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Flotter Franzose mit drei Sitzen – vorne!

Mehr Überhol-Prestige bot Mitte der 70er-Jahre kaum ein Auto seiner Preisklasse. Der Bagheera sah aus wie ein Maserati, war aber deutlich günstiger.

Heute Redaktion
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Eigentlich hätten wir den Matra-Simca Bagheera ja gern silber- oder noch besser gelb lackiert fotografiert. Schließlich wurde der Mittelmotorsportwagen im Mai 1975 unrühmlich zum Empfänger der "Silbernen Zitrone" des ADAC gekürt. Dazu hatte eine 1,55 Meter lange Mängelliste geführt, in der ein Besitzer seinen eigentlich noch neuwertigen Wagen mit allen seinen Fehlern dokumentierte. Doch unser Fotoauto ist goldfarbig. Ein gutes Omen? Schließlich hatte ja alles so gut angefangen damals!

1969 startete das Projekt als M 550, 1973 wurde der Bagheera dem staunenden Publikum vorgestellt: ein Großseriensportwagen mit drei Sitzen, Mittelmotor und eleganter Fastback-Karosserie aus Kunststoff. Unter der Polyesterbeplankung gab es ein Stahlgerippe, unter der Heckklappe drehte der Motor aus dem Simca 1100, respektive Simca Rallye 2, der mit Weber-Vergasern auf 84 PS gebracht wurde. Die Räder waren ringsum einzeln aufgehängt, verzögert wurde mit Scheibenbremsen.

Begeistert empfangen

Die Autojournalisten waren begeistert und bestätigten dem Coupé eine Spitze von über 185 km/h. Und es waren viele Tests, die damals veröffentlicht wurden, kaum ein Magazin ließ sich die Fahrt im flachen Sportwagen entgehen.

Am Erfolg konnte kaum gezweifelt werden, doch dann holten einige Unterlassungssünden den schicken Franzosen ein. Verarbeitungsmängel und fehlender Rostschutz am Stahlblech-Gerippe sorgten für Undichtigkeiten und Unzuverlässigkeit. Dass man an den Motor kaum herankam, machte die Sache noch schlimmer.

Viele Bagheera-Besitzer litten unter den Problemen, einen traf es aber besonders schlimm: Axel Bier aus Berlin. Er stellte den Wagen schließlich nach 10 Monaten ein, um das Ergebnis der Schlichtungsverhandlung vor Gericht abzuwarten. Er war kein Einzelfall, aber auch andere Hersteller, darunter Volkswagen und Ford, hatten damals riesige Qualitätsprobleme. Für den Bagheera aber war die negative Presse verheerend, die Verkaufszahlen bei Preisen von damals über 100.000 Schilling sackten ab.

Viele Jahre später

Fast 44 Jahre alt ist der goldfarbene Matra-Simca, der uns zur Probefahrt einlädt. Man sieht ihm die Jahre nicht an, was sicherlich daran liegt, dass die bisherigen Besitzer dem Dreisitzer einiges an Unterhalts- und Restaurierungsarbeiten angedeihen ließen.

Der Einstieg erfolgt problemlos und man lässt sich in den weich gepolsterten Fahrersitz fallen. Instrumente und Schalter sind komplett um das unten abgeflachte Kunststoff-Lenkrad, das sich so gummiartig anfühlt, gruppiert. Dass Matra mit Flugzeugen Erfahrung hatte, beweist ein Blick auf die Hauptinstrumente, die einen eher an Höhenmeter und künstlichen Horizont erinnern als an Drehzahlmesser und Tachometer. Wo sonst werden die Drehzahlen denn schon vierstellig angezeigt?

Ergonomisch geht die Einrichtung aber in Ordnung, die zwei Beifahrer haben viel Raum nach vorn, sollten aber nicht zu breit sein, wenn man bei 1,43 Metern Innenbreite wirklich zu dritt sitzen will.

Der flache Sportwagen lenkt behände ein und umrundet Kurven mit relativ geringer Seitenneigung, obschon dafür kaum Komfort geopfert werden muss. Trotz wenig Hubraum macht der Bagheera richtig Laune und man versteht, dass er den Händlern 1974 fast aus den Händen gerissen wurde. An Prestigewert war der Kunststoff-Dreisitzer damals kaum zu schlagen, und auch heute noch fällt der goldene Sportwagen auf wie ein bunter Hund.

Weitere Informationen und viele Bilder zum Matra-Simca Bagheera gibt es auf www.zwischengas.com.

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