Welt
Feuerpause zwischen Israel und der Hamas
Militante Palästinenser feuerten am Samstag mindestens 100 Raketen und Mörsergranaten auf israelisches Gebiet. Israel startete die schwerste Offensive seit 2014.
Nach heftigen Gefechten mit mindestens zwei Toten im Gazastreifen hat sich die radikalislamische Hamas nach eigenen Angaben auf eine Feuerpause mit Israel geeinigt. Die in dem Palästinensergebiet herrschende Organisation habe ein entsprechendes Vermittlungsangebot von Ägypten angenommen, erklärte ihr Sprecher Fausi Barhum am Samstagabend. Ein Sprecher der israelischen Armee sagte dazu lediglich, das weitere Vorgehen der Armee hänge von der Lage vor Ort ab.
Zuvor war der Konflikt zwischen Israel und der Hamas nach monatelangen Spannungen eskaliert. Als Reaktion auf Raketen- und Granatenangriffe aus dem Gazastreifen startete die israelische Armee die schwerste Offensive in dem Palästinensergebiet seit dem Gaza-Krieg 2014.
Ministerpräsident Benjamin Netanyahu drohte, Israel werde "die Stärke unserer Angriffe wenn nötig erhöhen". Ein Vertreter der israelischen Luftwaffe sagte, sein Land sei "auf alle Szenarien vorbereitet".
Hunderte Raketen auf Israel abgeschossen
Die israelische Armee warf der Hamas und anderen Gruppen vor, etwa hundert Raketen und Mörsergranaten auf Israel abgeschossen zu haben. Ein Teil der Geschosse wurde demnach von der israelischen Luftabwehr abgefangen. Im südisraelischen Sderot in der Nähe des Gazastreifens wurden drei Israelis verletzt, als eine Rakete aus dem Gazastreifen in einem Hausdach einschlug.
Die israelische Luftwaffe bombardierte dutzende Ziele im Gazastreifen, die ihren Angaben zufolge zur Hamas gehörten. Unter den Zielen war auch ein angeblich als Ausbildungszentrum genutztes, mehrgeschossiges Gebäude mit einem darunter befindlichen Tunnel.
Zwei Jugendliche getötet
Das Gesundheitsministerium im Gazastreifen gab an, bei den Luftangriffen vom Samstag seien westlich von Gaza zwei palästinensische Jugendliche im Alter von 15 und 16 Jahren getötet worden. Die israelische Armee erklärte, das Gebäude sei von der Hamas für militärische Zwecke genutzt worden. Im gesamten Gazastreifen wurden nach Angaben des Ministeriums 25 Menschen verletzt.
Israel gab der Hamas die Schuld für die Eskalation und wies auf die monatelangen Proteste und Zusammenstösse an der Grenze zum Gazastreifen hin, welche die Islamisten als Deckmantel für Angriffe nutzen würden. Auf landwirtschaftlichen Betrieben in Israel kam es zuletzt immer wieder zu Feuern durch Ballons und Drachen mit Brandsätzen aus dem Gazastreifen.
Angst vor einem vierten Krieg
Seit Ende März protestieren immer wieder Palästinenser an der Grenze zwischen Israel und dem Gazastreifen, in dem die radikalislamische Hamas herrscht und der von Israel seit Jahren abgeriegelt wird. Dabei wurden mindestens 141 Palästinenser getötet und rund 4000 verletzt. Die Auseinandersetzungen nährten die Angst vor einem vierten Krieg im Gazastreifen seit 2008.
Zuletzt hatte Israel im Sommer 2014 gegen die Hamas im Gazastreifen Krieg geführt. Bei dem 50-tägigen Armeeeinsatz "Protective Edge" ("Schutzlinie") waren mehr als 2100 Palästinenser getötet worden, ein Großteil davon Zivilisten. Auch 74 Israelis starben, die meisten von ihnen waren Soldaten. (red)