Klimaschutz
Fossile Korallen ermöglichen Blick in die Zukunft
Forscher der Uni Wien untersuchen fossile Korallen, um Vorhersagen über die Entwicklung heutiger Korallenriffe treffen zu können.
Eine Forschungsgruppe der Universität Wien untersucht in Ägypten und im Sudan fossile Korallen mit dem Ziel, Vorhersagen über die künftige Entwicklung der Biodiversität in den Riffhabitaten treffen zu können.
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Die letzte erdgeschichtliche Warmzeit, die mit dem Klimawandel vergleichbar ist, liegt 125.000 Jahre zurück. Wiener Forscher untersuchen diese nun anhand von fossilen Korallenriffen in Ägypten und im Sudan.
Die Auswirkungen der letzten Warmzeit auf die Riffe zeigen, wie sich heutige Korallenpopulationen entwickeln könnten. Laut ersten Resultaten wird die Biodiversität mit steigender Distanz zum Äquator größer, teilte der Wissenschaftsfonds (FWF) per Aussendung mit.
Eine der großen Auswirkungen des Klimawandels auf die Biodiversität ist die weltweite Veränderung der Ökosysteme von Korallenriffen. In ihrer Funktion als Küstenschutz und Nahrungsmittellieferant sind die Riffe von großer Bedeutung. Deswegen haben Korallenbleiche und -abwanderung sowie das Aussterben der Lebewesen schwerwiegende Folgen für Küstenregionen.
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Forschung im militärischen Sperrgebiet
Vor etwa 125.000 Jahren, in der letzten Warmzeit vor dem gegenwärtigen Holozän, stiegen die Temperaturen auf ein Niveau, das heute einem Anstieg von etwa zwei Grad über dem vorindustriellen Wert entspricht. Zwar ging das damals nicht so schnell wie der menschgemachte Klimawandel heute, aber Forschung zu den Auswirkungen der sogenannten Eem-Warmzeit kann bei der Prognose aktueller Veränderungen der Biodiversität an den Riffen helfen.
"Eine These zur Entwicklung der Riffe im Roten Meer ist, dass die zunehmende Hitze zur Abwanderung der Korallenpopulationen in den etwas kühleren Norden des Gewässers führt", sagte der Paläontologe Martin Zuschin von der Universität Wien. "Es liegt also nahe, in diesem nördlichen Teil auch nach fossilen Riffterrassen zu suchen."
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Der "Diversitätsgradient" ist dabei ein Werkzeug, das die Artenvielfalt am jeweiligen Breitengrad anzeigt. "Normalerweise nimmt die Biodiversität Richtung Äquator zu, hier ist es aber umgekehrt - weil es weiter im Süden zu heiß wurde", meinte Zuschin gegenüber der APA. Bis jetzt umfasse die Untersuchung aber erst drei Breitengrade, weitere Resultate sind noch abzuwarten. Außerdem wolle das Team analysieren, ob bei gegenwärtigen Riffen im Sudan ein ähnlicher Gradient zu finden ist, der über eine Abnahme der Diversität Auskunft geben würde.
Das Forscherteam hat für die Analyse der fossilen Riffe eine Reihe von Orten entlang des Roten Meeres in Ägypten und im Sudan besucht. Dabei sammelte es auch reichlich Erfahrung mit Herausforderungen, die nicht immer nur wissenschaftlicher Natur waren. Die fossilen Lagerstätten seien allesamt in militärischen Sperrgebieten. Die Covid-Krise sowie politische Unruhen im Land hätten die Untersuchungen im Sudan zusätzlich verzögert. Aber: "Wir haben gute Kontakte geknüpft. Sobald der Bürgerkrieg dann hoffentlich vorbei ist, werden wir bei den fossilen Riffen im Sudan weitermachen", wird Zuschin von der APA zitiert.
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