Niederösterreich

Folterwürfe in Milak - Soldaten melden sich zu Wort

Nach Bekanntwerden von Foltervorwürfen gegen einen Lehrgangsleiter der Militärakademie Wr. Neustadt haben sich 71 Fähnriche zu Wort gemeldet.

Tanja Horaczek
Die Milak in Wr. Neustadt
Die Milak in Wr. Neustadt
Bild: Daniel Schreiner

Ein Lehrgangsleiter der Theresianischen Militärakademie in Wiener Neustadt soll mit Fähnrichen ein Kriegsgefangenenspiel geübt haben (Anm.: Es gilt die Unschuldsvermutung). Ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachtes der Folter, Nötigung und Amtsmissbrauches und anderer Delikte eingeleitet - mehr dazu hier.

"Anschuldigungen nicht nachvollziehbar"

Jetzt meldeten sich 71 Fähnriche des betroffenen Jahrgangs in einem  Schreiben zu Wort. Die Vorwürfe werden darin als „völlig unzutreffend“ bezeichnet und zurückgewiesen. „Wir halten fest, dass die Anschuldigungen an unseren Jahrgangskommandanten aus unserer Sicht und Erfahrung völlig unzutreffend sind und weisen diese, soweit sie uns bekannt und in keiner Weise nachvollziehbar sind, klar und eindeutig zurück“, heißt es. Man sei sich „einig, dass es sich sicher nicht so zugetragen hat, wie es in den Medien dargestellt wird“.

Ausbildungsthema Kriegsgefangenschaft

Die erhobenen Anschuldigungen "stellen die Sichtweise einer einzelnen Person oder von kleinen Personengruppe dar. Sie decken sich nicht mit dem, was wir erlebt und empfunden haben. Der Verfasser oder die Verfasserin stellt Behauptungen auf, von denen wir uns klar distanzieren. Die Ausbildung wurde professionell von spezialisiertem und geschultem Personal durchgeführt, sodass das schwierige Ausbildungsthema Kriegsgefangenschaft realitätsnahe, aber niemals rechtswidrig oder gar menschenunwürdig dargestellt wurde."

"Es war klar, dass es sich um eine Übung handelt."

Es habe jederzeit die Möglichkeit bestanden, "mit einem Arzt zu sprechen oder auszusteigen". Weiters sei "durchgehend klar" gewesen, "dass es sich um eine Übung handelt". Zudem habe es auch Unterbrechungen gegeben, in denen Situationen besprochen worden seien. Ebenso sei die Übung "mehrmals nachbesprochen" worden. Der Austria Presseagentur (APA) liegt das Schreiben vor.

Doch was war der Grund für das Schreiben? Ein Whistle-Blower hatte die Vorwürfe an die an die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) gesendet, dies wurde in der Folge an die zuständige Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt weitergeleitet. In den Vorwürfen geht es um eine Führungsausbildung im Rahmen des sogenannten Truppenoffizierslehrgangs.

Lehrgangsleiter weiterhin im Dienst

Bei einem im Lehrplan nicht genannten bzw. vorhandenen Ausbildungsszenario soll Mitte Februar zu Übungszwecken eine Kriegsgefangennahme von Fähnrichen erfolgt sein. Die jungen Offiziere hätte keine Zustimmung zur Übung gegeben und konnten sich dieser angeblich auch nicht entziehen. In der Sachverhaltsdarstellung wird von "gezielter und dauerhafter Belastung" am 16. und 17. Februar geschrieben, die Fähnriche seien menschenunwürdig behandelt sowie "erschöpft und gequält" worden.

Ein Ermittlungsauftrag liege seit dem 9. November vor, für den Oberstleutnant gilt die Unschuldsvermutung. Heeres-Sprecher Michael Bauer betonte, dass die Ermittlungen ausschließlich in den Händen der Staatsanwaltschaft lägen und der Offizier weiterhin im Dienst ist.