum nächsten Tag retten.“
Christiane Zimmermann (55)leidet seit drei Jahren an Post Covid

Auch soziale Kontakte leiden. Besuche der Enkelkinder (drei und fünf Jahre) sind nur eingeschränkt möglich. "Spontan geht gar nichts mehr", sagt ihre Tochter (27). Sie wünscht sich mehr staatliche Unterstützung für ihre Mutter, etwa eine Haushaltshilfe. Die 55-Jährige fühlt sich oft unverstanden: "Krankheiten, die nicht sichtbar sind, werden kleingeredet."

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"Wenn man es nicht hat, kann man es nicht verstehen"

Denn auch Jahre nach der Pandemie muss sie sich für ihre Krankheit rechtfertigen und mit Anfeindungen umgehen. "Wenn man es nicht hat, kann man es nicht verstehen." Sie fordert mehr spezialisierte Anlaufstellen und Ärzte mit Fachwissen zu Post Covid. Aktuell sei der Weg zur Diagnose für viele Betroffene eine lange Qual.

Zimmermanns Nächte sind unruhig, sie schläft meist nur wenige Stunden am Stück. Auch die jährliche Reha brächte immer nur kurzfristige Erleichterung – doch dort fand sie ihre "Seelenschwester", eine Freundin, die ihr Kraft gibt. Auch ihr fiel schnell auf: "Diese Frau trägt ein schweres Paket mit sich."

Nach rund 20 Minuten Gespräch ist Zimmermann schon wieder am Ende ihrer Kräfte. Ihre Stimme wird kratzig, man merkt ihr die Erschöpfung deutlich an. Wir beenden das Interview, damit sie sich ausruhen kann.

{title && {title} } Lstr, {title && {title} } Akt. 13.03.2025, 09:05, 13.03.2025, 03:00
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