"Stella. Ein Leben"

Film über Jüdin, die andere verriet – Kritiker entsetzt

"Stella. Ein Leben" dreht sich um Stella Goldschlag. Der Film beruht auf wahren Begebenheiten. Kritiker zerreißen den Film.

20 Minuten
Film über Jüdin, die andere verriet – Kritiker entsetzt
Aufregung um den Film "Stella. Ein Leben".
Screenshot/YouTube/MajesticFilm

Stella (gespielt von Paula Beer), eine junge, deutsche Jüdin, wächst während der Herrschaft des NS-Regimes in Berlin auf. Sie träumt von einer Karriere als Jazz-Sängerin, trotz aller Repressalien. Als sie 1944 zusammen mit ihren Eltern untertauchen muss, verwandelt sich ihr Leben in eine schuldhafte Tragödie.

Durch einen Verrat wird sie von der Gestapo gefasst, gefoltert und zur "Greiferin": Um sich und ihre Eltern (Katja Riemann und Lukas Miko) temporär vor der Deportation nach Auschwitz zu bewahren, beginnt Stella, systematisch andere jüdische Menschen zu verraten – auch ihre Freundinnen und Freunde. In Österreich ist der Film ab 16. Februar in den Kinos.

Kritikerinnen und Kritiker sind entsetzt

In der Rezension der "Zeit" wird der Film stark kritisiert. Anstoß für den Film habe die 1992 Biografie von Peter Wyden gegeben, die "wissenschaftlichen Ansprüchen nicht genügt und sich stellenweise wie eine banale Männerfantasie liest". Auf dieses sexualisierte Bild Stellas habe der Film "offensichtlich" Einfluss genommen.

Das Problem an "Stella. Ein Leben" sei nicht, dass der Film den Quellen teils widerspreche oder sie nur selektiv nutze. "Er ignoriert jedoch das, was die behauptete Genauigkeit hätte ausmachen sollen, nämlich die kritische Distanz zu den Quellen und dass man diese sorgfältig in ihren Entstehungszusammenhang einordnen sollte", schreibt der Autor.

Denn auch nach dem Krieg und der Entnazifizierung hatten ehemalige Nazis hohe Funktionen inne. So auch an Gerichten. Die "Zeit" schreibt: "In der jungen Bundesrepublik, die zur Aufarbeitung kaum bereit war, konnten Überlebende ihr Gerechtigkeitsverlangen leichter gegen eine ehemals Verfolgte richten als gegen ihre Peiniger."

Der Film docke an die tief sitzenden Gefühle der Schuldabwehr und des Selbstmitleids der Deutschen an. "Der eigentliche Skandal bestand nicht darin, dass Stella Goldschlag in einer Zwangssituation zweifelsfrei andere verraten hat, um ihre Familie zu retten, und dies nicht öffentlich bereute. Der Skandal war, dass nicht jüdische Deutsche dies freiwillig taten und sich danach als Opfer sahen."

Ähnlich klingt es bei "SWR Kultur". "Gerade für einen deutschen Regisseur ist die Gefahr groß, dass das Ganze zu einer Entlastungserzählung verkommt. Kilian Riedhof ist sich dieser Gratwanderung bewusst und riskiert entsprechend wenig Ambivalenz." So deute er die spätere Entwicklung Stella Goldschlags, die zum Christentum konvertierte und Antisemitin wurde, nur sehr dezent an.

Das sagt Regisseur Kilian Riedhof

"Wir haben uns von Anfang an um eine intensive, eigenständige Recherche bemüht", sagt Regisseur Kilian Riedhof im Interview mit dem NDR. "Deswegen haben wir Kontakt zur jüdischen Community gesucht und uns mit sehr vielen Fachleuten zusammengetan."

Er findet, der Film kommt zur richtigen Zeit auf die Leinwand. "Unser Film schildert, wie eine junge Frau von einem verbrecherischen System pervertiert wird: ein System, das Menschen entmenschlicht, entstellt und zu Taten treibt, die sich die Menschen Jahre zuvor nicht hätten vorstellen können."

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