ÖVP-Vorschlag

Familien-Revolution – Auch Oma und Opa sollen in Karenz

Die ÖVP will, dass statt der Eltern auch Großeltern in Karenz gehen können. Für die Grünen ist das der falsche Ansatz beim Kinderbetreuungs-Problem.

Angela Sellner
Familien-Revolution – Auch Oma und Opa sollen in Karenz
Oma und Opa springen bei der Kinderbetreuung oft ein – die ÖVP plant nun eine Großeltern-Karenz.
iStock

Die Idee einer Großelternkarenz hatte ÖVP-Kanzler Karl Nehammer bereits im Jänner im Rahmen seines "Österreich-Plans" vorgestellt. Erste Ideen, wie das konkret aussehen könnte, kommen jetzt von Familienministerin Susanne Raab und Seniorenbund-Präsidentin Ingrid Korosec (beide ÖVP.

Und zwar soll die Großelternkarenz sowohl für pensionierte als noch berufstätige Großeltern möglich sein. Für letztere ist eine Freistellungsoption vorgesehen.

Voraussetzung ist, dass sich Oma oder Opa anstelle der erwerbstätigen Eltern um die Enkel kümmern. Eine gleichzeitige Karenz von Eltern und Großeltern soll nicht möglich sein.

Finanzielle Unterstützung wie für Eltern

Die finanzielle Unterstützung durch den Staat soll in Form eines "Großeltern-Bonus" erfolgen, analog zum Kinderbetreuungsgeld in derselben Höhe wie bei den Eltern.

Ein Beispiel für eine Aufteilung der Karenz zwischen Eltern und Großeltern: Mutter und Vater gehen hintereinander für je sechs Monate in Karenz, die restlichen zwölf Karenz-Monate übernehmen Oma oder Opa.

Die Großeltern-Karenz ist nicht nur eine große Wertschätzung der älteren Generation gegenüber, sondern auch ein Meilenstein für die Wahlfreiheit der Familien
Susanne Raab
Familienministerin (ÖVP)

Ministerin Raab sieht in der Großeltern-Karenz "nicht nur eine große Wertschätzung der ältren Generation gegenüber, sondern auch ein Meilenstein für die Wahlfreiheit der Familien" in Sachen Kinderbetreuung: "Jede Familie soll sich aussuchen können, wie sie die Kinderbetreuung gestaltet: egal ob in einer institutionellen Kinderbildungs- und Betreuungseinrichtung, durch Mutter oder Vater oder eben auch die Großeltern: es sollen alle Möglichkeiten offenstehen."

Die Großeltern-Karenz sei damit "ein zusätzliches freiwilliges Angebot für Familien, die früher wieder in den Beruf einsteigen wollen", so Raab.

Kritik der Grünen

Der grüne Regierungspartner sieht das freilich ganz anders, hatte die Idee einer Großeltern-Karenz bereits bei der ersten Vorstellung im Jänner kritisiert. Am Sonntag erteilte die Tiroler Grün-Abgeordnete Barbara Neßler der Idee des "Überstülpens von Betreuungspflichten" auf die Großeltern neuerlich eine klare Absage.

Statt Ausreden und Verantwortungsabgabe braucht es endlich verlässliche, kostenlose und flächendeckende Kinderbetreuung in ganz Österreich
Barbara Neßler
Grüne Nationalratsabgeordnete

"Es kann nicht sein, dass die Verantwortung von der Mutter auf die Großmutter abgewälzt wird. Familien dürfen nicht länger im Stich gelassen werden. Statt Ausreden und Verantwortungsabgabe braucht es endlich verlässliche, kostenlose und flächendeckende Kinderbetreuung in ganz Österreich", so die Nationalrätin in einer schriftlichen Stellungnahme zur APA.

Auch in Bezug auf Altersarmut bei Frauen würde das Modell die Situation nicht verbessern, sondern sogar verschärfen, betont Neßler: "Wenn die Oma noch im Erwerbsleben ist und dann ein Jahr daheim bleibt, wirkt sich das natürlich negativ auf die Pension aus." Für viele Frauen sei Altersarmut "bittere Realität."

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    Auf den Punkt gebracht

    • Die ÖVP schlägt vor, dass auch Großeltern in Karenz gehen können, anstatt nur die Eltern – aber nicht gleichzeitig
    • Die Großeltern würden dafür einen "Großeltern-Bous" bekommen, analog zum Kinderbetreuungsgeld der Eltern
    • Die Grünen kritisieren diesen Ansatz und betonen die Notwendigkeit einer zuverlässigen und kostenlosen Kinderbetreuung
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