"Heute"-Klimatalk

Formel 1 ist "an Absurdität nicht zu überbieten"

Tausende Österreicher pilgern derzeit wieder zum Rennen am Hungaroring bei Budapest. Nachhaltigkeits-Appelle werden vom Brummen der Boliden übertönt.

Bernd Watzka
Formel 1 ist "an Absurdität nicht zu überbieten"
Bei Motorsportfans beliebt, von Umweltschützern verteufelt: die Formel 1.
Reuters

Der Große Preis von Ungarn hat, wie alle anderen Formel-1-Rennen, auch einen ökologischen Preis. "Pro Rennteam werden 30 Tonnen Material mit Flugzeugen, Schiffen oder LKW von Rennwochenende zu Rennwochenende transportiert", sagt Greenpeace-Sprecherin Ursula Bittner im Gespräch mit "Heute".

"Insgesamt legt jedes Team pro Rennsaison mehr als 130.000 Kilometer zurück. Im Durchschnitt ergibt das eine Reisedistanz von etwa 6.000 Kilometern pro Grand Prix, vorausgesetzt, dass auf direktem Weg von Rennen zu Rennen geflogen wird", so Bittner. Die Reisen der Fans sind da gar nicht mitgerechnet.

Die Formel 1 gleicht einem globalen Wanderzirkus
Ursula Bittner
Greenpeace-Sprecherin, im "Heute"-Talk
Ursula Bittner kritisiert den Rennkalender der Formel 1
Ursula Bittner kritisiert den Rennkalender der Formel 1
Mitja Kobal / Greenpeace

Mega-Aufwand für Formel-1-Zirkus

"Die Formel 1 gleicht einem globalen Wanderzirkus, der mit tonnenweise Material und tausenden Kilometern Reiseaufwand um die Welt zieht. Nach dem Grand Prix in Österreich Ende Juni ist der gesamte Formel-1-Zirkus nach England gereist, nur um dieses Wochenende im Nachbarland Ungarn zu sein", so Bittner.

Zickzack-Kurs bei der Planung: "Es ist auch irre, dass alle Rennen in den USA und Kanada einzeln geplant sind, sodass immer wieder getrennt angereist werden muss. Der Rennkalender der Formel 1 ist an Absurdität nicht zu überbieten."

Formel 1 "niemals" klimaneutral

"Ein Sport wie die Formel 1 kann nie klimaneutral sein. Aber wenn Klimaschutzmaßnahmen umgesetzt werden, kann er erheblich verbessert werden. Die Reisen in der Formel 1 müssen auf ein Minimum reduziert und der Rennkalender geografisch sinnvoll gestaltet werden. Damit könnten die Reisekilometer halbiert werden", so Bittner.

Von Greenwashing und Augenauswischerei hält Bittner hingegen wenig. Kompensationen und "Bio"-Sprit seien kosmetische Maßnahmen, die oft negative Konsequenzen für die Umwelt haben, sagt Bittner.

Rennkalender neu gestalten

Der Kalender der Formel 1 müsse künftig komplett neu gestaltet werden. "Rennen müssen auf einem Kontinent nach dem anderen ausgetragen werden, anstatt wie bisher zickzack Reiserouten zu wählen", fordert Bittner gegenüber "Heute". "Klimaneutralität" nur auf Basis von Kompensationsprojekten zu erreichen, sei Greenwashing.

Nachhaltige Treibstoffe

Änderungen im Kalender wären nicht so einfach: "Viele Renn-Events haben einen Vertrag für die nächsten fünf Jahre. Das kannst du nicht einfach mittendrin ändern", sagte Ex-Teamchef Günther Steiner der APA. Steiner sieht dennoch Chancen für den Umweltschutz: "Die Mineralölkonzerne entwickeln jetzt nachhaltige Treibstoffe."

Außerdem: Viele mittlerweile alltägliche Erfindungen hätten ihren Startpunkt in der Formel 1 gehabt. "Wenn es heute in der Formel 1 ist, dann ist es oft in fünf bis zehn Jahren im Straßenauto. Nur hat man dann vergessen, wo es herkommt", erklärte Steiner.

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    Auf den Punkt gebracht

    • Tausende Österreicher pilgern zum Formel-1-Rennen am Hungaroring, während Nachhaltigkeits-Appelle verhallen
    • Greenpeace kritisiert den ökologischen Preis der Rennen und fordert eine Reduzierung der Reisekilometer sowie Änderungen im Rennkalender
    • Ex-Teamchef Günther Steiner sieht Chancen für den Umweltschutz durch die Entwicklung nachhaltiger Treibstoffe
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