"Heute"-Reportage

"Franz geht uns gewaltig ab" – Trauer nach Doppelmord

Lokalaugenschein zehn Tage nach den schrecklichen Morden des Amok-Jägers. Das Mühlviertel trauert.

Tobias Prietzel
"Franz geht uns gewaltig ab" – Trauer nach Doppelmord
Vor dem Gemeindeamt in Kirchberg ob der Donau stehen Kerzen. Vizebürgermeister Stefan Reisinger schildert die schwierige Zeit.
"Heute"/Tobias Prietzel

Dichter Nebel hängt über den Wäldern, Wiesen und Häusern bei Altenfelden im Mühlviertel. Langsam wird den Menschen bewusst, was hier vor zehn Tagen wirklich passiert ist. Die Angst und die Anspannung weichen nun der Trauer. "Die Menschen realisieren jetzt richtig, was da eigentlich geschehen ist", so "Heute"-Reporter Tobias Prietzel beim Lokalaugenschein am Mittwochvormittag.

Vor dem Gemeindeamt in Kirchberg ob der Donau stehen zahlreiche Kerzen und ein Blumenstrauß mit roten und weißen Rosen. Sie erinnern an den allseites beliebten und respektierten Bürgermeister Franz Hofer. Er war das erste Opfer von Amok-Killer Roland D., starb auf einem Feld an einem Kopfschuss.

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    Vizebürgermeister Stefan Reisinger (ÖVP) schildert die schwierige Zeit nach dem Tod von Orts-Chef Franz Hofer.
    Vizebürgermeister Stefan Reisinger (ÖVP) schildert die schwierige Zeit nach dem Tod von Orts-Chef Franz Hofer.
    "Heute"/Tobias Prietzel

    Sein Begräbnis findet am Samstag statt, schon jetzt hängen überall die Partezettel. "Mit großer Bestürzung und Trauer nehmen wir Abschied von meinem geliebten Gatten, unserem Vater, Schwiegervater, Großvater, Schwiegersohn, Bruder, Schwager und Onkel", ist darauf zu lesen.

    "Heute"-Lokalaugenschein in Kirchberg ob der Donau

    Gedenktisch im Supermarkt

    Im örtlichen Supermarkt von Kirchberg ob der Donau wurde ein Gedenktisch aufgestellt. Eine Kerze, ein Blumenstrauß und die Parte wurden auf einer weißen Tischdecke platziert. Die Menschen können sich in ein "Buch der Erinnerung" eintragen, können darin persönliche Geschichten, Begegnungen und Erlebnisse mit dem verstorbenen Bürgermeister teilen.

    Hofers Tod reißt ein Loch in die Gemeinde, wie Vizebürgermeister Stefan Reisinger (ÖVP) sichtlich mitgenommen im Gespräch mit "Heute" erzählt. "Er hat immer alles geschaukelt, der Franz wird gewaltig abgehen".

    Es werde jetzt sicherlich eine Zeit dauern, bis sich wieder "alles einspielt" und eine Art von Alltag einkehren kann. Kehrt nach dem Schock, der Angst und der Ungewissheit nach dem Leichenfund von Roland D. nun langsam wieder Ruhe ein, wollen wir von einer Einwohnerin wissen. Die Frau, die wie viele hier, lieber nur anonym sprechen will, sagt: "Es kann sich nichts beruhigen." Die Gemeinde hänge noch immer in der Luft.

    Das Rätselraten um den Todeszeitpunkt von Roland D. ist hier rund zehn Tage nach der Tragödie übrigens kein großes Thema. Die Menschen scheinen andere Sorgen zu haben.

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      Am 28. Oktober 2024 früh am Morgen startete eine Bluttat, von der selbst erfahrene Ermittler mittlerweile sagen, dass sie noch nie etwas "Vergleichbares erlebt" hätten.
      Am 28. Oktober 2024 früh am Morgen startete eine Bluttat, von der selbst erfahrene Ermittler mittlerweile sagen, dass sie noch nie etwas "Vergleichbares erlebt" hätten.
      Wolfgang J. Hofer

      Auf den Punkt gebracht

      • Im Mühlviertel herrscht große Bestürzung und Trauer nach den schrecklichen Taten von Amokläufer Roland D., der unter anderem den beliebten Bürgermeister Franz Hofer tötete
      • Die Gemeinde Kirchberg ob der Donau gedenkt der Opfer mit Kerzen, Blumen und einem "Buch der Erinnerung", während die Menschen langsam realisieren, was geschehen ist, und versuchen, zur Normalität zurückzukehren
      tob
      Akt.