Turteltauben "in Gefahr"

Feuer frei – diese Vögel dürfen in Wien gejagt werden

BirdLife Österreich verlangt einen sofortigen Jagdstopp für die europaweit stark bedrohte Turteltaube und ruft Stadtrat Czernohorszky zum Handeln auf.

Christoph Weichsler
Feuer frei – diese Vögel dürfen in Wien gejagt werden
BirdLife fordert einen Jagdstopp auf die Turteltaube - diese Vogelart ist seit 1998 um 72 Prozent zurückgegangen.
Christoph Roland

Während in fast ganz Österreich die Turteltaube längst unter Schutz steht, darf in Wien nun weiterhin auf sie geschossen werden. Das sorgt bei Naturschützern für Aufruhr, denn die Bestände der zarten Wildtaube sind in den letzten Jahrzehnten dramatisch eingebrochen. Laut der Vogelschutzorganisation BirdLife Österreich ist der Bestand dieser Vogelart in Österreich seit 1998 um alarmierende 72 Prozent gesunken. Trotzdem erlaubt Wien als einziges Bundesland weiterhin die Jagd auf die Turteltaube. "Das ist inakzeptabel und gefährdet nicht nur die heimischen Vögel, sondern auch die durchziehenden Turteltauben auf ihrem Weg ins Winterquartier", so Johannes Hohenegger von BirdLife Österreich.

Jagdstopp gefordert

Die Organisation fordert nun eindringlich einen Jagdstopp auf die Turteltaube, um ein klares Zeichen für den Artenschutz zu setzen. Schon in den Bundesländern Burgenland und Niederösterreich wurde die Jagd auf die gefährdete Vogelart gestoppt, und dort ist eine ganzjährige Schonzeit eingeführt worden. Nur Wien hinkt hinterher und setzt weiterhin auf die Erlaubnis zur Jagd während der Zugzeit der Turteltauben.

Die Jagd auf sie ist vor dem Hintergrund der dramatischen Bestandsrückgänge völlig unangemessen
Johannes Hohenegger
BirdLife Österreich

"Die Turteltaube ist auf europäischer Ebene stark gefährdet. Ihre Bestände sind seit den 1970er Jahren massiv eingebrochen, und heute gibt es in vielen Ländern, darunter Deutschland und Großbritannien, kaum noch welche. Die Jagd auf sie ist vor dem Hintergrund der dramatischen Bestandsrückgänge völlig unangemessen", kritisiert Hohenegger. Besonders problematisch sei die Tatsache, dass die Turteltaube in Österreich zu den wenigen verbleibenden Ländern gehört, in denen sie überhaupt noch bejagt wird. Während in Westeuropa, etwa in Frankreich, Spanien und Portugal, die Jagd seit 2021 verboten ist, was dort zu einem Bestandsanstieg um ein Viertel geführt hat, sinken die Zahlen entlang der östlichen Zugroute, zu der auch Österreich gehört, weiterhin besorgniserregend.

Der letzte Zufluchtsort der Turteltaube?

Auch auf europäischer Ebene wird der Turteltaube zunehmend der Schutz gewährt. Laut der EU-Vogelschutzrichtlinie dürfen einige Länder noch auf die Turteltaube jagen, doch immer mehr Staaten verzichten angesichts des dramatischen Bestandsrückgangs freiwillig auf diese Praxis. "Es ist paradox, dass in Wien noch gejagt wird, während andere EU-Länder bereits Maßnahmen ergriffen haben, um die Turteltaube zu retten. Frankreich, Spanien und Portugal haben sich entschieden, der Turteltaube eine Verschnaufpause zu gönnen, doch Wien hinkt nach", erläutert Hohenegger.

Laut BirdLife Österreich ist es jetzt an der Zeit, auch in Wien die Jagd auf die Turteltaube endgültig zu verbieten. Man fordere den zuständigen Wiener Landesrat Czernohorszky auf, die versprochene Änderung umzusetzen. "Wien muss dem Beispiel der anderen Bundesländer folgen und die Turteltaube sowie andere bedrohte Vogelarten aus dem Jagdrecht nehmen. Diese Arten brauchen Schutz und nicht noch zusätzlichen Druck durch die Jagd!"

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    Auf den Punkt gebracht

    • Der Bestand der Turteltaube ist in den letzten Jahrzehnten dramatisch eingebrochen, und Vogelschützer fordern einen sofortigen Jagdstopp in Wien, wo als einziges Bundesland weiterhin auf die gefährdete Vogelart geschossen werden darf
    • BirdLife Österreich kritisiert diese Praxis scharf und betont, dass andere europäische Länder bereits Maßnahmen zum Schutz der Turteltaube ergriffen haben, während Wien hinterherhinkt
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